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Citizen Science – Wissenschaft zum Mitmachen

citizen science heißt, dass Bürgerinnen und Bürger bei großen wissenschaftlichen Projekten mithelfen. Etwa indem sie etwas zählen oder dokumentieren. Oder sich kleine Teile von großen Datenmengen anschauen.

Von Irmi Wutscher

Teebeutel vergraben und nach drei Monaten wieder ausgraben und wiegen. Überfahrene Tiere auf der Straße fotografieren. Sichtungen von Schmetterlingen vermerken. Das sind keine ausgefallenen Spleens eigenartiger Persönlichkeiten, sondern Wege, wie Menschen wie du und ich der Wissenschaft behilflich sein können.

Die Wissenschaft näher zu den Menschen bringen: das will das Wissenschaftsfestival Be Open, das ab morgen auf dem Maria Theresienplatz in Wien stattfindet. Der Eintritt ist frei!

Wie funktioniert citizen science, was erhofft sich die Wissenschaft davon? „BürgerInnen können auf unterschiedlichen Ebenen mitwirken, das fängt an beim Datensammeln, geht über Analyse und Methodenentwicklung bis zu Fragestellungen“, sagt Gerit Oberraufner vom Wissenschaftsfonds FWF.

Ich habe heute zum Beispiel zur Recherche Unterwasserbilder aus dem Meer angeschaut und versucht, Plankton zu erkennen. Bei einem anderen Projekt, wo ich Schrift aus der Zeit Shakespeares entziffern und transkribieren sollte, bin ich allerdings gescheitert. Wo liegen die Grenzen von Citizen Science? „Wenn die Forschung kompliziert wird, wenn es Labore oder Geräte braucht. Da wird es schwierig, BürgerInnen einzubinden.“

planktonportal.org

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Aber überall dort, wo entweder so große Datenmengen vorhanden sind, dass Forschungsinstitute sie niemals sichten könnten - oder wo es gilt, draußen Tiere und Pflanzen zu erfassen, da können die Hobby-WissenschaftlerInnen gute Dienste leisten. Ist citizen science dann nicht ein Auslagern von Arbeit, die Forschungseinrichtungen nie bezahlen könnten? Gerit Oberraufner verneint: „Citizen Science ist sicher nicht zum Sparen da. Sie kostet wahrscheinlich mehr, als sie bringt.“

Auf citizen-science.at gibt es einen Überblick über österreichische Projekte. zooniverse ist eine internationale Plattform

Eine andere Befürchtung ist, dass Ergebnisse von übereifrigen HobbywissenschaftlerInnen verfälscht werden könnten. „Das ist immer eine Befürchtung von Wissenschaftlern – auch sie selbst können ja Daten verfälschen“, sagt Gerit Oberraufner. „Ich glaube, das jemand, der so etwas freiwillig macht, da mit besonders großer Vorsicht herangeht.“

Interessant wird es, wenn man die breite Masse nicht nur zum Zählen benutzt, sondern schon ganz am Anfang einsetzt. „Das ist ganz ein anderer Ansatz, das macht die Ludwig Boltzmann Gesellschaft mit dem Projekt „Reden Sie mit“. Da wollen sie von der Bürgerinnen Forschungsfragen – in dem Fall zum Thema Unfallverletztungen – wissen.“ So lassen sich vielleicht sogar blinde Flecken in der Forschung vermeiden.

Der Trend zum Einbinden von Bürgerinnen und Bürgern in wissenschaftliche Projekte wird anhalten, ist sich Gerit Oberraufner sicher. „Auch um das Vertrauen in die Wissenschaft zu stärken.“

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