Hüte mit bunten Federn

Der Song zum Sonntag: Pauls Jets - „Diese Villa ist verlassen“

Von Christoph Sepin

Musikvideos, so wird gerne gesagt, sind zwar schöne Promotiontools. Zur idealen visuellen Begleitung von Liedern sind sie aber eher ungeeignet. Zu sehr nehmen die Bilder die Aufmerksamkeit von der Musik weg und nehmen die Möglichkeit die eigenen Vorstellungen zu den Liedern im Kopf zu visualisieren.

„Diese Villa ist verlassen“, das neue Lied von Pauls Jets, leidet nicht an diesem Problem. Ganz im Gegenteil, das Musikvideo zur Single schafft es die eigenen Gedanken in einem Filmclip darzustellen. So als hätte man sich gerade ein eigenes Musikvideo erdacht.

Pauls Jets ist eine der derzeit besten Bands des Landes und darüber hinaus. „Üben Üben Üben“, das erste Hervorblitzen der Gruppe vor ein paar Monaten, ist ein hervorragendes Stück Musik, das keinen und allen Sinn gleichzeitig ergibt. „Diese Villa ist verlassen“ führt das jetzt fort. Mit bunten Hüten mit bunten Federn drauf.

Wie der König seiner eigenen kleinen Insel präsentiert sich Sänger Paul im Musikvideo zu „Diese Villa ist verlassen“. Es wird sich am Strand herumgetollt, Ping Pong gespielt und herrlich herumgeposed. Abwechselnd dargestellt zwischen Silent-Movie-Ära-Zeitraffer, Disco-Romantik und 80er-Jahre-CGI-Schulfilm.

Verträumt, verhallt und glücklich wird ins Mikrophon gesungen: „Diese Villa ist verlassen, ich kann’s nicht sagen, du musst sie finden“. Wie in allen Liedern von Pauls Jets ist auch hier jede Textzeile wie eine Antwort auf eine unbeantwortbare Frage präzise zu den Hörenden kommuniziert: „Du verstehst das schon“, „Du wirst schon sehen“ und „Ich kann nicht sagen, ob das jetzt gut ist“.

Ein Lied als Soundtrack für den Nostalgieurlaub am abgefuckten Campingplatz, für verrauchte Kerzenlichtbars im November und zum Schuleschwänzen im Kaffeehaus. Zum Überbrücken der kalten Monate bis zum nächsten Sommer. Um dann wie Pauls Jets nach verlassenen Villen auf einsamen Inseln zu suchen.