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Michi Buchinger lügt jetzt gedruckt

Michael Buchingers neues und mittlerweile zweites Buch „Lange Beine, kurze Lügen – Michi schenkt euch reinen Wein ein“ ist ein lustiges Plädoyer für das Lügen.

Von Ambra Schuster

Michael Buchinger lügt recht viel: Eine kleine Lüge, um nicht auf eine langweilige Party gehen zu müssen, eine, um nicht unhöflich zu sein und eine, um bei Mitmenschen besser anzukommen. Im Urlaub täuscht er vor, frisch verheiratet zu sein, um weniger zahlen zu müssen. Er tut so, als ob er mit einer Mitschülerin zusammen wäre, um die eigene Homosexualität zu verschleiern. Oder er schwärmt von einem regen Liebesleben, obwohl er noch nicht einmal sein erstes Mal hatte. Von diesen und ähnlichen Flunkereien seines Lebens erzählt Michael Buchinger in seinem neuen Buch „Lange Beine, kurze Lügen“.

Der YouTube-Star gibt sich in der Anekdotensammlung als Opportunist, der sich das Leben mit Lügen leichter macht. In gewohnt unterhaltsamer Buchinger-Manier erklärt er, warum es vollkommen in Ordnung ist, zu lügen. Michi Buchinger erzählt, dass er sich seine Lügen sogar in einem „Lügentagebuch“ aufschreibt: „Ich habe tatsächlich eine Iphone-Notiz, in der ich mir aufschreibe, wem ich was erzähle. Aber da ich jetzt nicht mehr so oft lüge wie früher, ist es mittlerweile ein sehr mageres Tagebuch.“

Von der Vergangenheit inspiriert

Früher habe er noch vieles zu verbergen gehabt und auch oft gelogen, um anderen zu gefallen und akzeptiert zu werden, sagt er und meint damit konkret seine Magersucht, aber auch seine Homosexualität, wegen der er an der katholischen Privatschule, die er besucht hatte, gemobbt wurde.

Alles über Michi Buchinger

Mit 16 Jahren ist Michael Buchinger mit seinen lustigen Videos und schrillen Sketches zum Star auf YouTube geworden. Dort hat der heute 26-jährige Burgenländer mittlerweile über 155 Tausend Abonnenten. Außerdem bloggt er, tritt mit seinem Kabarett-Programm auf, schreibt Kolumnen für u.a. Vice und verdient den Großteil seines Geldes als Influencer. Mittlerweile ist Michael Buchinger mit seinen beiden Büchern „Der Letzte macht den Mund zu“ und „Lange Beine, kurze Lügen“ zweifacher Taschenbuch-Bestsellerautor.

Bis zu einem gewissen Grad sieht Michi Buchinger „Lange Beine, kurze Lügen“ auch als Therapie gegen das viele Lügen – und als Abrechnung mit ehemaligen Mitschülern, Dates und Freundschaften: „Ich finde, man soll alles im Leben als Material verwenden. Das war schon damals mein Plan und ich habe mir alles aufgeschrieben. Ich bin auch sehr nachtragend.“ Auch wenn Namen abgeändert und Dialoge der Kunst wegen zugespitzt sind, ist es sicher nicht immer angenehm, sich in Michi Buchingers Geschichten selbst wiederzuerkennen. Das Grundgerüst des Buches ist nämlich wahr „und das finde ich auch das Verrückte, mir sind schon crazy Dinge passiert“, so Buchinger.

Buchinger spricht in seinem Buch durchaus auch ernstere Themen an und streut vereinzelt Moral ein:

„Hier eine gute Regel: Habt ihr eine Meinung zum Aussehen einer anderen Person, die deutlich von ‚Heute siehst du aber gut aus!‘ abweicht? Ist die Aussage, die euch auf der Zunge liegt, vielleicht sogar eher negativ? Ich weiß, dass ihr das dringende Bedürfnis habt, diesen Gedanken mit der Welt zu teilen, aber hier ein Alternativvorschlag: Flüstert eure ungefragte Meinung in eine Muschel und werft sie in den Ozean, denn dort gehören sie beide hin.“

Michi BUchingers BUch "Lange Lügen lange Beine"

Ullstein Verlag

„Lange Beine, kurze Lügen“ ist bei Ullstein erschienen.

Nichts desto trotz ist „Lange Beine, kurze Lügen“ nicht zuletzt wegen Michi Buchingers eigenem Stil – einer Mischung aus überspitzten Dialogen und irrwitzigen Vergleichen – leichte Kost. Das ist auch gut so. Buchingers will nämlich nicht, wie er es nennt, die „Moralapostelkeule“ schwingen, sondern in erster Linie unterhalten. „Ich habe mir immer nur gewünscht, dass die Leute für fünf Minuten ihren Alltag vergessen, wenn sie meine Dinge konsumieren. Wenn sich wer irgendwo einen tieferen Sinn herausnimmt und was lernt, unterstütze ich das. Aber es ist nie mein Vorsatz, dass ich ein Kapitel schreibe, aus dem alle was lernen müssen. Mir wird auch oft vorgeworfen, dass meine Inhalte banal sind, aber ich habe ja auch nie behauptet, dass sie tiefgründig sind.“

Die Kunstfigur vs. der „echte“ Michi

Immer schön oberflächlich bleiben, so Michael Buchingers Devise. Deshalb spricht der YouTuber in seinen Videos auch nicht über Religion oder Politik: „Da machst du dir nur Feinde.“ Auch die Intimität, die das Internet den Fans oft vorgaukelt, hält nicht ganz. „Manche Fans meinen, ich gebe sehr viel – oder sogar zu viel – Privates preis, dabei zeige ich nur Dinge, die schon Jahre her und abgeschlossen sind.“ In „Lange Beine, kurze Lügen“ beschreibt Michi Buchinger eine Situation, die diese Diskrepanz verdeutlicht: Bei einem Treffen mit Fans sind diese enttäuscht vom „echten“ Michi Buchinger und bevorzugen die launische Kunstfigur, die sie aus dem Internet kennen. Der „echte“ Michi Buchinger beschreibt sich selbst übrigens als „wohlerzogenen Spießer“, der am liebsten bei der Gemeindezeitung die schönsten Gärten der Gemeinde küren würde.

Michi Buchinger im FM4 Interview Podcast

Heute lügt Michael Buchinger zwar weniger, ganz so einfach dürfte ihm Ehrlichsein aber dann doch nicht fallen. Zumindest nicht, wenn man dem letzten Kapitel, in dem er versucht, eine Woche ohne Lügen auszukommen, Glauben schenkt. Natürlich gibt es aber Situationen, in denen auch Michael Buchinger nicht mehr lügt: „Wenn Freunde mich um einen ehrlichen Rat bitten, sag ich schon die Wahrheit.“

Ob es ein drittes Buch geben wird? Die Chancen stehen gut, denn Michael Buchinger möchte erst aufhören zu schreiben, wenn er ebenso viele Bücher wie sein Idol Thomas Brezina verfasst hat. Das wären dann über 550 Stück.

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