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Bier und DNA-Stränge

CC0 - Collage Radio FM4

Gib mir deine DNA, und ich gebe dir ein Bier

Stell dir vor, du gehst in eine Bar. Du bestellst ein Getränk. Aber bevor du es kriegst, musst du mit deinen persönlichen Daten bezahlen.

Von Christoph „Burstup“ Weiss

Eine solche Bar gibt es jetzt - zumindest für einen Abend als Kunstprojekt im Rahmen der Vienna Design Week.

In der „Data Bar“ wird die Bezahlungslogik des Internets ins echte Leben übertragen. Besucherinnen und Besucher können den Tausch von Daten gegen Ware oder Dienstleistung, wie er bei Google, Facebook und ähnlichen Plattformen verdeckt abläuft, hier in Real Life und als Zwang erleben, beim Konsum von Drinks.

Durstige Menschen, die in der Bar ankommen, müssen sich nämlich erst registrieren, sagt Jakob Glasner - und das nicht nur mit einer E-Mail-Adresse: „Wir nehmen auch deinen Fingerabdruck ab und deinen DNA-Abstrich.“

Noch bevor dir das DNA-Stäbchen in den Mund gesteckt wird, sind die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu unterschreiben. Sie sind pauschal und schwammig formuliert. „Der wichtigste Satz“, so Glasner ist: "Sie haben allen Grund, der Data Bar zu vertrauen.“ Gesammelte Daten wie Fingerabdrücke und DNA-Abstriche werden aber auch im Rahmen weiterer Kunstaktionen verwertet.

Der steirische Künstler Jakob Glasner veranstaltet die Data Bar als Schlusspunkt der Designing Realities Konferenz. Einfluss auf das Projekt hatte auch sein Bruder, der Informatik studiert und Mitglied des Chaos Computer Clubs ist. Er selbst sei eher von der Kunstsoziologie beeinflusst. „In Wien gab es so tolle gesellschaftskritische Ringvorlesungen über den kapitalistischen Realismus. Analysiert werden da unter anderem die Selbstvermarktungszwänge, denen Künstler unterliegen.“ Die Data Bar sei somit eine Symbiose aus dem technologischen Einfluss seines Bruders und der eigenen kunstsoziologischen Beschäftigung.

Das erste mal geöffnet wird die Data Bar am Donnerstag, 4. Oktober um 20 Uhr im Festivalzentrum der Vienna Design Week. Weitere Aktionen sind geplant.

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