Die Zudeckerin - Die Schulreform
Von der Zudeckerin
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Hurra, es gibt wieder eine Schulreform! Die letzte Reform liegt ja auch schon wieder zwei Jahre zurück. Seitdem war das österreichische Lehrpersonal gebeutelt von unentschiedenen Zwischenlösungen - und jetzt hat Bildungsminister Faßmann für neue Abwechslung gesorgt. Er meint, dass es sich hier nicht um „politischen Revanchismus, sondern um eine Weiterentwicklung des Bildungssystems“ handle. Wenn man ansteht, ist schließlich ein Rückschritt der einzige Fortschritt.
Aus der Neuen Mittelschule wird jetzt wieder die alte Mittelschule. Also nur inhaltlich, da geht’s einen Schritt zurück. Der Name hingegen ist brandneu: Die Neue Mittelschule heißt jetzt Mittelschule! Und auch sonst gibt’s probate Neuerungen: Zum Beispiel wird wieder in jeder Volksschulklasse die Ziffernbenotung eingeführt. Ist das nicht romantisch, wenn man wieder um einen Punkt den Vierer versäumen kann?
Die Bildungsforschung spricht sich einstimmig dafür aus, dass Sitzenbleiben schädlich ist und langfristig schlechte Schulkarrieren begründet. Papperlapapp, auch bei den Kleinsten darf der Schulschluss-Nervenkitzel nicht fehlen! Durchfliegen ist deshalb auch wieder in den ersten Schuljahren möglich. Alles ist also in Ordnung: Ordentliche Noten, Schulordnung und auch die soziale Ordnung wird wieder ordnungsgemäß geordnet. Mit der Leistungstrennung und den erschwerten Aufstiegsmöglichkeiten in bessere Schulen stören die Schlechten nicht mehr die Guten. Und auch die nicht, die zumindest ein gutes Haus haben.
Mir hat meine Schulzeit auch nicht geschadet. Der Leistungsdruck hat mich die Nächte durchwachen und nicht meine Zeit mit unnötigem Schlaf verplempern lassen. Das Ziehen am Ohr hat mich innerlich in die Höhe wachsen lassen. Und der starke Wunsch, mich irgendwann bei meiner Volksschullehrerein zu rächen, hat mir schon oft viel Energie in schwierigen Lebenslagen gegeben.
Publiziert am 02.10.2018