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Snowboarder vor Bergkulisse

Simon Welebil

WintersportlerInnen sollten beim Klimaschutz vorangehen

Berg- und WintersportlerInnen sind die Ersten, die bei uns den Klimawandel live erleben. Deshalb sollten sie auch beim Klimaschutz vorangehen.

Von Simon Welebil

Reduziert den CO2-Ausstoß so stark und so schnell es nur geht. Das ist die klare Aufforderung, die der UNO-Weltklimarat Anfang des Monats in einem Special Report zum Klimawandel gemacht hat, um die Erderwärmung noch zu begrenzen. Bald würde die letzte Chance dazu verstreichen.

Den C02-Ausstoß zu reduzieren erfordert allerdings einerseits einen radikalen Umbau der Wirtschaft, andererseits müssen wir aber auch unser eigenes Verhalten rasch ändern und uns von einigen Gewohnheiten verabschieden.

Es sind nicht nur die anderen

Mit dem Finger auf die Politik und die Wirtschaft zu deuten ist oft einfacher, als seinen eigenen Lebensstil umzustellen, aber vor allem diejenigen, die den Klimawandel jetzt schon quasi live beobachten können - nämlich Berg- und WintersportlerInnen - und deren Freizeitgestaltung ja auch von kühleren Temperaturen abhängig ist, sollten die Ersten sein, die mit positivem Beispiel vorangehen.

Die NGO Protect Our Winters (kurz POW, wie der Pulverschnee), setzt genau bei ihnen an. Gegründet in den USA von der Freeride-Legende Jeremy Jones, hat sie jede Menge bekannter WintersportleInnen um sich geschart, die für einen Bewusstseinswandel Stimmung machen. Vor mehr als drei Jahren hat POW auch einen Österreich-Ableger bekommen, der in Schulen und Wintersportveranstaltungen Aufklärung in Sachen Klimawandel betreibt.

Amelie Stiefvatter und Daniela Hochmuth

Simon Welebil

Amelie Stiefvatter und Daniela Hochmuth von POW Österreich

„Du bist Teil des Problems“

In einem Werbesujet spricht POW-Österreich eine unangenehme Wahrheit für begeisterte WintersportlerInnen aus: „Du bist Teil des Problems.“ Denn der C02-Fußabdruck von WintersportlerInnen ist meist höher, als er sein sollte und könnte. „Ich glaub es geht mit viel Reisen los, mit dem Tourismus. Wenn ich als Deutsche schifahren gehen will, dann fahre ich mit dem Auto ins Schigebiet, bzw. fliege nach Innsbruck“, sagt Amelie Stiefvatter von Protect Our Winters Österreich. Die Anreise macht den größten Teil des CO2-Fußabdrucks beim Wintersport aus, wobei das Flugzeug dabei das schlechteste Verkehrsmittel bezüglich Treibhausgasausstoß ist.

Schigebiete sind meiste ohnehin öffentlich zu erreichen, bei Schitouren sieht das oft anders aus, aber auch hier ist es möglich. Der Alpenverein gibt regelmäßig eine Broschüren für Schitouren mit Bus und Bahn heraus, eine Übersicht über die verschiedenen Regionen gibt es hier

„Wir werden nicht aufhören zu reisen, jeder will reisen. Das können wir nicht aufgeben, aber wir können es verbessern“, sagt Amelie Stiefvatter weiter. Und verbessern heißt für sie etwa, Bahn und Bus nehmen statt Flugzeug oder Privatauto - und wenn doch Privatauto, dann möglichst viele Personen mitnehmen. Statt Fernreisen sollte man sich lieber lokale Reiseziele auswählen und statt jedes Wochenende woanders hinzufahren ist es besser, länger an einem Ort zu bleiben.

„Du kannst aber auch Teil der Lösung sein“

„Reise verantwortungsvoll“ nennt das Protect Our Winters in ihren „Climate Signposts“ einfache Handlungsoptionen, die nicht bevormundend wirken sollen, aber zur Reduzierung des eigenen C02-Fußabdrucks beitragen, weil man als WintersportlerIn nicht nur Teil des Problems Klimawandel ist, sondern auch Teil der Lösung sein könne.

POW stellt insgesamt sieben Ideen vor, wie sich die eigene C02-Bilanz verbessern lässt. Neben Verkehr ist eine der wichtigsten auch der persönliche Konsum. Weniger konsumieren ist die oberste Maxime und wenn, dann auch hier gezielter, wie POW Österreich-Initiatorin Daniela Hochmuth erklärt: „Kaufe bewusst, vor allem hochwertig. Es gibt schon coole Brands, die alles in Europa produzieren, auch PVC-frei.“ Sie lobt dabei den Lodenpullover aus Schladming, den sie gerade trägt, unverwüstlich und aus lokaler Produktion, oder auch Second-Hand-Käufe.

Splitboard

Simon Welebil

Statt den Lift zu nehmen kann man auch Schi- oder Splitboardtouren unternehmen, was auch den eigenen CO2-Fußabdruck reduziert.

Weniger, dafür lokal und saisonal

Das Lokale, Regionale ist auch bei der Ernährung wichtig, weil es Transportwege einspart, genauso wie saisonales Gemüse und Obst zu essen. Weniger Fleisch zu essen ist übrigens auch besser für die C02-Bilanz. Seine Gewohnheiten zu ändern ist nicht einfach, kann aber durchaus glücklich machen, wie Daniela Hochmuth aus eigener Erfahrung erzählt. Die ehemalige Stewardess hat praktisch aufgehört, zu fliegen. Sie hebt zumindest nicht mehr für ihren Sport ab, nur mehr, wenn sie inspirieren kann. „Ich hab nichts versäumt. Es geht darum, einfach das Bestmögliche zu machen und mir geht es jetzt besser als vorher.“

Protect Our Winters hat aber auch eine politische Dimension. Sich selber verstärkt über den Klimawandel zu informieren und aktiv Informationspolitik zu betreiben, ob in der Familie, unter Freunden oder auf Social Media, ist die eine Seite davon. Die andere ist, sich selber politisch zu engagieren und Parteien und PolitikerInnen zu wählen, die sich für Umwelt- und Klimaschutz stark machen. In den USA treten sie offensiv gegen Donald Trump und seine Negierung der menschgemachten globalen Erwärmung auf. Hierzulande geben Amelie Stiefvatter und Daniela Hochmuth keine Wahlempfehlung für Parteien ab, sie raten aber allen, das Thema Klimawandel „zukunftsorientiert“ zu betrachten, denn: „Wir sollten jetzt schon die Träume unserer Kinder leben und nicht nur unsere eigenen.“

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