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Besser als Lakritze

Der US-amerikanische Musiker Conner Youngblood besucht im Rahmen seiner Europa-Tour die FM4 Studios. Wir sprechen über Lakritze und Wale.

Von Susi Ondrušová

Conner Youngblood erinnert sich an „Sound Of Music“ und einen hervorragenden Jogging-Nachmittag, den er letztes Jahr in Salzburg verbracht hat. Und an seinen Falco-Klingelton. Das fällt ihm zu Österreich ein, als ich ihn im Studio nach seinen Erinnerungen an die letzte Europa-Tour befrage. Conner Youngblood liebt das Reisen, jeden Abend an einem anderen Ort sein und sich von Mensch und Tier und Landschaft inspirieren lassen. Heimat ist oftmals eben kein Ort, sondern ein Gefühl.

Die Musik von Conner Youngblood strahlt eine bestimmte Ruhe aus. Die Songs sind oft fast schon geflüstert, meistens sind die Lyrics auch ganz schön kryptisch, gespickt mit Metaphern. Er stellt sich oft seine Eltern vor, die in Songs von Geschichten und Gedanken ihres Sohnes erfahren, die er mit ihnen doch gar nicht teilen würde. Von seiner Liebe zu Tieren wissen sie aber natürlich. Und das nicht nur erst durch seinen Song „The Birds Of Finland“.

Er ist nicht Profi-Skateboarder geworden, sondern hat sich während der Schulzeit in die Welt des Homerecordings vertieft und mit „Cheyenne“ heuer sein Debütalbum veröffentlicht. Wenn all das aber nicht passiert wäre, dann wäre er am liebsten Host einer eigenen Tier-Sendung geworden. So wie David Attenborrough. Statt mit Kameracrews durch Finnland reisen und Vögel zu beobachten, hat er aber „nur“ einen Song darüber geschrieben.

In der Nummer „Yellow Knife“ wiederum gibt es auf der Albumversion ein vocal take, der so verfremdet ist, dass er ihn fast an Walgesang erinnert. Conner Youngblood würde gerne den ganzen Tag über Tiere reden. Killerwale, Flughunde, Orangutans. Das sind seine drei aktuellen Lieblingstiere. Diese Frage aber bitte nicht verwechseln mit „Welches Tier wärst du gerne“, wobei es hier zu Übereinstimmungen kommen kann. Das Leben eines Killerwales ist nämlich nicht das schlechteste („You swim all day. You´re on top of the foodchain“). Auf die pragmatische Frage, ob man nicht einfach das Tier mit der höchsten Lebensdauer sein möchte, meint er, das wäre wohl der Grönlandhai aber der soll recht hässlich sein.

Zurück zu den Songs von Conner Youngblood: Er macht Musik „that´s sweeter than candy“, stand über ihn schon zu lesen. Zur Erklärung: Ja, das lässt er gerne so stehen, außer es ist Lakritze mit „candy“ gemeint. Es folgt also ein lautpoetisches: u g h.

Wer die Musik von Radiohead oder SOHN mag, wer Musiker beim Singen gerne atmen hört und es mag, wenn die Grenze zwischen Flüstern und Singen verschwimmt, und wer und sich gerne musikalisch überraschen lässt, weil nicht sofort ersichtlich ist, welches Instrument da überhaupt zum Einsatz kommt, für diese Menschen ist Conner Youngblood also der neue Lieblingsmusiker. Falls ihr gerne Lakritze esst, na okay, wenn´s sein muss.

Als Einstieg in das musikalische Universum von Conner Youngblood eignet sich die auch FM4 Acoustic Session. Ein guter Song braucht eine gute Melodie, sagt er im Interview. Wie es dann ausproduziert ist und welche Instrumentierung verwendet wird, ist eine andere Geschichte, aber die Substanz eines guten Songs macht für Conner die Melodie aus.

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