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Eine Synthese aus Menschlichkeit und Technik-Glauben

In „First Man“ schießt Regisseur Damien Chazelle den Astronauten Neil Armstrong als ersten Menschen 1969 auf den Mond und übt sich einmal mehr im magischen Realismus.

von Petra Erdmann

Den amerikanischen Helden-Mythos zäumt der kanadische Wunderknabe Damien Chazelle von hinten auf. Die Mondlandung selbst wird zur Nebensache, denn es sind ab 1961 vor allem berufliche wie private Rückschläge, die der Testpilot Neil Armstrong (Ryan Gosling) durchstehen muss, bevor er zum großen Schritt für die Menschheit ansetzt.

Luna Land

Damien Chazelle choreographiert sein Bio-Picture der Astronauten-Ikone als realistisches und romantisches Gefühlsbad. Darin ist „First Man – Aufbruch zum Mond“ seinem Vorgängerfilm „La La Land“ nicht so unähnlich, ganz abgesehen vom Score, der wieder von Komponist Justin Hurwitz kommt.

Szene aus dem Film "First Man"

NBC Universal

In erster Linie ist „First Man“ ein übergroßer Home-Movie. Während die NASA im ehrgeizigen Wettlauf gegen die Russen in der Mondfahrt die Nase vorne haben will, nistet sich die Kamera nach dem „fly on the wall"–Prinzip in das Privatleben der Familie Armstrong ein.

Claire Foy („The Crown“, „Unsane“) verkörpert leise und subtil Janet Armstrong. Als beherrschte Ehefrau und Mutter in der Vorstadt steht sie in der zweiten Reihe und damit hinter ihrem Mann. Man wünscht sich mehr Szenen mit der fantastischen Mrs. Foy.

Wie es sich anfühlen muss, in Flugobjekten dunkel und klein wie Blechdosen, über die Atmosphäre hinaus katapultiert zu werden? Chazelles rumpelnde Montagen aus dem Inneren der Cockpits haben eine klaustrophobische Wucht. Streckenweise ist „First Man- Aufbruch zum Mond“ eine nahezu physische Kinoerfahrung - so als schleudere es einen aus einem Hollywood-Blockbuster direkt in die Experimentalfilm-Sektion.

Damien Chazelle setzt auf die unbekannte Privatgeschichte der amerikanischen Medienikone Neil Amstrong und zeigt den harten Weg und die menschlichen Entbehrungen, die der Fortschritt fordert. "First Man – Aufbruch zum Mond“ ist eine etwas andere Synthese aus Menschlichkeit und Technik-Glauben als man sonst so über den Hollywood-Apollos hängt. So bleibt der Film dem abgehangenen Spektakel-Kino Lichtjahre voraus.

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