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Wovon leben österreichische Musikerinnen und Musiker eigentlich?

Viele Musikschaffende können in ihrer Anfangsphase nicht von den geringen Verdiensten aus dem harten Business leben. Wir haben mit Giovanna Fartacek von „Mynth“, Franz Dude von „Die Hamdrahdn“ und „Zeitdieb“ und Voodoo Jürgens über ihre Erfahrungen mit Brot- und Nebenjobs gesprochen.

von Marcus Blecha

Sieht man sich die Einkünfte von Bands, die (noch) nicht die ausverkaufte Stadthalle bespielen, genauer an, stellt man sich die Frage: Wie geht sich das Leben damit aus? Schmächtige Konzertgagen, anfänglich wenig Profit durch CD-Verkäufe, keine Werbedeals, wenige AKM-Einkünfte und lächerliche Kleinstbeträge durch Musikstreaming. Oft auch noch aufgeteilt auf die einzelnen Bandmitglieder. Viel kann da nicht übrig bleiben.

Fast jeder Musiker und jede Musikerin träumt davon, irgendwann von der eigenen Musik leben zu können. Aber wie sieht die bittere Realität aus?

Giovanna Fartacek gründete vor drei Jahren, zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Mario die Synth-Pop-Band Mynth. 2017 veröffentlichten sie ihr zweites Studioalbum „Parallels“ und gewannen den Amadeus Music Award in der Kategorie Electronic/Dance. Die Salzburgerin erzählt, dass ihre Band kurz davor sei, mit ihrer Musik die monatlich anfallenden Fixkosten decken zu können.

„Man kann in Österreich schon von Musik leben“ meint Giovanna. „Aber rein von Live-Gigs und CD-Verkäufen ist es schwierig. Da muss man sich breiter aufstellen.“ Ihr Bruder Mario zum Beispiel produziert neben seiner eigenen Musik auch Musikerkollegen wie zum Beispiel The Crispies. Giovanna hat sich ein Standbein außerhalb der Musik gesucht. Sie ist Ordinationsassistentin in einer Wiener Klinik für Sportorthopädie. Sie arbeitet gerne mit Menschen und nebenbei hat sie eine Absicherung für die Zukunft.

„Auch wenn es jetzt maximal gut funktioniert mit der Musik, kann es halt sein, dass man in fünf Jahren dasteht. Und da ist es mir halt wichtig, dass ich dann noch was habe was mich begeistert.“

Bei Franz sieht die Sache ein wenig anders aus. „Mit der Musik, die ich mache, mache ich mir nicht besonders viele Illusionen, dass ich jemals davon leben kann in Österreich.“

Er ist Texter und Sänger des Dialekt-Rap-Duos „Die Hamdrahdn“ und des Black-Doom-HipHop Gespanns „Zeitdieb“, das im Sommer sein Debütalbum „Sternenstaub und Ascheregen“ veröffentlichte. Mit seinen schrägen Beats und derben Texten bedient der Wiener ein Nischen-Genre. „Ich glaube, dass die Inhalte, die ich versuche zu transportieren, kommerziell uninteressant sind. Aber ich kann mich auch nur schlecht auf Kompromisse einlassen. Meine Musik interessiert vielleicht nicht genügend Leute, aber das akzeptiere ich so wie es ist.“

Um sich finanziell über Wasser halten zu können, hat das Allroundtalent gleich mehrere Standbeine: „Ich arbeite in einem Antiquitäten-Geschäft in der Wiener Neubaugasse und hin und wieder auf Flohmärkten. Ich mache Kameraführung für alles Mögliche: Musikvideos, Werbung, Internet usw. Und ich bin bildender Künstler und freischaffender Fotograf.“

Einer der mittlerweile von der eigenen Musik leben kann, ist Voodoo Jürgens. Nachdem sich sein vorheriges Bandprojekt „Die Eternias“ auflöste, begann der geborene Tullner seine Solokünstler-Karriere unter dem Pseudonym Voodoo Jürgens. Mit seinen schwarzhumorigen Texten im Wiener Dialekt eroberte er schnell die Herzen seiner Fans.

Auch er hat bereits mehrere Jobs abseits der Szene hinter sich. „Eine Lehre als Konditor habe ich angefangen. Am Friedhof hab ich gehackelt. Im Flex habe ich lange Zeit gearbeitet. Ich war auch lange Zeit beim AMS weil mir das Musizieren so wichtig war und man damit nicht so flexibel ist. Es war ein Trauerspiel. Immer wenig Geld. Aber es ist super, dass es sich jetzt ausgeht.“

In Österreich ist es leider keine Selbstverständlichkeit, dass man sich das Leben nur durch die eigene Musik finanzieren kann. Der heimische Markt ist im weltweiten Vergleich sehr klein und es ist schwierig international Fuß fassen zu können.

Die Musikwelt ist oft hart und undankbar was das finanzielle Überleben angeht. Ohne Nebeneinkünfte geht es sich häufig nicht aus. Doch der Fokus und die Hauptmotivation liegen für die meisten Musikschaffenden selbstverständlich nicht im Geldverdienen, sondern in der Liebe zur Kunst.

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