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Flut

Flut

Nervös? Nur vor einem Date.

Auf „Global“, dem Debutalbum von Flut, geht es um die Liebe, um erste Erfahrungen mit Erfolg, und darum, wieso man vor großem Publikum gar nicht so aufgeregt sein muss. Es unterscheidet sich gekonnt und nachvollziehbar von der Vorgänger-EP „Nachtschicht“.

Von Lisa Schneider

Ende Juni stehe ich vor der FM4-Planet.tt-Bühne am Donauinselfest. Flut spielen gerade. Da kündigt Sänger und Gitarrist Johannes Paulusberger ihre damals aktuelle Single „Schlechte Manieren“ an. Die ersten Töne, und ich bin schwer überrascht.

Trends hochleben lassen

Im März 2017 waren Flut unser Soundpark Act, da haben die fünf Musiker aus Oberösterreich gerade ihre erste EP „Nachtschicht“ veröffentlicht. Es gibt Sehnsuchtssongs zu hören, sie künden vom Weltzschmerz, ich kann nicht mehr lieben, heißt es da; ich kann nicht mehr leben. Dabei sind sie so blutjung, alle Mitglieder von Flut, es ist ein schönes Geheimnis, wie sie trotzdem imstande sind, die Nostalgie ihrer Großväter zu vermitteln. Das ist auch das, was über sie geschrieben wurde, die zarte Verklärung, Videos, wie sie der „Tatort“ nicht besser drehen könnte, Trenchcoats, Synthesizer, nasale, falcoeske Stimme. Ein Trend, der sich nicht wiederholt, ist kein Trend.

Flut

Flut

„Was immer gut war, ist, dass die Leute es immer sehr authentisch und erdig gefunden haben, was wir machen. Aber natürlich will man seine Seele jetzt nicht für immer an die 80er Jahre verkaufen. Da muss man eben überlegen: Was will man eigentlich machen? Und im Großen und Ganzen war es ein natürlich Prozess, dass es so klingt, wie es jetzt klingt - man will ja etwas verändern, nicht sich wiederholen.“

Eigene Maßstäbe

Besagte „Schlechte Manieren“, das Überraschungsei am Donauinselfest-Set von Flut, manövriert sich den Weg durch den Referenzdschungel hin zum bandeigenen Sound. Plänkelnder Surfpop, Slang-Schmäh, der nach wie vor wirkt, das rotzige Etwas. Und gleichzeitig klingt alles leichter, befreiter, ungekünstelter.

Johannes Paulusberger sieht den neuen Sound „nicht so sehr als Selbstfindung, sondern mehr als eine natürliche Weiterentwicklung“. Flut schreiben ihre Songs weiterhin zusammen, zu fünft; und diese Zusammenarbeit funktioniert jetzt einheitlicher, geschmeidiger als früher - die letzten Monate haben die Band noch enger zusammenwachsen lassen, und so auch die Songs in ihrer Strukur.

Albumcover "Global" von Flut

Seayou Records

„Global“ heißt das erste Album von Flut und erscheint auf Seayou Records.

Flut LIVE in Österreich

17.11.2018 AT, Linz @ KAPU
23.11.2018 AT, Grieskirchen @ Einfach So Festival
28.11.2018 AT, Wien @ WUK
30.11.2018 AT, Graz @ ppc
01.12.2018 AT, Wolkersdorf @ Outback
21.12.2018 AT, Salzburg @ Rockhouse

Alle Tourtermine in Deutschland und der Schweiz findet ihr hier.

Da dürfen auch Ausreißer in der Setlist sein, wie etwa „Cocktailbar“, ein Song Marke Happy: Es sprüht leicht, hoher Bierzelt-Unterhaltungsfaktor, trotzdem nicht plump. Und das auch obwohl die Texte, so Johannes, „nichts G’studiertes sein müssen, eher das Gegenteil“. Wer jedenfalls „Durscht“ nicht auf „Wurscht“, sondern auf „egal“ reimt, hat sich schon seine Gedanken gemacht.

Musikalisch und inhaltlich um die Welt

„Global“ ist nicht in erster Linie ein Konzeptalbum, auch, wenn der Name von vornherein feststand. Was aber trotzdem jetzt „global“ am Album ist, wächst symbiotisch inhaltlich und musikalisch zusammen: da finden sich Sounds verschiedener Kontinente (vor allem Samples, aber auch schlichte Pfeifen) ebenso wie verschiedene Genres (Funk, Reggae, klassischer Gitarren-Indiepop). Ein Song heißt „Kein Land“ und thematisiert wie stellvertretend für die anderen zehn eine imaginierte Überstaatlichkeit. Und außerdem schlängelt man sich mit Flut durch alle möglichen Gezeiten und Klimazonen: „Eiszeit“, „Regen“, „Sommer in Mumbai“.

Der Stoff für die besten Popalben bleibt aber natürlich immer derselbe:

„Das Album ist fast schon ein bisschen zu traurig geworden, teilweise, weil es natürlich auch ein Liebesalbum ist.“ Der Song „Regen“ als schönster Beweis, eine schwere Synthesizer-Ballade, das Wasser fällt nur metaphorisch vom Himmel, und eigentlich aus den Augenwinkeln.

Lieber gelassen statt aufgeregt

Es ist auch die Liebe, die Johannes Paulusberger mehr Kopfzerbrechen bereitet als ein Support-Slot vor Kraftklub, vor guten 12.000 Menschen. Vor einem Date ist er nervöser als dort oben, schmunzelt er. „Da sprichst du hinein ins Mikro, es kommt durch die großen Boxen wieder raus - und niemand wird nach oben rennen und dir die Gitarre aus der Hand reißen. Ein heiliger Arbeitsplatz ist das dort.“ Flut spielen im Herbst ihre größte Tour bis jetzt - sie führt die Band durch Österreich, Deutschland und die Schweiz. Wenn er zurückdenkt und vergleicht, kann Johannes Paulusberger das mulmige Gefühl in der Magengrube durchaus beiseiteschieben: „Vor einem Jahr hätt ich mir viel mehr angetan. Mich viel mehr geärgert, wenn was schiefgeht.“ Die Nervosität ist einer live erspielten Gelassenheit gewichen, und auch das hört man auf „Global“.

Dass die Erfahrungen am Anfang der Musikkarriere nicht immer nur nach Zucker schmecken, kommt auf der aktuellen Single „Alles“ heraus: „Du hast jetzt alles, das du nicht brauchst / Du willst von allem ein ganzes Meer / Du hast jetzt alles, das dir gefällt / Du willst von allem ein ganzes Meer / dann zieh dich aus und gib dich her“. (Sidenote: Dass Bilderbuch-Produzent Sebastian „Zebo“ Adam hier am Werk war, hört man von allen Nummern des Albums hier am meisten heraus.)

„Wenn man immer Grinsen muss, obwohl einem vielleicht nicht zum Grinsen ist. Wenn man auf der Bühne steht und sich verloren fühlt, und sich fragt: Wieso jubeln die jetzt mir zu und nicht dem Bierverkäufer, der schenkt ja eigentlich auch super aus? Und trotzdem muss man sich damit zurechtfinden, und so tun, als wärs der größte Moment seines Lebens. Es überwiegen natürlich die guten Momente auf der Bühne - nur gibt’s die anderen eben auch.“

Erdige Ehrlichkeit zeichnet Flut und ihre Musik weiterhin aus. Das Singen über die verlorene Liebe, das Wiederaufstehen. Die Jugend eben, und sich auch danach fühlen.

„Global“ überrascht, macht traurig, macht gleichzeitig Spaß. Und ist außerdem der wichtige Schritt für Flut in ihre eigene Welt.

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