Licht ins Dunkel: Deutschkurs für geflüchtete Menschen mit Sehbehinderung

BaKo – Geflüchtete Menschen mit Sehbehinderungen lernen in einem speziellen Deutschkurs. Ziel ist eine aktive Teilnahme am sozialen und beruflichen Leben in Österreich. FM4 unterstützt BaKo heuer im Rahmen von Licht ins Dunkel.

Von Claus Pirschner

„Ich habe hier nicht nur Deutsch gelernt, sondern für mein ganzes Leben. Wir gehen hier gestärkt hinaus“, sagt ein Teilnehmer des ersten BaKo – Kurses bei UKI, dem Unterstützungskomitee zur Integration von MigrantInnen, einem gemeinnützigen Verein in Wien-Rudolfsheim. BaKo bedeutet Basiskommunikation für blinde und sehbehinderte Flüchtlinge und MigrantInnen. Speziell geschulte DeutschlehrerInnen und TrainerInnen unterrichten mit eigens entwickelten Materialien. Die Ziele sind Deutsch zu lernen, bei Bedarf zu alphabetisieren, soziale und berufliche Integration.

Der Kurs wurde 2018 als Pilotprojekt von UKI durchgeführt. Zehn Menschen mit Sehbehinderung haben diesen ersten sechsmonatigen BaKo Kurs absolviert. Die meisten sind aus Syrien und Afghanistan geflüchtet. Manche waren von Geburt an blind, andere durch den Krieg oder einen Unfall. Die Hälfte der Refugees waren AnalphabetInnen, manche sind am Land aufgewachsen, wurden wegen ihrer Behinderung ausgegrenzt und haben nie eine Schule besucht. Andere wiederum waren SchülerInnen, bis der Krieg den weiteren Schulbesuch unmöglich gemacht hat. „In Österreich haben sich die Geflüchteten in einer doppelten Isolation befunden. Sie können nicht oder nur eingeschränkt sehen und sie können auch noch nicht kommunizieren, weil sie die Sprache noch nicht beherrschen. Die mündliche Kommunikation ist für blinde und sehbehinderte Personen der wesentliche Kanal zu Umwelt“, so Eva Schröder von UKI.

Ein maßgeschneiderter Unterricht

Unterrichtet wurde bei BaKo in zwei Kleingruppen – AnalphabetInnen und Alphabetisierte. Es ist ein Deutschlernen insbesondere über die Sinne abseits des Sehens. „Es geht um Gerüche, ums Angreifen, ums Schmecken. Wir haben Salate gemacht, wir haben abgeschmeckt und erklärt was wir tun. So haben wir uns vom Zimmer in die ganze Welt hinaus bewegt, vieles angegriffen und die Sprache gelernt“ so die Deutschlehrerin vom ersten BaKo Kurs heuer. Unkonventionelle Arbeitsmethoden mit dem Schwerpunkt auf Kommunikation, Kinästhetik (Bewegungsempfindung), auditive Lehr- und Lernmethoden sowie kreative Ideen für Lehrmittel haben den Stoff „begreifbar“ gemacht.

Die Lehrgangsleiterin hat sich ins Zeug gelegt und neues maßgeschneidertes Unterrichtsmaterial entwickelt. Sogar ihr Sohn hat mitgeholfen und in der HTL Mödling in einem Projekt Holzbuchstaben mit Metallschrauben zum Ertasten für den Unterricht gebaut.

Auch Persönlichkeit im Fokus

BaKo fokussiert nicht nur auf Sprachkompetenz, sondern auch auf die Persönlichkeit. „Wir stärken die KursteilnehmerInnen darin, ihre Anliegen vorzubringen und zu verstehen, wer was von ihnen will. Das ist Inklusion. Und es ist wichtig, Spaß im Unterricht zu haben und Vertrauen aufzubauen, dann geht alles besser“, erklärt die Lehrgangsleiterin. Anfangs kamen die TeilnehmerInnen mit großen Hemmungen vor der fremden Sprache, der neuen Umgebung und aufgrund von Ausgrenzungserfahrungen, die sie gemacht haben. „Sukzessive hat die Sicherheit der TeilnehmerInnen zugenommen, die Stimmung wurde lockerer und die Lust zu kommunizieren wuchs“, erzählt Eva Schröder.

Der Kurserfolg kann sich sehen lassen – hier ein paar Beispiele: Ein Teilnehmer konnte nach dem Kurs, in den er als Analphabet hineingegangen ist, einen Job in einem Supermarkt finden, einem anderen hat die bei BaKo erworbene Sprachkompetenz ermöglicht, dass er nun eine Ausbildung zum medizinischen Masseur absolviert. Zwei Männer besuchen nun das MigAktiv Plus Projekt bei UKI - einen bis zu einjährigen Kurs für Menschen mit Behinderung zur Berufsorientierung, Sprachförderung und Gesundheitsförderung. Die KursteilnehmerInnen wollen nicht aufs Abstellgleis: „Ich will arbeiten und einen Beitrag leisten“, so erlebt die Kursleiterin das Ziel ihrer SchülerInnen.

Wir wollen helfen: BaKo – Deutsch und Alphabetisierung für geflüchtete Menschen mit Sehbehinderung

Entstanden ist das Pilotprojekt BaKo 2016 aus dem Bedarf heraus. Die Arbeitsassistenz vom Blinden- und Sehbehindertenverband hat sich an UKI gewandt, weil es keine Deutschkurse für nach Österreich geflüchtete oder migrierte Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit gab. UKI hat daraufhin BaKo auf die Beine gestellt.

Das Sozialministeriumservice und der österreichische Integrationsfonds (Individualförderung) haben es finanziert. Das AMS hat den TeilnehmerInnen während des Kurses DLU bewilligt (Beihilfe zur Deckung des Lebensunterhaltes). „Der Bedarf für so einen weiteren Kurs, also die Menschen, die sind da, aber die Fördergeber sind nicht mehr da. Der Wind ist rauer geworden“, sagt Eva Schröder von UKI. Das Sozialministeriumservice hat BaKo einmalig finanziert. Eine weitere Förderung durch den österreichischen Integrationsfonds ist nicht garantiert. Jedenfalls, Menschen mit Behinderung haben ein Recht auf Bildung, auf ein inklusives Bildungssystem - so steht es in der UN-Behindertenrechtskonvention, die auch für den Staat Österreich gilt. Folglich ist es auch die Aufgabe der öffentlichen Hand, den Spracherwerb von Menschen mit Behinderungen sicherzustellen.

Mit eurer Hilfe wollen wir nun circa zehn Refugees und MigrantInnen mit Behinderung einen BaKo-Kurs im Jahr 2019 ermöglichen. Ein Platz im Kurs kostet 5.500 Euro. Es ist eine lebenswichtige Bildungsmaßnahme für Menschen in einer gesellschaftlich mehrfach marginalisierten Lage. Durch die Bildung und Begleitung bei BaKo können sie beginnen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und am sozialen und beruflichen Leben teilzunehmen.

FM4-HörerInnen können nun helfen: bei der Finanzierung eines BaKo-Kurses mit SpezialtrainerInnen, Equipment für barrierefreies Lernen (z.B. Milestone Aufnahmegerät, Brailletastatur), Unterlagen für KursbesucherInnen u.v.m.

Das sind die FM4-Aktivitäten für Licht ins Dunkel:

FM4 on air und online
Redaktionelle Berichterstattung ab 02.12. mit Reportagen, Porträts, Diskussionssendung „Auf Laut“ und Onlineartikeln zum Thema.

Sechs Tage Gaming-Livestream auf Twitch
Die Online-Gemeinschaft Austrian Entertainment, österreichische Star-StreamerInnen und das FM4 Spielekammerl-Team spielen sechs Tage lang live Videospiele für den guten Zweck und laden FM4-UserInnen ein, via Twitch.tv dabei zu sein. Von 8.-13. Dezember, jeweils von 09 bis 21 Uhr. Während der gesamten Spielzeit werden Spenden für das FM4-Licht-ins-Dunkel-Projekt entgegengenommen.

FM4 Auktionen
Am 14.12. werden den ganzen Tag lang tolle Aktionen und Exklusivitäten aus dem FM4-Universum versteigert.

FM4-Charity-Punschstand
Am 20.12. wird der Resselbande-Punschstand am Wiener Karlsplatz von FM4-DJs beschallt und FM4-ModeratorInnen geben Heißgetränke aus. Die Einnahmen dieses Abends gehen an das FM4-Projekt.

FM4 Stehkalender
Von natürlichen Regenbögen, die sich über Berge, Seen, Wälder und Häuser erstrecken, über Illustrationen und Basteleien bis zu Hunden in Regenbogen-Mäntelchen: der FM4 Stehkalender ist heuer bunt wie nie! Zu verdanken haben wir das den FM4 HörerInnen. Die haben wir um ihre schönsten Regenbögen gebeten und großartige Fotos erhalten. Der gesamte Reinerlös aus dem Verkauf geht an das „Licht ins Dunkel“-Projekt 2018/19 von FM4.

Direkt spenden
„FM4 für Licht ins Dunkel“
• Per Onlinebanking auf das Licht-ins-Dunkel-Konto mit dem Vermerk „FM4 Weihnachtsaktion“:
BAWAK P.S.K.
BIC: BAWAATWW
IBAN: AT20 6000 0000 0237 6000
Weiters kannst du auch via Kreditkarte, PayPal, Erlagschein oder Telefon spenden. Alle Infos zu Spendenmöglichkeiten gibt’s auf lichtinsdunkel.ORF.at

Spenden an Licht ins Dunkel sind übrigens steuerlich absetzbar. Genaue Infos über die Spendenabsetzbarkeit gibt es hier.

Mehr Informationen gibt es unter fm4.orf.at/lichtinsdunkel und unter uki.or.at.