FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Laura Palmer

David Lynch

filmflimmern

Filmflimmern

Der LUX Filmpreis wurde an „Gegen den Strom“ verliehen, Ben Wheatley wagt sich an ein „Rebecca“-Remake, Ezra Miller ist der King of Red Carpet, was eine Mitgliedschaft bei den AMPAS kostet, das Ende der „Lindenstraße“, „Suspiria“-Package zu gewinnen und die Filmstarts der Woche.

Von Pia Reiser

Außerdem

Ich war diese Woche bei der Verleihung des LUX Filmpreises in Straßburg, ein Preis, der vom Europäischen Parlament verliehen wird. Die Mitglieder des Parlaments wählen aus drei Filmen ihren Favoriten, alle nominierten Filme beschäftigen sich mit der Idee oder Geschichte Europas. Für viele der PolitikerInnnen ist der LUX Preis eine freudige Abwechslung vom Alltag im Parlament, immerhin füllt sich der riesige Parlamentssaal, als EP-Präsident Antonio Tajani den Gewinnerfilm verkündet, bei der Rede des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa zuvor waren mindestens vier Fünftel der Plätze leer. Die drei Finalisten dieses Jahr waren „Die andere Seite von allem“, „Styx“ und „Gegen den Strom“. Der letztgenannte, eine kurios-kauzige Mischung aus Thriller und Comedy um eine Frau, die sich in Island mit Sabotage-Akten gegen eine Aluminiumfabrik wehrt, wird ausgezeichnet. Der Film von Regisseur Benedikt Erlingsson wird am 14. Dezember in Österreich starten.

Benedikt Erlingsson

European Parliament

Nach 24 Jahren wird die ARD-Serie „Lindenstraße“ eingestellt - so eine Meldung schafft es auch in den „Hollywood Reporter“. In 1980er Jahren hatte die Serie spektakuläre Zuschauerzahlen und bei aller Schnarchigkeit war sie wohl in ihrem Bemühen die Gesellschaft, von der sie erzählte komplett abzubilden, essentiell in Sachen Repräsentation. 1985 gab es ansonsten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auf einem Prime Time-Sendeplatz keine homosexuellen Figuren, Alleinerzieherinnen oder Figuren mit Migrationshintergrund; die Aufklärung über HIV und Aids via „Lindenstraße“ sollte auch nicht unterschätzt werden. 2020 wird die letzte Folge gesendet werden.

Meine großzügige Einstellung gegenüber Remakes endet üblicherweise, wenn sich jemand an Filme von Alfred Hitchock wagt, und so weiß ich nicht, ob ich mich freuen oder grämen soll, weil Ben Wheatley ein Remake von „Rebecca“ drehen wird - für Netflix. Am Original kann man genau nichts besser machen, andererseits hat Wheatley mit „High Rise“ schon einen Spitzenfilm gedreht, in dem ein Haus die eigentliche Hauptrolle spielt - ähnlich ist es in „Rebecca“. Die Rollen von Laurence Olivier und Joan Fontaine werden Armie Hammer und Lily James übernehmen. Ich warte immer noch drauf, dass sich Olivia de Havilland, die 102-jährige Schwester von Joan Fontaine zu Wort meldet, was sie davon hält.

Schnauzer News#1: Kyle McLachlan dreht einen Kurzfilm mit Luca Guadagnino und hat sich dafür einen Schnurrbart stehen lassen.

Schnauzer News#2: Jemand hat die schlimmsten Stills aus „Justice League“ versammelt, die zeigen, dass CGI halt auch nicht alles kann. Henry Cavill durfte sich für „Justice League“-Reshoots den Schnurrbart, den er in „Mission Impossible: Fallout“ trägt, nicht abrasieren und so wurde der Bart digital entfernt. Mit schauderhaften Ergebnissen.

Es gibt eine Dokumentation über Hayao Miyazaki, Mitgründer von Studio Ghibli.

Julie Taymor wird bei einem Gloria Steinem-Biopic Regie führen, die Hauptrolle übernimmt Julianne Moore, außerdem mit dabei sind Alicia Vikander und - das wird Kollegen Christian Pausch freuen - Bette Middler!

Regisseur Apichatpong Weerasethakul überlegt, die Mitgliedschaft bei der Academy of Motion Pictures Arts and Sciences (vulgo: Oscars) zu beenden, unter anderem weil der Mitgliedsbetrag recht hoch ist - 450 Dollar im Jahr.

Zu viel Geld zur Verfügung und auf der Suche nach einem originellen Weihnachtsgeschenk? Der Sarg von Laura Palmer aus „Twin Peaks“ wird versteigert. (Startpreis: 1.000 Dollar)

Ein Walt-Disney-Kurzfilm aus dem Jahr 1928 ist in Japan entdeckt worden - mit einer Figur, die man als Vorläufer von Mickey Mouse annehmen kann.

Die Geschichte des Bobs (Frisur, nicht Hoskins) im Film.

Und: schlechte Nachrichten für Kollegin Susi Ondrusova: Bradley Cooper und Lady Gaga werden bei den Oscars auftreten und einen Song aus „A Star is Born“ singen.

Cinema Next mit einem Porträt über Wiktoria Pelzer, Stefan Messner und Florian Widegger, die als KinogestalterInnen in verschiedenen Kinos in Wien u.a. für das breite Spektrum an Film- und Kinokultur sorgen, das Wien zu so einer herrlichen Kinostadt macht.

Eine neue Reihe der Breitenseer Lichtspiele in Wien heißt „Kult Kino“, hier präsentieren ausgewählte Gäste ihren Lieblingsfilm, los geht’s am 17. November mit Voodoo Jürgens, der Film wird allerdings nicht verraten. (Übrigens hatten Gerlinde Lang und ich eine ebensolche Reihe in den 00er Jahren im Schikaneder, Argentos „Suspiria“ stand damals auch am Programm, manchmal haben unsere Stargäste auch Stills aus dem Film gezeichnet. Es waren insgesamt putzigere Zeiten.)

Filmstarts der Woche

Suspiria
Kein Film wurde in meinem Umfeld mit derart fast schon hysterischer Vorfreude erwartet. Jeder neu veröffentliche Filmstill verursachte Freudentaumel. Regisseur Luca Guadagnino unternimmt eine Neu-Erzählung des Films von Dario Argento, packt deutlich mehr Narrativ in sein atmosphärisch fantastisches Hexentanzspektakel, überlädt es aber ein wenig mit allzu viel deutscher Geschichtsaufarbeitung. Dakota Johnson landet als Ohio-Landei im Jahr 1977 in einer Tanzschule in Berlin, die von dauerrauchenden Frauen geführt wird. Tilda Swinton agiert als eine Art Pina Bausch – und spielt auch noch einen alten Herren. Aber eigentlich ist das Narrativ fast egal, die Atmosphäre bis zum Showdown allein ist Grund genug, sich den Film anzuschauen. Ich hoffe außerdem, dass Dakota Johnsons Heather-Grey-Jogginganzug bald in einem Suspiria-Merch-Shop erhältlich ist. Petra Erdmann verleiht 8 von 10 Hexenkesseln, ihren Text zu „Suspiria“ gibt es hier.

"Suspiria" Remake Filmstill

Alessio Bolzoni / Amazon Studios

Wer „Suspiria“ nicht nur im Kopf, sondern auch am Körper und in den Ohren mit sich herumtragen möchte: Wir verlosen ein „Suspiria“-Package, bestehend aus einem T-Shirt (Damen, M), Leinenbeutel und dem Soundtrack auf CD.

suspira-leinenbeutel, shirt und cd

radio fm4

Wer an der Verlosung teilnehmen will, schickt ein E-Mail an game.fm4@orf.at. Einsendeschluss, ist Mittwoch, 21. November, 11 Uhr

The Ballad of Buster Scruggs
Als Produzenten haben die Coen-Brüder bereits drei exzellente Staffeln „Fargo“ für Netflix abgeliefert, jetzt kommt ihr erstes Werk als Drehbuchautoren und Regisseure fürs gestreamte Patschenkino. Und ausgerechnet ein Genre, das ganz besonders von epischen großen Bildern lebt, dampfen sie für den Kleinbildschirm ein. Was ursprünglich als Serie geplant war, ist nun ein Western in sechs Kapiteln mit allem, was dazugehört: ein singender Cowboy, ein Goldgräber, ein Bankräuber, eine Siedlerin, ein Schausteller. Rabenschwarzer Fatalismus überall, der Humanismus wird abgeschossen, so Christian Fuchs. Dem „Zynismus im Cowboy-Kostüm“ verleiht er 4 von 10 Durchschüssen. Seine ausführliche Kritik gibt es hier.

Cowboy mit Wanted-Bild

Filmstill / "The Ballad of Buster Scruggs"

Female Pleasure
Die Dokumentation „Female Pleasure“ folgt fünf Frauen, die verschiedenen Religionen angehören und gegen die Repression weiblicher Sexualität kämpfen. Pornos, weibliche Genitalverstümmelung, das Auflehnen gegen religiöse Schranken werden hier unter anderem diskutiert. Ein Interview mit „Female Pleasure“-Protagonistin und Aktivistin Leyla Hussein, das Riem Higazi geführt hat, gibt es am Samstag, 17. November, im FM4 Update (10-13 Uhr) zu hören.

Szenenbild "Female Pleasure"

Filmladen

Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald
Die „Fantastic Beasts“-Reihe ist die Herz-Lungen-Maschine, die das „Harry Potter“-Franchise noch ein paar Jahre am Leben erhalten soll. Und so schlüpft Eddie Redmayne zum zweiten Mal in die feschen Tweed-Ensembles von Newt Scamander, Experte für magische Kreaturen. Der Antagonist hier trägt den ebenfalls guten Namen Gellert Grindelwald (Johnny Depp) und ist aus dem Gefängnis ausgebrochen. Jude Law spielt den jungen Dumbledore, doch die Spannung hält sich in Grenzen, das Spektakulärste in Sachen „Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald“ waren bisher die Red Carpet Outfits von Ezra Miller, der im Film den mysteriösen Credence spielt. Christoph Sepin war nur mäßig verzaubert und vergibt 6 von 10 Zauberer, die durch das Paris der 1920er Jahre spazieren.

Szenenbild aus "fantastic Beasts"

Warner

Termine

20.-24.11: YOUKI, Wels
16.11.: Suspiria Double Feature, Burg Kino, Wien
16.11.: Austrian Independent Filmfestival, Schikaneder, Wien
18.-24.11.: Mittelamerikanisches Filmfestival 2018, Metro Kinokulturhaus, Wien
15.-29.11.: First Reformed, Gartenbaukino, Wien
16.11.: Rock Rubber, Gartenbaukino, Wien
16./17.11.: Internationales Filmfestival der Vielheit, Leokino, Innsbruck
17.11.: Kult Kino mit Voodoo Jürgens, Breitenseer Lichtspiele, Wien
19.11.: Stranger on the third Floor & Mr Moto’s Last Warning, Filmmuseum, Wien

In diesem Sinn: Well, somebody’s got to do something! („First Reformed“)

Ethan Hawke in "First Reformed"

Viennale

„First Reformed“, 15.-29.11. im Gartenbaukino, Wien

mehr Pia Reiser:

Aktuell: