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Die Purge-Nacht auf der Strasse. Maskierte Männer.

Patti Perret/USA Network

Purgen in Serie

Die Horror-Dystopie „The Purge“ bekommt nach vier Filmteilen nun auch einen Serienableger. In 10 Episoden geht es durch die 12 gesetzlosen Stunden.

Von Martina Bauer

Der erste Teil der Purge-Reihe überraschte mich. 85 unerwartete Kino-Minuten, kammerspielmäßig, mit interessanter Prämisse.

Dazu in einer der Hauptrollen Ethan Hawke, der ja sonst kaum im Horror-Genre anzutreffen ist - Ausnahmen etwa: Daybreakers, Sinister oder eventuell dazurechenbar der Katastrophenfilm Alive!.

Diese erste „Säuberung“ aus 2013 ist jedenfalls Mit-Grund dafür, warum die Folge-Filme „The Purge: Anarchy“ (2014) sowie „Election Year“ (2016) und das heurige Sommer-Prequel „The First Purge“ für mich something to watch blieben. Wie auch die nun gestartete Serie.

Mit dem Sirenenton

Für jene, die noch nie gepurged haben: Die Purge-Nacht sind jene 12 Stunden in einem fiktiven, leicht zukünftigen Amerika, in dem sämtliche Verbrechen, inklusive Mord erlaubt und damit straffrei sind. Ein Sirenenton umrandet diese Zeitspanne von sieben Uhr abends bis morgens, mit der die Regierung proklamiert, die Kriminalitätsrate niedrig zu halten.

Die Purge-Reihe hatte von Beginn an Themen wie Schrankenlosig- und Gewaltsamkeit, Waffenversessenheit, Klassenunterschiede sowie Machtstrukturen plus ebensolchen Wahn angerissen und paraphrasiert.

„The Purge“, die Serie, ist via Amazon Prime abrufbar. Neue Folgen in Originalfassung gibt es immer mittwochs. Ab 21. September ist auch eine deutsche Synchronversion verfügbar.

Die Serie „The Purge“ zieht in ihrem Auftakt nun vor allem neue Plot-Points ein.
Mit einer Bezahlkillerin etwa, die in jener Nacht möglichst viele Jobs erledigt. Die Prämisse dahinter: Haben wir Normalbürgerinnen nicht alle eine sogenannte Purge-Liste?

Oder eine Purge-TV-Show. Die schickt Unfreiwillige auf eine Art Mörderparcours, dessen Preis das schiere Überleben sowie ein Auto sind. Daneben gibt es Doku-drehende Journalisten, wie stets auch freiwillig helfende Hände und natürlich die typischen - überwiegend männlichen - Purger. In Gruppen, maskiert bis verkleidet, auf offenen Pick-Ups herumfahrend.

Und dann wird noch ein Kult, eine Sekte etabliert. Junge traumatisierte Menschen werden in den Glauben getrieben, an der Heilung der Menschheit mitzuwirken, so sie sich gewissermaßen als Opfer darbieten. „The Giving“ und „Purged upon“ wird dieser Akt genannt. Die Anführerin könnte wohl die perfideste aller Purgenden sein.

Mitglieder eines Kults in einen blauausgeleuchtetem Bus

Patti Perret/USA Network

Gründerväter

James DeMonaco, Erfinder der Purge-Franchise, steckt auch hinter der Serie. Er wollte Beweggründe sowie Pläne-Schmieden von Purgenden weiter und breiter ausleuchten. Folglich wird viel mit Flashbacks gearbeitet. Bekanntester Name auf der Cast-List ist dabei wahrscheinlich William Baldwin.

Die ersten Folgen sind gut gemacht, haben gewissen Action-Drive. Der Countdown bis zu Purge-Beginn in Folge Eins taktet zwar dramaturgisch, nervt gleichzeitig aber etwas. Genauso wie der Umstand, dass Menschen massenweise um fünf vor Purge noch Vorräte einkaufen, unnötig in der Gegend herumfahren oder erst beginnen, Häuser zu verbarrikadieren.

Die Reichen natürlich aktivieren einfach ihre Sicherheitsysteme. Womit wir bei der NFFA wären, den New Founding Fathers of America. Jener regierenden totalitären Partei, die die Erfinder der Purge-Nacht sind und die ein gewisses 1930er Odeur umweht.
Auf ihrer Purge-Party werden Spenden gesammelt, Deals geschlossen, es fallen Sätze wie „I don´t pay taxes“ oder „We made this country great“.

Insgesamt bleibt nach den ersten Folgen aber der Eindruck einer Metaebenen-Ausbaufähigkeit. Und damit das Politischste sowie der vielleicht größte Horror derzeit noch der eigene Gedanke: Ob es wohl einmal US-Machtinhabende geben könnte, die eine Purge-Nacht tatsächlich für eine begrüßenswerte Idee halten würden?

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