Zurück zu den psychedelischen Wurzeln
Von Stefan Trischler
Der Mann mit dem Elephantenkopf ist schuld. Er erschien dem Cypress Hill-Produzenten DJ Muggs im Traum und gab ihm die Idee, zu seinen frühesten Erinnerungen zurückzukehren. Schon in seinem Kinderzimmer stand nämlich eine Lavalampe und dank des Onkels und des großen Bruders war auch meistens psychedelische Rockmusik zu hören. Mit dem Plan, eine Platte zu machen, die zugleich Psych Rock, aber trotzdem unverkennbar Cypress Hill sei, zog Muggs aus und sammelte an Plätzen wie Joshua Tree, in Ägypten oder in Jordanien Melodien und Sounds einzusammeln.
Wichtig war DJ Muggs, dass die vielen live eingespielten Instrumente und Stimmen trotzdem wie Samples klingen sollten. Denn Elephants on Acid ist nicht nur für ihn ein Trip zurück zu den Wurzeln, sondern für Cypress Hill als Ganzes. Ihren guten Namen verdienten sich die drei Musiker aus LA nämlich mit schwer eingerauchten Raps oder mit moshpit-verursachenden Krachern - immer auf verstaubten Samples aufgebaut und immer mit dem grandiosen Zusammenspiel zwischen den unterschiedlichen Stimmlagen der Rapper B-Real und Sen Dog verfeinert.
Dass alle drei Bandmitglieder zumindest einen kubanischen Elternteil haben, machte sie auch zu einem Aushängeschild der Latino-HipHop-Community. Zuerst ließen sie das mit vereinzelten spanischen Ausdrücken in ihre Songs, später gab es auch Übersetzungen ihrer großen Hits und auch musikalisch ließ man die Latin-Musik immer stärker einfließen. Andererseits hatten Cypress Hill live auch immer eine starke Energie und begannen bald auch Rock-Crowds zu begeistern - am Höhepunkt der musikalischen Annäherung von Rap und Rock spielten sie gar einen Song mit Sonic Youth neu ein.
cypress hill
Und dieser Rock-Faktor steht in seiner psychedelischen Ausformung eben auch im Zentrum der neuen Platte Elephants On Acid. Wobei weniger die verzerrten Gitarren im Vordergrund stehen als die Energie - und vor allem um surreale und halluzinogene Erfahrungen und auch ihre Abbildungen in verschiedenen Kunstformen. Es gibt etwa Referenzen an Alejandro Jodorowsky, Lewis Carroll oder Salvador Dali zu hören. Das Intro zollt wiederum Tusko Tribut, einem Elefanten, der bei einem wissenschaftlichen LSD-Experiment tragisch ums Leben kam - und zwischen den Songs sorgen immer wieder bewusstseinserweiterte Interludes für kurze Atempausen.
Die braucht es auch, denn in den Songs selbst versprühen Sen Dog und B-Real wieder die Dringlichkeit und Intensität, für die wir Cypress Hill in ihren Anfangstagen geliebt haben. Nun kann man völlig zurecht einwenden, dass sich die drei auf Elephants On Acid vorsichtig gesagt nicht eben neu erfinden - in manchen Momenten schrammt die Band eher nahe am Selbstplagiat vorbei. Aber ob wir Cypress Hill stattdessen lieber in einem trendy Soundgewand gehört hätten? Zitat DJ Muggs: That would’ve been the dumbest shit I’ve ever done in my life! Wenn eine Formel gut ist, kann man wohl wieder darauf zurückkommen. Und als ganzes Album beziehungsweise Experience ist Elephants On Acid durchaus kunstvoll arrangiert - legale Halluzinationen inklusive!
Publiziert am 28.09.2018