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Sigmund Freud auf Serienmörder-Jagd

FM4 Filmgeschichten – Film- und Serien-Macher Marvin Kren (u.a. „Blutgletscher“) spricht über das Feiern und Stürzen von Gangstern

Von Petra Erdmann

Marvin Kren ist der erste österreichische Regisseur, der eine Netflix-Produktion gemeinsam mit dem ORF kreiert hat. Die Mystery-Thriller-Serie heißt „Freud“ und soll alles andere als ein verstaubter Historienschinken werden. Wir werden sehen – 2020. Der Wiener zählt seit seiner authentischen, mehrfach ausgezeichneten Berliner Gangster-Serie „4 Blocks“ zu den besten und begehrtesten Serienmachern im deutschsprachigen Raum. In den FM4 Filmgeschichten spricht er über knallharte Ästhetik und das Entertainment-Business, das längst international abrufbar ist.

FM4 Filmgeschichten: Marvin Kren im Gespräch mit Petra Erdmann

Produktion: Rudi Ortner

Sonntag, 4.11.2018 von 14.00 - 15.00 auf Radio FM4, und danach 7 Tage zum Nachhören im Player und als Podcast

Der charismatische Schauspielprofi Kida Khodr Ramadan hat als libanesischer Clan-Boss Toni Hamady eine Menge zu tun, seine brutalen Angestellten in Zaum zu halten. Ähnlich wie Regisseur Marvin Kren beim Dreh im Berliner Stadtteil Neuköln. Die Mafiosi aus „4 Blocks“ stehen auf üppige Gewalt und hemmungslose Innigkeit. Für seine authentische Produktion, die den Ton der Straße trägt, hat der Serienmacher „die Jungs von der Straße gecastet. Sie haben sich dann gleich mit dem Hipster-Café-Besitzer aus Australien angelegt. Da hat es gerumpelt, geknackst und wurde ganz schön gefährlich.“

"4 Blocks" Still

TM & © Turner Entertainment Networks, Inc. A Time Warner Company / Foto: Hans Starck

„4 Blocks“

Ein unglaublicher Streit sei am „4Blocks“-Set entbrannt, weil ein Laiendarsteller die Nüsse des Lokaleigentümers aufgegessen hatte. Darauf flogen Hunderte Euroscheine und Handgreiflichkeiten des stolzen Amateur-Darstellers. Nachdem ein Wohnwagen kurz und klein geschlagen und ein kräftiger Streit zwischen Regisseur und dem schauspielendem Troublemaker mit tränenreichen Umarmungen endete, war „die beste Szene der Welt dann im Kasten“, erinnert sich Marvin Kren und imitiert dabei den arabischen Akzent seines Serien-Angestellten.

Die Gangster-Fiktion ist in „4Blocks“ von der Realität schwer zu unterscheiden. Mit schnellen Schnitten und einem progressiven Regiestil zeigt sich in „4 Blocks“ , was der leidenschaftliche Genre-Film-Fan gerne serviert bekommt. „Um zu unterhalten, muss man als Regisseur und Autor das Gangster-Leben erhöhen, es feiern und stürzen – das ist das generelle Wesen des Genre-Films“, sagt Marvin Kren über seine kontrovers diskutierte und mit dem deutschen Fernsehpreis prämierte Erfolgsserie, die gerade in die zweite Staffel gestartet ist.

Im Jänner wird Marvin Kren in Prag seine Netflix-ORF-Koproduktion „Freud“ zu drehen beginnen. 130 Millionen Mitglieder zählt der Streaming-Online-Gigant. Für ihn schickt er einen jungen Sigmund Freund als Profiler des Unbewussten auf Serienmörder-Jagd durch ein düsteres Wien von 1886. Viel mehr darf der Regisseur über seinen Neo-Coup noch nicht verraten. Angesprochen darauf, ob sich seine künstlerische Freiheit mit steigendem Budget erhöht, winkt Kren ab. „Selten wird eine Filmproduktion geboren, wo genügend Geld da ist. Aber das ist auch meine Geschichte“.

„Mein Spezialgebiet mit dem umzugehen, was an Budget da ist, und etwas Großes daraus zu machen.“

"Rammbock" Filmstill

Filmgalerie 451

„Rammbock“

2010 hat Marvin Kren kurz nach seinem Filmstudium in Hamburg eine smarte, unkonventionelle Kinoüberraschung gelandet. Sein lakonisches Horror-Movie „Rammbock“ verhandelt eine Zombie-Apokalypse in Berlin genauso frisch wie virtuos. „Rammbock“ hat er für rund 200.000 Euro gedreht. „So ein Film kostet sonst locker bis zu 1,6 Millionen Euro“ , weiß Marvin Kren. Sein Drehbuchkollege Benjamin Hessler und er können zurecht erzählerisch und ästhetisch von „Rammbock“ behaupten, als kleine Vorläufer eine Zombie-Welle in der Kino- und Serienwelt salonfähig gemacht zu haben – noch vor Mainstream-Hits wie „World War Z“ oder „The Walking Dead“.

„Alle Filmstudenten wollten damals ernste Arthouse-Filme machen und schwere Dramen realisieren, wie die Berliner Schule es vormachte. Es war nur eine logische Konsequenz für uns, mit einem spielerischen Genrefilm dagegen zu halten. Von klein auf hat mich die Romantik der Anti-Helden und Ganoven interessiert. Vielleicht weil sie sich wie Künstler mehr trauen als der normale Bürger, zumindest literarisch gesprochen.“

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