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Känguru

CC0 via Pixabay

Das Känguru ist zurück

Und damit hätten wir nicht gerechnet. Nach der Känguru-Trilogie dachten wir, das Werk wäre abgeschlossen, aber anscheinend ist dem Kling das Geld ausgegangen und er musste „Die Känguru Apokryphen“ schreiben. Gut für uns.

Von Conny Lee

Innerhalb von nur 2 Wochen haben sich Marc-Uwe Klings „Die Känguru Apokryphen“ als Hörbuch über 100.000 Mal verkauft und ihm damit eine weitere Goldene Schallplatte eingebracht. Das macht deutlich, wie enthusiastisch seine Fancommunity ist. Es ist wie ein Club: Wenn zwei Känguru-Fans einander treffen, wissen sie sofort, dass sie eine gemeinsame Basis haben. Man versteht einander. Man versteht die Insider Schmähs.

Marc-Uwe und das Känguru ohne Pinguin

Die vorangegangene Trilogie (Die Känguru Chroniken, Das Känguru Manifest und Die Känguru Offenbarung) hat erzählt, wie das kommunistische Känguru eines Tages beim Kleinkünstler eingezogen ist, wie eines Tages der kleinkarierte Pinguin zu ihrem Nachbar wurde und dieser sich als kapitalistisch-weltverschwörerischer Antagonist des kommunistisch-weltverbessernden Kängurus entpuppte.

Marc-Uwe Klings BUch "Die Känguru Apokryphen"

Ullstein Verlag

Marc Uwe Klings „Die Känguru-Apokryphen“ ist bei Ullstein erschienen.

Die Jagd nach dem Pinguin verlieh der Trilogie eine höhere Handlungsebene, war aber nicht das Wesentliche. Der Pinguin war nur ein MacGuffin, der die Handlung vorantreiben sollte. Einige der besten Episoden handeln allerdings von ganz anderen Dingen, vom Abhängen in der Kneipe bei Herta, von Diskussionen über WG-Putzpläne, wer Schnapspralinen nachkaufen geht und vor allem ganz viel von Politik. Dabei schreibt Kling vehement gegen Nazis, hält sich aber auch nicht mit Kritik an der SPD, den Grünen oder der sogenannten Linken zurück. All diese Elemente finden sich auch im neuen Buch"Die Känguru Apokryphen" wieder, nur diesmal ohne den roten Faden, den der Pinguin geliefert hatte.

Die Apokryphen musst du prüfen

„Das Buch soll übrigens ‚Die Känguru-Apokryphen‘ heißen."
"Das“, sagt das Känguru, „ist ein richtiger Kacktitel."
"Vielen Dank. Deine destruktive Kritik ist immer sehr hilfreich für mich."
"Bitte, gerne.“

Schließlich seufzt das Känguru.
„Okay“, sagt es, „okay. Schieß los. Was sind Apokryphen?“
„Das sind religiöse Schriften, die es nicht in die Bibel geschafft haben."
Das Känguru beginnt zu grinsen.

Nicht mehr weit zur Dystopie

Nach seiner erfolgreichen Känguru-Trilogie hat Marc-Uwe Kling 2017 im Roman "Quality Land“ eine dystopische Zukunftsvision entworfen.

Obwohl die Episoden von keiner großen Klammer zusammengehalten werden, schafft Kling durch Running Gags ansatzweise Stringenz, aber unterm Strich sind „Apokryphen“ doch nichts anderes als ein Euphemismus für „Bonusmaterial“ (wie Kling natürlich selbst im Klappentext einräumt). Den Fans ist das allerdings egal, Hauptsache mehr Geschichten vom Känguru und von Marc-Uwe, von Herta, Friedrich Wilhelm und Krapotke. Und vor allem mehr von Klings intelligenter Systemkritik, von seiner subversiven Ironie und seinen scharfen Alltagsbeobachtungen. Dabei sollte man sich aber wie gehabt an die Audioversion halten, da Klings Stimme und Erzählweise, sein Voiceacting und Timing, sehr wesentlich zur Qualität der Geschichten beiträgt.

Seine Fangemeinde wächst mit seiner Bekanntheit, und wahrscheinlich könnte Kling noch viele weitere (Hör-)Bücher herausbringen, und jedesmal wieder Goldene Schallplatten dafür abstauben. Wir erwarten also mit Spannung den „Känguru Appendix“, „Das Känguru Palimpsest“ oder was für Titel der Kling eben sonst noch im Ärmel hat.

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