FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Filmstill Operation Overlord

Constantin Film

GIs gegen Nazi-Monster in „Operation: Overlord“

Eigentlich wären alle Zutaten da in dem von J.J. Abrams produzierten Weltkriegs-Schocker. Das Ergebnis ist dann aber doch sehr ernüchternd.

Von Jan Hestmann

Der Codename „Operation Overlord“ bezeichnet die Landung der Westalliierten in Nordfrankreich während des 2. Weltkriegs, die mit dem sogenannten D-Day am 6. Juni 1944 ihren Anfang nahm. In einem dieser Flugzeuge startet der gleichnamige, von J.J. Abrams produzierte Film, der diese Woche in die Kinos kommt. An Bord befinden sich alle Soldaten-Stereotype, die man so kennt: der Drill-Sergeant, der harte Kerl, die Gräzn und auch der vermeintliche Feigling und spätere Held des Films, Boyce (Jovan Adepo). Die Mission: einen Störsender der Nazis vernichten, der auf einer Kirche in einem kleinen nordfranzösischen Dorf angebracht ist.

Operation Overlord Filmstills

Constantin Film

Kurz nach Absprung ist die Truppe amerikanischer GIs bereits auf ein Trüppchen dezimiert. Und dieses Trüppchen muss sich nun durchs Feld kämpfen, vorbei an jeder Menge Nazis und bald auch an ganz anderen furchterregenden Kreaturen. Denn der Feind tüftelt schon seit längerem in einem geheimen Labor (direkt unter der besagten Kirche) an einer neuen Kreatur, einer Art Super-Nazi. Schließlich braucht das Tausendjährige Reich auch Tausendjährige Soldaten. Geleitet werden diese Experimente selbstverständlich von einem in weißen Kittel gehüllten Grusel-Doktor. Rückendeckung bekommt er von einem schmierigen Wehrmachts-General, wie er im Buche steht (Pilou Asbaek). Da die Forschungen jedoch noch nicht abgeschlossen sind, entstehen derweil noch keine Elite-Kämpfer, sondern grauenhafte, außer Kontrolle geratene Monster.

So weit, so cartoonesk. Eigentlich hat „Operation: Overlord“, bei dem Julius Avery („Son of a Gun“) Regie geführt hat, damit viele Zutaten, die ein köstliches Trash-Movie entstehen lassen könnten. Unweigerlich ist man an den norwegischen Nazi-Zombie-Splatter „Dead Snow“ und viele andere genreähnliche Werke erinnert. Bloß handelt es sich bei „Operation: Overlord“ um kein B-Movie im engeren Sinn. Die J.J. Abrams Produktion hatte - und das ist bei diesem Produzenten ja längst vorauszusetzen - ein ordentliches Budget, und das ist in diesem Genre immer noch die Ausnahme. Das viele Geld sieht man dem Film an, und das bedeutet zunächst mal ja nicht unbedingt etwas Schlechtes. Die Action-Szenen können sich durchaus sehen lassen. Gerade die Eingangssequenz, in der das Flugzeug der GIs runtergeschossen wird, kann bildgewaltige Intensität erzeugen.

Operation Overlord Filmstills

Constantin Film

Gleichzeitig wirkt es befremdlich, dass sich ein Film mit derart cartoonesken Charakteren und einem Parade-B-Movie-Thema gar so ernst nimmt. Wenn der amerikanische GI mit großer Genugtuung den Wehrmachts-General malträtiert, ist es schwer möglich, nicht für einen Moment auch an Tarantinos „Inglourious Basterds“ zu denken. Allerdings kommt „Operation: Overlord“ ganz ohne die Ironie, die Tarantino so meisterhaft beherrscht, aus. Zu diesem konsequenten Schritt der Überzeichnung ist der Film nicht bereit und das verpasst ihm einen seltsamen Beigeschmack.

Vor allem aber geht diese Inkonsequenz auf Kosten der Unterhaltung. Die kann man maximal aus der soliden, weil hoch budgetierten Action und dem ganz passablen, aber auch nicht außergewöhnlichen Monster-Design, herausziehen. Dafür, dass der Film mit doppelter Horroreinlage - also Nazis und Monstern - aufwartet, gelingt es ihm auch erstaunlich selten, wirklich spannende oder überraschende Momente zu erzeugen.

„Operation: Overlord“ hat eine handvoll schöner Sequenzen, bleibt aber unterm Strich ein ziemlich belangloser Film, der zu keinem Moment den Trash-Kultfaktor eines „Dead Snow“ und schon gar nicht die Scharfsinnigkeit eines „Inglourious Basterds“ erreichen kann, ja es nicht mal versucht.

Abgekürzt kann man mittlerweile auch einfach sagen: eben eine J.J. Abrams-Produktion - das ist zwar längst eine Marke, aber schon länger kein Qualitätsmerkmal mehr.

Operation Overlord Filmstills

Constantin Film

mehr Film:

Aktuell: