Tinder auf dem Eisernen Thron

„Reigns: Game of Thrones“ verbindet die originelle Spielmechanik der „Reigns“-Reihe mit dem erfolgreichsten Fantasy-Epos der TV-Geschichte.

Von Rainer Sigl

Die finale Staffel der HBO-Serie „Game of Thrones“ kommt erst in einem halben Jahr, und auf das nächste Buch der Fantasy-Vorlage muss man unter Umständen noch viel, viel länger warten - da kommt ein Videospiel gerade recht.

“Reigns: Game of Thrones” ist nun aber kein hochkomplexes Rollen- oder Strategiespiel, sondern ein für Mobile-Plattformen optimiertes Choose-Your-Own-Adventure-Kartenspiel im minimalistischen Cartoon-Look. Und: Es ist großartig.

Wisch links, Wisch rechts

In „Reigns: Game of Thrones“ übernehmen wir die Rolle verschiedener Helden der Serie und müssen uns als Herrscher auf dem berühmten Eisernen Thron bewähren. Wie beim Datingdienst Tinder entscheiden wir hier einfach durch einen Wisch nach links oder rechts. Krieg oder Frieden, die Wahl des Abendessens oder andere wichtige Entscheidungen werden so ganz einfach per Wegwischen diverser Karten getroffen.

Allerdings müssen wir stets dabei aufpassen, unsere vier Ressourcen Geld, Militär, Volk und Religion clever zu managen - wenn die nämlich ganz zur Neige gehen oder aber zu sehr ansteigen, heißt es Game Over. Wie genau sich unsere Entscheidungen auf diese Ressourcen auswirken, erfahren wir hauptsächlich durch Trial & Error.

Fanservice, wie er sein soll

In „Game of Thrones“ sterben bekanntlich auch heiß geliebte Hauptfiguren, doch in diesem Spiel ist alles nur ein „Was-wäre-Wenn“, das in einer Vision der Roten Priesterin Melisandre stattfindet. So kann das Mobile Game mit seinen Figuren umspringen, wie es ihm gerade passt. Dabei erlebt man so einiges, denn man wird so gut wie jedes Mal von immer neuen Situationen überrascht - erst nach einigen unterhaltsamen Stunden beginnen sich viele der Karten zu wiederholen.

Das Spielprinzip und der minimalistische Grafikstil sind von den beiden erfolgreichen Vorgängern der Reihe, „Reigns“ und „Reigns: Her Majesty“, übernommen worden - genauso wie der schwarze Humor. Freunde von „Game of Thrones“ brauchen allerdings keine Angst zu haben: Viel Liebe zur Welt und den Figuren machen das Spiel zum Fanservice, wie er sein soll.

„Reigns: Game of Thrones“ überträgt eine von Millionen Menschen geliebte Fantasywelt mühelos in sein Choose-Your-Own-Adventure-Modell und bleibt dabei der Atmosphäre und vor allem den Figuren des Ausgangsmaterials überraschend treu. Wer „Game of Thrones“ liebt, ist es sich fast schuldig, mit diesem Monarchiesimulator für die Hosentasche die Wartezeit bis zur nächsten Staffel zu überbrücken.