Es kommt was ins Rollen

In Linz finden derzeit die österreichischen Meister*innenschaften im Roller Derby statt. Die üblichen Favoritinnen aus Wien bekommen zum ersten Mal Konkurrenz um den Titel.

Von Gersin Livia Paya

Bei den diesjährigen österreichischen Meister*innenschaften im Roller Derby ist eines bemerkbar: Die üblichen Favoritinnen haben Konkurrenz bekommen! Bei den Play Off Spielen in Linz (diesmal von den Steelcity Rollers veranstaltet) am 3.November, einen Tag vor den Finals, ist zwar das Team aus Wien wie auch sonst immer klar im Rennen, aber auffällig stark präsentieren sich die Fearless Bruisers aus Innsbruck. Die Meister*innenschaften finden zum zweiten Mal statt und es passiert zum ersten Mal, dass, grob gesagt, ein Team mit den Vienna Roller Derby Girls mithalten kann.

„Es wäre schön, wenn die anderen Teams auch so Nachwuchs haben und so trainieren, dass sie uns bald vom Podest fegen. Wir haben viele Vorteile, die die anderen Teams schon aufholen und wir arbeiten da alle gemeinsam daran,“ so die Vienna Roller Derby-Spielerinnen „Knockout Nora“ und „Sabatage“.

Und das macht diesen Sport so einzigartig, er lebt von einer enorm starken Community. Selbst der Kampf um den Meisterinnentitel fühlt sich für die Spielerinnen mehr nach einem schönen Klassentreffen an, das Zusammenkommen und besser-Kennenlernen hat genauso seine Wichtigkeit wie das Spiel selbst.

Auch den jahrelangen Matadoren-Vorsprung des Wiener Teams holen die anderen stetig auf, die Newbies-Klassen werden mehr (vor allem in Innsbruck), man merkt dass Roller Derby zu den „Fastest Growing Sports“ weltweit gehört.

Immer noch sind es aber nicht genügend Spielerinnen, die in die ovale Schlacht fahren. Das Wiener Team und Ljubljana stellen den antretenden Teams aus Graz und Linz Leih-Spielerinnen zur Verfügung, damit sie überhaupt gegeneinander antreten können. „Johammer“ von den Dust City Rollers ist froh darüber, dass so etwas überhaupt möglich ist, weist aber auch auf die Challenge hin, mit jemanden im Team zu spielen, die man gar nicht gewohnt ist. Auch das ist die Community hinter Roller Derby.

Umso mehr fällt es beispielsweise auf, wenn im Publikum und am Rand des Spielfelds von der „unglaublich sportlichen“ Tiroler Jammerin „ShortKat“ die Rede ist.

Trotzdem strahlen die Vienna Roller Derby Girls im Europäischen Ranking immer noch auf Platz 46, während die anderen österreichischen Teams noch in 300er und 400er Plätzen (von ca. 500) gereiht sind.

Was braucht es also um den Wiener Sieg aus der Bahn zu werfen?

Die Fearless Bruisers zumindest haben viele Spielerinnen und hohe Nachwuchs-Zahlen, aber sie hatten auch einen Anfangs-Push, der sonst eigentlich allen fehlt: Eine Finanzierung.

„Es gab eine Ausschreibung ‚Feminismus Reloaded‘, die wir gewonnen haben, und dadurch haben wir eine Startfinanzierung bekommen. Keine von uns hat jemals Roller Derby gesehen, wir waren wirklich totale Newbies und haben uns Videos angeschaut. Offensichtlich machen wir irgendwas richtig, was genau wissen wir aber nicht.“ so ‚Kickass Karolina‘ und ‚Hell_O Kitty‘ von den Fearless Bruisers.

Als ich genauer nachfrage, ist das rauszuhören, was den Sport ausmacht, nämlich die blauen Flecken am richtigen Fleck zu haben: „Wir sind vielleicht die Siegerinnen der Herzen. Ich glaube deshalb und weniger wegen dem Können. Wir sind netter als wir gut sind.“ lacht der Bench Coach „Hello_O-Kittie“ von den Fearless Bruisers.