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Jamie Lee Curtis in "Halloween"

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Kino-Herbst

Acht Filme, auf die man sich heuer noch freuen kann

Besessene Tänzerinnnen, getriebene Astronauten, diabolische Bösewichte: Acht Filme, die heuer noch kommen und die Großartiges versprechen.

Von Christian Fuchs

Der cleverste Mysterythriller

Nicht mehr lange warten muss man, nämlich nur bis zum 12. Oktober, bis die Zimmerschlüssel zu einem ganz besonderen Hotel ausgehändigt werden. Das El Royale, genau zwischen den US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada gelegen, hat eine ausgesprochen dunkle Vergangenheit. Genau wie die mysteriösen Gäste, die in Drew Goddards neuem Film dort einchecken.

Der Regisseur, der das Horrorgerne in dem grandiosen „The Cabin in the Woods“ abfeierte, sezierte und auf den Kopf stellte, nähert sich nun dem Film Noir. „Bad Times at the El Royale“ ist ein selbstreferenzieller Meta-Thriller voller Geheimnisse, Sixties-Anspielungen und Stars, die ihre Rollen genießen: Jon Hamm, Chris Hemsworth, Dakota Johnson oder Jeff Bridges in einem Film, der den frühen Tarantino mit den späteren Coen-Brüdern verküpft.

Das heftigste Racheepos

Man mag es als Cinephiler, der den Kick der großen Leinwand braucht, bedauern und beweinen. Aber einige der tollsten Regisseure des Planeten haben ihre neuesten Produktionen für Netflix gedreht. Gareth Evans ist so ein Fall. Seit „The Raid 2“, dem spektakulärsten Actionfilm der Dekade, der ganz ohne Tom Cruise auskommt, ist es still geworden um den talentierten Briten.

Jetzt kehrt Evans mit „Apostle“ zurück, einem Mix aus Horror, Religionskritik und Nahkampf-Wahnwitz, der im Jahr 1905 spielt. Dan Stevens, der „Legion“-Darsteller mit dem stechenden Blick, reist auf eine trostlose Insel, weil eine dort lebende Sekte seine Schwester entführt hat. Der Trailer verspricht Gänsehaut, Gewalt und eine unglaublich eindringliche Atmosphäre, verrät aber auch zu viel. Besser gleich abwarten, streamt ja schon ab 12. Oktober auf Netflix.

Das schön-schaurigste Comeback

Moment mal, es gab doch bereits einen nicht ganz unlegendären Film, der schlicht „Halloween“ geheißen hat und 1978 die Horrorfilm-Geschichte verändert hat? Man muss schon sehr viel Selbstvertrauen haben, um 2018 den exakt selben Titel zu verwenden. Aber Regisseur David Gordon Green und Co-Drehbuchautor Danny McBride, beide eher mit Charakterdrama und Comedy verbandelt, haben auch einiges zu bieten.

Ihr „Halloween“ ist kein Remake des ikonischen Meisterwerks von John Carpenter, sondern dessen Fortsetzung 40 Jahre später, die sämtliche bisherigen Sequels ignoriert. Michael Myers is back, auch die fantastische Jamie Lee Curtis trifft wieder auf ihre unheimliche Nemesis. Sogar Carpenter himself steht hinter dem Projekt. Die Vorfreude auf die Nacht der Kürbisse und langen Messer beginnt in den Ö-Kinos am 25. Oktober.

Die poetischste Weltraumreise

In „La La Land“ durfte Ryan Gosling für Damien Chazelle den stepptanzenden Charmeur geben. In „First Man“ schickt der Regisseur seinen Star nun auf einen „Aufbruch zum Mond“, wie der Film bei uns heißt. Eine Reise ins All abseits üblicher Science-Fiction-Klischees, ultrarealistisch und poetisch zugleich.

Dabei ist das Biopic rund um den Astronauten Neil Armstrong und die berühmte Apollo-11-Mission auf den zweiten Blick extrem verwandt mit den anderen Filmen von Chazelle, auch mit seinem Durchbruchswerk „Wiplash“. Der gefeierte Jungregisseur liebt Hauptfiguren, die so sehr von ihrer Berufung besessen sind (das Schlagzeugspiel, die Musik, die Pilotenlaufbahn), dass sie dafür fast alles opfern. Ein klassisches Kinothema, zumindest visuell sicher virtuos umgesetzt. Ö-Start: 8. November.

Das vielversprechendste Remake

Normalerweise gifteln ganze Fanboy-Armeen im Netz, wenn ein sakrosanktes Werk aus dem Horrorfilm-Kanon neu verfilmt wird. Bei „Suspiria“, der 2018er Version von Dario Argentos legendärem Kultschocker, sieht die Sache anders aus. Dabei sitzt mit Luca Guadagnino gar kein Genre-Spezialist im Regiesessel, sondern ein ausgesprochener Arthouse-Darling. Allerdings verspricht der Italiener, der mit dem queeren 80ies-Drama „Call Me By Your Name“ etliche Herzen gebrochen hat, einen ganz besonderen Zugang.

Guadagnino, der Argentos blutig-rotes Original verehrt, drehte bewusst die Antithese dazu. Düster-trist statt visuell opulent, politisch statt märchenhaft, eine Coverversion, die sich alle Freiheiten nimmt. Trotzdem soll, erzählen Eingeweihte, das Tänzerinnen-Drama mit Dakota Johnson und Tilda Swinton, auch scheißgruselig sein. Der Mater Suspiriorum darf ab 15. November gehuldigt werden.

Der ambitionierteste Krimi

Hungerstreiks, Sexsucht, Sklaverei: Regisseur Steve McQueen ist eigentlich auf kontroverse Dramen abonniert, die besonders tief unter die Haut gehen. Siehe erschütternde Filme wie „Shame“ oder „12 Years A Slave“. Mit „Widows“ nähert er sich nun dem Unterhaltungskino, allerdings hoffentlich, ohne an Substanz zu verlieren.

Der Thriller im Stil der 70er erzählt von einer Gruppe Frauen, deren kriminelle Männer bei einem Überfall getötet werden. Dabei verbrennen auch Ummengen von Geld, das sich die Witwen aber zurückholen wollen. Viola Davis, Elizabeth Debicki und Michelle Rodriguez begeistern in den weiblichen Hauptrollen, Liam Neeson, Robert Duval und Colin Farrell sind ebenfalls dabei. Könnte ein Kino-Höhepunkt im Herbst werden, Ö-Start am 7. Dezember.

Der exzessivste Tanzfilm ever

An Gaspar Noé scheiden sich die Geister. Viele verachten den gebürtigen Argentinier für seine extrem stylischen Filme, deren Figuren kopfüber in verstörende Abgründe voller Gewalt und/oder Sex stürzen. Andere, wie der Schreiber dieser Zeilen, lieben Noé genau für den Mix aus visueller Brillanz und inhaltlichem Mut. „Climax“ dürfte aber, wenn man Kritiken glauben darf, nun der erste Film des Regisseurs sein, der ganz ohne zermatschte Köpfe oder Ejakulationen in die Kamera auskommt.

Eine (Ausdrucks-) Tanztruppe erwischt bei einer Abschlussparty eine Sangria-Bowle, in die jemand psychedelische Drogen gekippt hat. End of the story. Beginn eines 90-minütigen Infernos der entfesselten Körper. Ein halluzinatorischer Film-Drogentrip, der am 7. Dezember startet.

Das bösartigste Historiendrama

Okay, das ist jetzt geschummelt, denn dieser Film läuft erst am 4. Jänner des kommenden Jahres an. Aber zumindest mit einem Viennale-Screening von „The Favourite“ darf ernsthaft gerechnet werden. Yorgos Lanthimos, der mit „The Lobster“ und „Killing of a Sacred Deer“ zwei der bösesten und besten Filme der Gegenwart gedreht hat, legt sein erstes Historienepos vor.

Ein Duell um Macht und Einflussnahme am englischen Hof des 18. Jahrhunderts, realistischer inszeniert als die surrealen Lanthimos-Vorgänger. Neben Rachel Weisz und Emma Stone brilliert vor allem Olivia Colman in der sarkastischen Farce, eine britische Darstellerin, die bislang eher in Nebenrollen funkeln durfte. Könnte ein Meisterwerk werden, die Vorfreude ist immens.

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