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Jain Hände

Jain / Spookland / Sony / Columbia

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Jain - „Souldier“

Jain wurde vor drei Jahren mit dem Song „Come“ bekannt. Die Französin macht seither wundersam verspielten Stil-Mix-Pop in englischer Sprache. Ihr neues Album nennt Jain „Souldier“.

Von Eva Umbauer

Jain

Jain / Spookland / Sony / Columbia

Der „Souldier“ von Jain ist natürlich ein „soldier of love“. Jain schreibt ihren „soldier“ mit einem „u“ nach dem „o“, wie das Wort „soul“, also Seele oder Soul-Musik. Als Kind mochte Jeanne Louise Galice, wie Jain in ihrer Geburtsurkunde heißt, die alten Soul-Platten ihrer Eltern gerne - Klassiker wie Marvin Gaye oder Otis Redding. Neue Lieblingsmusiken kamen bald dazu.

Da die im südwestfranzösischen Toulouse geborene Jain einen Großteil ihrer Kindheit und Jugend in Afrika und den Vereinten Arabischen Emiraten verbrachte, kamen musikalische Einflüsse von dort hinzu, als sie begann Musik zu machen. Mit 16 schrieb sie „Come“, aber erst einige Jahre später, als sie den Song aufnahm und ins Internet stellte, kam für Jain alles ins Rollen.

Auf „Come“ folgte ein erstes komplettes Album. Jain nannte es „Zanaka“, nach dem Wort, das auf Madagassisch „Kind“ bedeutet. Jains Großmutter mütterlicherseits stammte aus Madgaskar.

French or English?

Jain wollte aber immer auf Englisch singen und nicht auf Französisch, auch wenn Frankreich immer schon ein guter Boden war für Popmusik, die von fernen Ländern inspiriert ist. Allein schon, um von so vielen Menschen wie möglich verstanden zu werden bevorzugt Jain die englische Sprache. Dass sie sich damit wohlfühlt, hört man gut in ihrer Musik. Auch am neuen Jain-Album sind also wieder alle Songs auf Englisch. Es gibt nur einen französischen Untertitel: „Pointe-Noire“. Ansonsten heißen die neuen Songs von Jain „On My Way“, „Oh Man“ oder „Alright“.

Jain "Soldier" Cover

Spookland / Columbia

„Souldier“ von Jain ist kürzlich bei RCA erschienen.

„Alright“ ist einer der Key-Tracks am neuen Jain-Album, eine Hymne an das Durchhalten, dass alles gut wird, wenn wir nur ganz fest an die Liebe glauben. Das mag etwas abgedroschen klingen, aber irgendwer muss uns ja schließlich gelegentlich daran erinnern, gerade in turbulenten Zeiten. Und sobald man die Musik zum Text von „Alright“ hört, ist sowieso nichts mehr abgedroschen: Jain schüttet ein ganzes Füllhorn an ansteckendem Optimismus über uns aus mit ihrem freundlichen Rap-Gesang, während es dahinter Drum’n’Bass-artig zugeht und ein wenig Afrobeat reindrängt.

Jain lebte vier Jahre in der Republik Kongo in Zentralafrika. Als sie zwölf war zog ihre Familie dorthin, weil ihr Vater im Erdölbereich tätig ist. Mit sechzehn, kurz bevor Familie Galice wieder nach Frankreich zurückkehrte, schrieb Jain in Pointe-Noire, der zweitgrößten Stadt des Landes, den Song „Come“ und fertigte eine Demoversion an.

Ein paar Tipps, den Computer und das Aufnehmen beteffend, hatte Jain zuvor von Mr. Flash erhalten. Sie hatte den französischen Producer und DJ in der Republik Kongo getroffen. Mr. Flash - im realen Leben Gilles Bousquet - ist unter Vertrag bei Ed Banger Records, jenem französischen Electronic-Plattenlabel, das vom Manager von Daft Punk gegründet wurde.

Nachdem Jain dann also den Track „Come“ ins Web gestellt hatte, meldete sich ein gewisser Yodelice bei ihr, mit der Frage, ob man zusammen Musik mache könnte. Yodelice heißt eigentlich Maxime Nouchy und ist ein französischer Songschreiber. Der Konservatoriumsabgänger schrieb auch für das neue Jain-Album wieder zusammen mit ihr Songs.

Jain hat es also wieder getan, nämlich einen Haufen qirliger Songs gemacht, die in diverse Stilrichtungen weisen. Wie kaum jemand sonst verbindet sie verschiedenste musikalische Elemente. Da trifft eine zarte Akustikgitarre auf poppige Synthies oder Reggae-Vibes auf orientalische Streicher - etwa bei „Abu Dhabi“, einer Hommage an jenen Ort, an dem Jain drei Jahre verbrachte, von neun bis sie zwölf Jahre alt war.

Songwriter, Singer, Beatmaker

Mal erinnert Jain an - eine sanftere - M.I.A., dann wieder an den großen Bob Marley. Authentisch bleibt sie in ihrem cleveren, aber stets natürlichen Genre-Mix und mit ihrer wandelbaren Stimme immer. Am allerstärksten kommt sie herüber, wenn sie den hibbeligen Tanzboden kurz verlässt und ruhigere Songs vorstellt, etwa das titelgebende „Souldier“ oder „Dream“, ein beseeltes Empowerment-Stück, in dem es heißt „You don’t need no excuse to be the one you want, to be to feel free from your destiny.“

Love, Happiness, Diversity und Peace, aber auch ein bisschen schelmisch-Sein, das alles und noch viel mehr ist „Souldier“ von Jain, ein Pop-Album auf der Höhe der Zeit und doch so eigen und persönlich.

Da findet sich etwa auch ein Stück namens „Inspecta“ - eine geniale Neuerfindung vom „Inspector Gadget“-Theme, also der Titelmelodie jener kultigen amerikanischen Fernsehserie aus den 1980er Jahren.

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