Einer der besten Thriller des Jahres kommt aus Dänemark
Von Jan Hestmann
Dass Asger Holm seine Dienststunden in der Notrufzentrale verbringen muss, passt ihm so gar nicht. Der grantige Cop ist es eigentlich gewöhnt, auf Streife zu sein. Aber dann kommt es bei einem Einsatz zu einem schwerwiegenden Zwischenfall und Asger wird strafversetzt. Nun darf er einstweilen das Telefon bedienen, während er auf seinen Prozess wartet.
Der dänische Thriller „The Guilty“ (Originaltitel: „Den skyldige“) von Gustav Möller spielt in nur einer Nacht an nur einem Ort - einer Polizeinotrufstelle irgendwo in Kopenhagen. Und in dieser einen Nacht kommt es zu einem ungewöhnlichen Anruf. Die unbekannte Frau am anderen Ende der Leitung spricht Asger zunächst mit „Schatz“ an. Der fühlt sich gleich mal provoziert und spekuliert, es mit einer Betrunkenen zu tun zu haben. Doch ziemlich bald wird klar, dass die Situation eine andere ist und Iben, so der Name der Frau am Telefon, offenbar entführt worden ist.

The Guilty
Räumlich ist der Film auf ein Minimum reduziert. Kein einziges Mal verlässt der Zuseher die Notrufstelle. Er bleibt die ganze Zeit über dicht an Asger Holm, der in den kommenden eineinhalb Stunden unzählige Telefonate führt, um Iben aufzuspüren und den Kidnapper zu stellen. Die Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung bleiben dabei im Verborgenen, man kann sie lediglich hören. Dabei entsteht im Zuschauer ein Kopfkino, das mit jeder neuen Erkenntnis größer und komplexer wird. Und das funktioniert hervorragend.
Filmstart: 1. November 2018
Dass dieses Konzept aufgeht, liegt zum einen an dem starkem Drehbuch, das „The Guilty“ zugrunde liegt. Und zum anderen an der nicht weniger starken Umsetzung, nicht zuletzt aufgrund der Performance des dänischen Schauspielers Jakob Cedergren, der Asger Holm verkörpert und hier eine One-Man-Show hinlegt. Man hängt an seinen Lippen, während die Geschichte eine Wendung nach der anderen nimmt und das Kopfkino dabei immer wieder erschüttert.
„The Guilty“ ist ein kleiner, feiner Film, der alles richtig macht. Dass er dieses Jahr schon so viele Filmpreise abräumen konnte, unter anderem die Publikumsawards beim Sundance Film Festival und beim Rotterdam Film Festival, wundert kaum. Es handelt sich schlicht und einfach um große Unterhaltungskunst - intensiv und intelligent!
Publiziert am 29.10.2018