FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

The Good, The Bad and The Queen

Pennie Smith

FM4 Song zum sonntag

Auf Wiedersehen, Europa

Der Song zum Sonntag: The Good, The Bad & The Queen - „Merrie Land“

Von Christoph Sepin

Also wieder ein Lied über das Starren in die Ferne und das Warten, möchte man beim ersten Hören von „Merrie Land“ meinen. Über das Warten auf jemanden und etwas, das nie auftauchen wird. Über Hoffnungen und Wunschvorstellungen: Was könnte sein, was wäre wenn, was hätte alles anders sein können.

In den frühen Morgenstunden fährt er ans Meer, so singt Bandsänger Damon Albarn, stellt sich an den Strand, schaut hinaus und hört zu. Und dann wird plötzlich klar, dass das kein Lied ist nur an eine Person gerichtet. Es ist ein Lied für viele. Ein Abschiedsbrief an eine Welt, die bald nicht mehr ist.

Über zehn Jahre ist es her, seitdem das Debüt von The Good, The Bad and the Queen rausgekommen ist, in wenigen Wochen erscheint jetzt das Nachfolgealbum „Merrie Land“. Neben Damon Albarn mit dabei: Paul Simonon von The Clash, The Verves Simon Tong und Fela-Kuti-Drummer Tony Allen. Und falls das nicht genug große Namen sind, wird „Merrie Land“ von Bowie-Producer Tony Visconti produziert.

Geschrieben worden ist „Merrie Land“, während der Brexit das Leben Großbritanniens dominiert, ein zögerlicher Abschiedsbrief, so beschreibt es der Pressetext. Und die Beschäftigung mit der Frage, was das denn ist, „britisch“ sein im Jahr 2018, vor und nach dem Ausstieg des Landes aus der Europäischen Union.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Wenn du gehst, sag bitte Auf Wiedersehen, lautet die Botschaft Damon Albarns an das Europa, das in die Ferne rückt. Und lass all das zurück, was Großbritannien ist: Die Tasse zum silbernen Thronjubiläum von Queen Elizabeth, die alte Flagge, die dunklen Wälder und den Sonnenaufgang.

Das ist bittersüß und irgendwie unwirklich, wie die Welt um The Good, The Bad & The Queen herum. Passend dazu die Instrumente, verträumt, verschwommen, verwirrt. Ein Stück atmosphärische Hintergrundmusik, wie aus dem Aufzug eines in die Jahre gekommenen Fünf-Sterne-Hotels. Und darüber unverkennbar Damon Albarn, erzählend, lamentierend, reminiszierend.

Ein Lied, zwiegespalten, über England und die Liebe, über das Vermissen und das Ende einer Ära. Über Menschen auf Schulbänken und Menschen in Villen, die vielen Stolpernden und die wenigen Mächtigen. Gedanken Albarns, die offensichtlich einfach zu Papier gebracht werden mussten. Mit einem Ende, das dann doch von einer schöneren, grenzenlosen Welt träumt: „You can fly to the moon“, singt Albarn hoffnungsvoll. „One day“.

Aktuell: