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George Ezra bei seinem Konzert

Franz Reiterer

Der Realität für kurze Zeit entfliehen

Der britische Musiker möchte unbedingt etwas loswerden. Es ist keine Floskel, auch wenn es so abgedroschen klingt, aber er meint es wirklich: “This tour is an absolute pleasure!” Pleasure ist auch sein aktuelles Lieblingswort. Bescheidenheit hat ein Gesicht und es ist das von George Ezra.

Von Susi Ondrušová

Die gute Nachricht zu erst: George Ezra kommt wieder. An Nachfrage hat es beim gestrigen, schon Wochen vorher ausverkauften, Konzert im Wiener Gasometer nicht gefehlt, also ist für den nächsten Konzerttermin schon mal die Stadthalle Wien reserviert. Am 20. Mai 2019 wird George Ezra wieder nach Österreich zurückkommen.

George Ezra hat einen guten Start ins Musikerleben gehabt, er hat den BBC-Sounds-of-2014 Stempel aufgedrückt bekommen und das mit einer Hitsingle, die ihn bei Interviews mit der ungarischen Presse in Verlegenheit gebracht hat, wie er gestern wieder beim Konzert erzählt hat: Während seiner Interrail-Reise 2013 hat es ihn nach Schweden verschlagen, ausgerechnet als der Eurovision Songcontest in Malmö stattgefunden hat, wo Ezra den Gesangswettbewerb das erste Mal mit seinen lokalen Hosts mitverfolgt hat. „I was not going to watch this sober!“, meinte er und hat sich im Park mit einer Rumflasche eingedeckt. Am nächsten Tag hätte er mit dem Zug Richtung Ungarn weiterfahren sollen, aber die Nacht wurde zum Tag gemacht und so hat er es nie nach Budapest geschaff. Entstanden ist dafür diese nach nach der ungarischen Hauptstadt benannte Sehnsuchts-Nummer und mit dem Hit wurde auch der erste Stein seiner Musikerkarriere gelegt.

Interrail-Erinnerungen

An Wien kann sich George Ezra auch gut erinnern. Während seiner Europa-Erkundungsreise hat er auch in Wien Station gemacht, von schlechten Interrail-Snacks leicht angeschlagen hat er sich am Naschmarkt mit einer halben Wassermelone eingedeckt. Er erinnert sich im Interview, dass es ihm nicht wirklich besser gegangen ist nach dieser Vitaminzufuhr. („I ate it in one sitting!“)

Budapest, Amsterdam und nicht zuletzt Barcelona sind Städte, die George Ezra in seinen Songs verewigt hat. „What about Innsbruck?“, muss ich beim Gespräch einwerfen und erzähle ihm von den Bergen. „Sounds like something from a fantasy novel!“, ist seine Antwort.

Pleasure ist George Ezra’s aktuelles Lieblingswort

George Ezra ist höflich, entspannt und bescheiden. Nach dem Festivalsommer und Promoterminen rund um sein zweites Album „Staying at Tamara’s“ ist der Konzertherbst genau das, was ihm und seiner Band am meisten Spaß macht.

„All you wanna do is your own gig, so it’s been a real pleasure!“

Pleasure ist auch George Ezra’s aktuelles Lieblingswort. Seiner gesamten Band ist die Spielfreude bei der relativ kurzen Konzertzeit von knapp 90 Minuten anzumerken. (Der Vergleich ist zwar nicht ganz fair mit nur zwei veröffentlichten Alben und einer EP, aber weil für manche Musik-Fans am Freitag wieder ein Konzertausflug ins Gasometer ansteht: Frank Turner spielt auf seiner aktuellen Tour zwischen drei und vier Zugabenblöcke. There I said it!)

Geschichten erzählen

George Ezra ist ein hervorragend guter Geschichtenerzähler und unterhält das euphorische Publikum mit zahlreichen Anekdoten zum Beispiel über Tamara, bei der er in Barcelona gewohnt hat um sich auf Album Nummer Zwei vorzubereiten. Während dieses Spanien-Aufenthalts hat er zwar keine Songs geschrieben aber dafür akribisch alle Begegnungen, Eindrücke und Bekanntschaften in seinem Notizbuch dokumentiert.

Publikum beim George Ezra Konzert

Franz Reiterer

Wenn er keinen Stift und kein Papier zur Hand hat, dann nimmt er Songideen und Melodiefragmente mit seinem Handy auf. Wie damals während einer US-Tour, als seine Band und Crewkollegen einen freien (und sonnigen) Tag an der amerikanischen Westküste genießen konnten, während er selbst krank im Tourbus zurückgeblieben ist. Um nicht ganz in Selbstmitleid zu versinken, singt er also die Melodie in sein Handy, die Monate später zu seinem nächsten Hit werden sollte: „I´m in paradise whenever I´m with you.“

Es geht in den Songs von George Ezra ums Träumen, der Realität für eine kurze Zeit entfliehen. Sei es nur drei Minuten 30 oder eben ein Konzert lang. „There´s a lot of luck involved“, meint George Ezra auf die Frage, ob er sich nun einen besseren Reim auf seinen Erfolg machen kann. „Saying yes to stuff and not overthinking things. There´s kids up and down every country playing guitar and singing songs”, sagt er.

„There’s a lot of luck involved.“

Ezra erzählt, dass er sich noch immer nicht daran gewöhnt hat, Komplimente zu bekommen: “You know at the back of my head I´m like: they don’t really mean that.” Doch doch, spätestens als der tosende Schluss-Applaus erklingt, muss es dank der Lautstärke und Masse an „whoohooos“ und „yeahs“ auch die Bescheidenheits-Wand des George Ezras durchdrungen haben.

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