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Avec Private Session in Linz

Christian Stipkovits

fm4 private sessions

Altbauflair und Waldidylle

Von großen Altbauwohnungen mit herrlich knarrendem Fischgrätparkett in den abgelegenen Wald, zwischen Blättern, Wiese, Ausblick. Das waren die FM4 Private Sessions mit AVEC.

Von Lisa Schneider

„Das ist auch mein erstes Wohnzimmerkonzert“, erzählt AVEC ihrem Publikum während ihrer ersten FM4 Private Session. Sie erzählt auch, dass das für sie wie eine Art throwback ist, wieder nur gemeinsam mit ihrem mittlerweile langjährigen Freund und Kollegen Andreas Häuserer auf der Bühne zu stehen. Da, wo alles begonnen hat. Damals, als sie Songs wie „Granny“ geschrieben hat.

AVEC hat mittlerweile zwei Alben veröffentlicht, das neue heißt „Heaven/Hell“ und genau mit diesem ist sie jetzt auch auf Tour durch Österreich und Deutschland unterwegs. Und am letzten Wochenende gab es für AVEC doppelten Live-Einsatz: nachmittags zuhause bei den Gewinnern der FM4 Private Sessions, abends dann in der regulären Konzert-Venue.

Sonniger Start in Graz

Am Nationalfeiertag sind wir gemeinsam mit der Band im sehr verschlafenen Graz eingetroffen - die meisten sind übers lange Wochenende weggefahren - aber die Freunde und Freundinnen von Christina und Julia haben sich freigehalten: Ein Wohnzimmerkonzert erlebt man immerhin nicht jeden Tag. Außerdem sind die beiden erst vor drei Monaten in ihre sonnige, große Altbauwohnung eingezogen - und wollten mit dem Auftritt von AVEC noch einmal gebührend Einweihung feiern.

Herzensangelegenheiten in Linz

Mit Avec reisen wir weiter nach Linz. Und auch dort erwartet uns eine riesige, mit sehr vielen schönen Details - von alten Bilderrahmen, exotischen Topfpflanzen oder ewig vielen Ausgeh-Fotos - geschmückte Altbauwohnung. Sabrina erfüllt sich mit dem Besuch von Avec bei ihr zuhause einen echten Herzenswunsch. „Als ich davon gehört hab, hab ich sofort gewusst, ich muss mich bewerben. Vor ein paar Jahren hab ich AVEC das erste Mal live gesehen, und ihre Texte treffen bei mir wirklich ins Herz. Ich kann mich damit einfach identifizieren.“

Man muss Sabrina gar nicht nach ihrer Lieblingskünstlerin fragen, das Wohnzimmer verrät schon alles: An der Wand hängt ein AVEC-Plakat der ersten Tour. Sabrina hat alle CDs und Platten, sie hat Stoffsackerl mit AVEC-Logo, sie hat Shirts - alles, was es eben an Merch überhaupt so gibt. „Als Musikerin in Österreich muss man es nicht notgedrungen leicht haben, also will ich sie und ihre Musik damit einfach ein bisschen unterstützen.“

Sabrina hat extra für die Private Sessions die Wohnung mit Rollos abgedunkelt, Sitzkissen im ohnehin schon sehr gemütlichen Wohnzimmer verteilt und Lichterketten aufgehängt. Dass sich die Songs von AVEC nur so in diese heimelige Atmosphäre hineinkuscheln, war schon klar, als wir den ersten Blick hineingeworfen haben.

Nach dem Konzert ist Sabrina zugleich traurig und überglücklich: „Na weil’s vorbei ist! Es war so unglaublich, ich kann mich gar nicht genug bedanken. Das war mit Abstand mein Jahreshighlight 2018 - ich bin nur so froh, dass ich sie heute gleich noch einmal sehen kann. Ich fahr’ nämlich jetzt dann gleich weiter ins Röda“, lacht sie, und ist schon wieder drauf und dran, es allen ihren Freunden und FreundInnen so gemütlich wie möglich zu machen. Und auch die haben sich ins Zeug gelegt, dabei zu sein: Flo und seine Frau sind extra einen Tag früher aus dem Urlaub zurückgekommen. Ein anderes Pärchen verschiebt die Feierlichkeiten zum 9. Jahrestag - und fährt deshalb auch erst am Tag nach der Session fort. Dedication.

Außerdem gibt es in Sabrinas Wohnung noch zwei weitere special guests: Emilio und Ivy. Sabrinas Hunde, die sich fast so sehr wie ihre Besitzerin auf AVEC freuen - und umgekehrt: „Ich hätte so gern einen Hund, aber mit der Tour geht das halt leider einfach nicht.“ In Linz sind viele Wünsche in Erfüllung gegangen, auch der nach einem Tourhund - zumindest für einen Tag.

Was sich schon in den ersten beiden Tagen an Emotionen - im Publikum und auch bei AVEC - aufgestaut hat, so haben wir gedacht, ist schwer zu überbieten. Aber, auch das beweisen die Private Sessions jedes Mal wieder, es geht immer noch eins mehr.

Mitten im Wald in Zwettl an der Rodl

Auch der dritte Stopp der Sessions ist dieses Mal Oberösterreich, der kleine Ort Zwettl an der Rodl. Tobi hat sich beworben, und bei so einem Angebot ist es ja fast unmöglich, abzulehnen: Gemeinsam mit sechs weiteren Freunden hat er ein altes Haus neu renoviert; sie haben sich eine Bar hineingebaut, nennen es liebevoll das „Waldpub“. Es liegt etwas außerhalb von Zwettl, im angrenzenden Wald, in einer Lichtung. Man spaziert hinauf im Herbstlaub - und dann ist es plötzlich still. Romantisch, kitschig, wunderbar.

Seit kurzem hat die große Außenterrasse auch eine Überdachung, was den Sessions direkt in die glücklichen Hände und Ohren gespielt hat: das Konzert konnte so nämlich draußen stattfinden. „Das Feuer prasselt schon, die Heizschwammerl sind warm - und der Punsch köchelt!“, so empfangen uns Tobi und Manuel. Das alte Haus hat einst einem ihrer Großväter gehört, ist nicht mehr genutzt worden - und mittlerweile ist es das Zentrum der Jugend in Zwettl geworden.

Außerdem erwähnenswert: das Plumpsklo. Wegen der (noch) fehlenden sanitären Anlagen im Haus - aber auch wegen einer Zero-Waste-Politik der Freunde. Der Ausblick über Zwettl ist also nicht nur von der Terrasse sehr gut, sondern auch direkt von besagtem Freiluft-WC mit Blick den Hügel hinunter. Dass Tobi und seine Freunde schon länger überlegen, endlich eine Band zu sich einzuladen, liegt bei diesem Platz nahe. Auf die Terrasse. Nicht aufs Klo.

Und auch am Sonntag, dem letzten Sessiontag, ist AVEC nicht nervös. „Ich fühl mich hier so wohl, mitten im Wald, am liebsten würd’ ich da bleiben!“, sagt sie vor ihrem Auftritt. Später, danach, erzählt sie auf die Frage hin, was sie von diesen Konzerterfahrungen im kleinen Kreis mit hinauf nimmt auf die große Bühne: „Vielleicht genau das. Dass man einfach mit ein bisschen mehr Gelassenheit an die Sache rangeht.“

AVEC hat ihr zweites Album in Irland aufgenommen, dort oben in Zwettl, in der idyllischen Einöde, fühlt sie sich ein bisschen dahin zurückversetzt. „Ich bin kein Stadtmensch. Ich find’s perfekt hier.“

Bon Iver ist eines von AVECS großen Vorbildern. Er hat sein sehr erfolgreiches Debutalbum „For Emma, Forever Ago“ in einer Waldhütte in Wisconsin aufgenommen. Vielleicht hat sich das ja so ähnlich angefühlt wie hier, in Zwettl an der Rodl. Tobi und seine Freunde stellen ihr Haus im Wald gerne für AVEC und ihr Album Nummer drei bereit.

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