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Löwen für „Roma“ und „The Sisters Brothers“

Bei der 75. Ausgabe der Internationalen Filmfestspiele in Venedig wurden am Samstagabend die Preise verliehen. Der Goldene Löwe für den besten Film ging an den Mexikaner Alfonso Cuarón für die Netflix-Produktion „Roma“. Jacques Audiard wurde mit dem Silbernen Löwen für seinen Anti-Macho-Western „The Sisters Brothers“ geehrt.

Von Petra Erdmann

Mit seinem schwarz-weißen und poetischen Familiendrama „Roma“ , das in Mexico City in den 70er Jahren angesiedelt ist, hat sich der Mexikaner Alfonso Cuarón letztlich gegen die heuer besonders starke Konkurrenz durchsetzen können.

Fantasy-Regiemeister Guillermo del Toro, Vorsitzender der diesjährigen internationalen Jury in Venedig, hat gestern mit warmherziger Freude und Witz seinem Landsmann Alfonso Cuarón den Hauptpreis übergeben: „I hope, I can pronounce the name correctly.“ Cuarón dankte sichtlich gerührt mit dem Bekenntnis „She raised me“ seinem Kindermädchen, das den Regisseur zu seiner autobiografischen Milieubeschreibung der oberen Mittelklasse in Mexiko inspiriert hatte.

Guillermo del Toro

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Guillermo del Toro

Es war das erste Mal in der Geschichte eines A-Filmfestivals und im Vorfeld heftig diskutiert, dass mit „Roma“ eine Produktion eines Online-Streaming-Giganten (Netflix) den Wettbewerb für sich entscheiden konnte. Die Coen-Brüder wurden für ihre aberwitzige Western-Anthologie „The Ballade of Buster Scruggs“ (auch Netflix) mit dem Preis für das Beste Drehbuch ausgezeichnet. Dass besonders starke Filme in Venedig landeten, lag auch an der strengen Vorgabe des Filmfestivals in Cannes im Mai, das Netflix-Produktionen im Wettbewerb nicht zugelassen hatte. Cannes-Festivaldirektor Thierry Frémaux machte eine Kinoauswertung in Frankreich zur Bedingung für das Rennen um die Goldene Palme.

„Der große, große Große Preis der Jury“, so Jurypräsident del Toro, und somit die zweitwichtigste Auszeichnung ging an die eigenwillige und schwungvolle Historienkomödie des Griechen Yorgos Lanthimos. „The Favourite“ mit Emma Stone, Rachel Weisz und Olivia Colman war im Vorfeld als einer der hohen Favoriten für den Golden Löwen gehandelt worden.

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Olivia Colman

Olivia Colmans („The Lobster“, „The Crown“) melancholische, witzige Performance einer lesbischen und depressiven Königin war der Jury die Coppa Volpi für die Beste Schauspielerin wert.

Willem Dafoe (63) wurde für seine furiose und sensible Darstellung des 37-jährigen Malers Vincent Van Gogh in „At Eternity’s Gate“ von Regisseur Julian Schnabel zum Besten Schauspieler gekürt.

Für Diskussionsstoff hatte im #metoo-Zeitalter gesorgt, dass von den 21 Wettbewerbsbeiträgen hier nur einer von einer Regisseurin realisiert wurde. Die Australierin Jennifer Kent hatte rein rechnerisch das große Los gezogen. Ihr Historiendrama „Nightingale“ über Sexismus und Unterdrückung von Minderheiten konnte gleich zwei Preise für sich verbuchen.

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Jennifer Kent bei der Preisverleihung

Den Spezialpreis der Jury hat Kent mit kämpferischen Worten entgegengenommen: „To all those women out there wanting to make films, please go and do it. We need you. The feminine force is the most powerful and healing force on the planet. I’m confident next year and the year after we’ll see more and more women inhabiting this space.“

Kents ultrabrutales, manchmal zu schematisches Revenge Movie „Nightingale“ , handelt von einer jungen, vergewaltigen Frau, die in der tasmanischen Wildnis im 18. Jahrhundert den Mord an ihrer Familie rächt. Der Aborigine Baykali Ganambarr spielt ihren Begleiter und wurde in Venedig mit dem Marcello-Mastroianni-Award für den besten Nachwuchsdarsteller geehrt.

Baykali Ganambarr hielt eine zurückhaltend sympathische Rede gegen die Unterdrückung seines Volkes und dankte seiner Regisseurin Jennifer Kent, “for having told the story of our past in Tasmania truthfully”.

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Baykali Ganambarr bei der Preisverleihung

2018 setzte somit die Internationale Jury der 75. Ausgabe des Filmfestivals in Venedig ein klares Zeichen, in Zukunft mehr Frauen, die hinter der Kamera stehen, für internationale Filmwettbewerbe auszuwählen und zu prämieren.

Umso erfreulicher, dass die österreichische Filmemacherin Sudabeh Mortezai in der Nebenschiene „Giornate degli Autori“ einen doppelten Preis-Coup landen konnte. Ihre dokumentarisch anmutende Mileuschilderung „Joy“ über nigerianische Sexarbeiterinnen in Wien wurde als Bester Europäischer Film und mit den Hearst Film Award für die beste weibliche Regie ausgewählt. „Joy“ kommt Anfang nächsten Jahres in die österreichischen Kinos.

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