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APA/AFP/Jean THIERCELIN/Radio FM4

Dreifach-Jubiläum im österreichischen Internet

In den 1980er-Jahren wurde im Internet ein System für Domain-Namen mit Länderkennungen eingeführt. 1988 tauchte auch Österreich mit der Domain .at auf der Internet-Domain-Landkarte auf. Seit 20 Jahren werden .at-Domains über die Website Nic.at vergeben, die vor 10 Jahren dann auch die „Internet-Feuerwehr“ CERT ins Leben gerufen hat. Ein Dreifachjubiläum des österreichischen Internets.

Von Christoph „Burstup“ Weiss

In den Anfangszeiten des Internet war dessen Bedienung recht komplizert. Nicht nur das Aufrufen von Informationen, auch der Versand einer E-Mail war schwierig, denn es gab viele verschiedene Adressierungsstandards in den unterschiedlichen Netzwerk-Varianten. Je nachdem, ob Server zum Beispiel im DECnet liefen (also auf Vax-Rechnern), im Bitnet (IBM) oder über UUCP angebunden waren (Unix), sah eine E-Mail-Adresse anders aus. Zum Beispiel gab die Universtität von Texas mehrere Adressen an, damit man ihr eine Nachricht schicken konnte:
UUCP: ...cs.texas.edu!ut-emx!netbook
Bitnet: netbook@thenic
SPAN (staatliches Netz von Texas): utspan::thenic::netbook, und so weiter.

Die Lösung des Problems kam Anfang der achtziger Jahre mit der Umstellung auf TCP/IP, heute sozusagen das Kommunikationsprotokoll, das dem „Netz der Netzwerke“ zugrunde liegt. Ab diesem Zeitpunkt diente nämlich auch ein Hostfile als „Telefonbuch“ für die verschiedenen Netze. Somit wurde die Adressierung einfacher.

Auch diese Maßnahme stieß kurze Zeit später an ihre Grenzen, weil das ständige Aktualisieren und Hin- und Herkopieren des Hostfiles die Netze zu stark belastete. Also schlug der Informatiker Paul Mockapetris vor, ein System für Domain-Namen mittels eigener DNS-Server einzurichten. Der Vorschlag wurde 1985 umgesetzt. Die ersten internationalen Länderkennungen waren .us für die USA, .uk für Großbritannien und .il für Israel.

30 Jahre .at

Im Jahr 1988 tauchte schließlich auch Österreich mit der Domain .at auf der Internet-Landkarte auf. Die Domain .at wurde durch eine Gruppe von Wissenschaftlern an der Universität Wien eingetragen. Auch in Österreich war das Netz anfangs noch eine rein akademische Einrichtung, in der Wissenschaftler kommunizieren und Daten austauschen konnten. 1988 wurde die .at-Domainendung auf Betreiben der Universität Wien zum Domain Name System hinzugefügt. Drei Jahre später startete die Universität auch mit der öffentlichen Domainvergabe.

20 Jahre nic.at

Heute werden .at-Domains nicht mehr von der Universität, sondern von nic.at registriert. Das Kürzel NIC steht weltweit für Network Information Center, eine Stelle zur Verwaltung von einer oder mehreren Top-Level-Domains im Domain Name System. Die österreichische nic.at ist eine GmbH mit Sitz in Salzburg, die zu 100% im Besitz einer Stiftung steht. Sie beschäftigt etwa 30 Mitarbeiter und feiert heuer ihr zwanzigjähriges Bestehen. Bis heute wurden knapp 1,3 Millionen .at-Domains registriert. „Das sind 40 mal mehr als zur Gründung von nic.at vor 20 Jahren“, sagt Richard Wein, Geschäftsführer von nic.at.

Die österreichische Domainlandkarte von nic.at zeigt: Die höchste Dichte an registrierten .at-Domains in Österreich hat heute der erste Wiener Gemeindebezirk. Aber selbst Dörfer mit weniger als 70 Einwohnern wie Namlos, Tschanigraben oder Gramais sind mit .at-Domains registriert. Damit gibt es hierzulande keine Gemeinde ohne eine solche Kennung. Wintersportgebiete stechen besonders hervor: zum Beispiel hat die 466-Seelen-Gemeinde Untertauern im Bezirk St. Johann im Pongau insgesamt 437 .at-Domains registriert.

Große Jubiläumsgala

CERT und nic.at feiern das Mehrfach-Jubiläum heute, am 26.9. 2018, mit einer großen Galaveranstaltung in der Marx-Halle Wien. Stermann und Grissemann sowie Oma Elfriede werden die Gäste durch den Abend führen.

Weltweit gibt es derzeit rund 337 Millionen Domains. Davon sind 44% länderspezifisch, die anderen 56% befinden sich unter generischen Top-Level-Domains. Mittlerweile werden weltweit mehr Domains unter neuen generischen Top-Level-Domains als unter Länderdomains registriert, letztere haben sich aber bei immerhin noch zwei bis vier Prozent Wachstum pro Jahr eingependelt. In Österreich gab es im aktuellen Kalenderjahr 2018 bisher bereits ein Plus an 12.608 .at- Domains.

In Zukunft steht bei nic.at die Entwicklung zusätzlicher Services und Sicherheits-Features am Programm. „Aktuell forschen wir intensiv an der Blockchain-Technologie und wie wir sie für relevante Internet-Services einsetzen können”, sagt Robert Schischka von nic.at. „Wir wollen herausfinden, welche Rolle nic.at als neutrale Instanz hier spielen kann."
Auch das Engagement bei den kostenlosen Services für die Internet-Community – zum Beispiel CERT – werde weitergeführt und ausgebaut.

10 Jahre CERT

Das österreichische Computer Emergency Response Team CERT feiert 2018 ebenfalls ein Jubiläum. Es wurde 2008 gegründet und wird seither als "Internet-Feuerwehr“ bei akuten Cybersecurity-Bedrohungen aktiv. Mehr Sicherheit soll es aber in Zukunft auch speziell für einzelne Branchen geben. „Mit Austrian Energy CERT für den österreichischen Energiesektor gibt es nun ein Best Practice-Beispiel für die Stärkung der IT-Sicherheitskompetenz kritischer Infrastrukturen, das wir auf weitere Branchen ausdehnen wollen,“ sagt Robert Schischka, der auch Geschäftsführer von CERT ist.

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