Serienmeister Chuck Lorre lässt Michael Douglas antreten
Von Martina Bauer
Die Chancen, eine seiner Serien gesehen und auch gemocht zu haben, stehen ziemlich gut. Chuck Lorre steckt hinter Classics wie „Cybill“ oder „Dharma & Greg“, er co-kreierte die Longrunner „Two and a Half Men“ und „Big Bang Theory“ oder erfand „Mom“ mit. Sein neuester Streich heißt „The Kominsky Method“. Angesiedelt im Dunstkreis des L.A.-Showbiz und mit den Oscarpreisträgern Michael Douglas sowie Alan Arkin in den Hauptrollen.
Ein bisschen erinnern die beiden in ihren Charakteren an Statler und Waldorf aus der Muppet Show. Besonders, wenn sie in ihrer gediegenen Stammlokal-Ecke sitzen und über Lebens-Gegenheiten lamentieren sowie witzeln. Drinks plus Essen werden dabei zittrig-slowmotionmäßig von Kellner Alex gereicht, einer quasi 1000-jährigen Schnecke der Servierzunft.
Mike Yarish/Netflix
Es macht Spaß, hier zuzusehen. Wobei, wenn eins gar keinen Anknüpfungspunkt zu älteren Herrschaften bzw. dem Altwerden an sich hat, könnte das ein Argument gegen „The Kominsky Method“ sein.
Schauspiel-Kunst
Michael Douglas verkörpert den Titel gebenden Schauspieler bzw. mittlerweile vorrangig Schauspiellehrer Sandy Kominsky. Alan Arkin fungiert gewissermaßen als sein Counterpart, er gibt den besten Freund wie Agenten Norman Newlander.
Douglas als Sandy ist mehr der Lebemann der beiden, mehrfach geschieden, jugendlich Bohemien gekleidet, noch nicht wirklich in seiner Altersklasse angekommen. Sein neuestes Love-Interest Lisa ist zwar (mal wieder) im approbaten Alter, allerdings Schülerin in seinem Kurs. Es wird dennoch gedatet, wobei Treffen eins im Spital endet, das zweite dann beinahe folgerichtig auf eine nicht unwitzige Trauerfeier führt.
Mike Yarish/Netflix
Arkin als Norman auf der anderen Seite ist der eher konservativere Tweed-Mann. Er kämpft mit dem Abschied von seiner lebenslangen Liebe Eileen, auch eine Showbizgröße, sowie seiner erwachsenen Tochter, die gerade in die nächste Rehab schippert.
Norman bringt etwas „Curb Your Enthusiasm“-Charme in die Serie, die tonal ansonsten wohl in die Nähe von Lorres „Mom“ gerückt werden kann bzw. eine Trockene-Humor-Verwandte seiner „Two and a Half Men“ ist. Mit rund 30 Minuten sind die Episoden durchwegs kurzweilig, leben vom Flair der beiden Hauptdarsteller und ihren Schlagabtäuschen.
Star-Besetzt
Die Gast- bzw. Nebenrollen halten Namen wie Jay Leno, Patti LaBelle oder Lisa Edelstein (bekannt unter anderem als Cuddy aus „House, M.D.“) bereit. Susan Sullivan (sie war auch „Dharma & Greg“-Regular) ist als Normans Ehefrau zu sehen, während Danny DeVito als funny Urloge operiert.
Mike Yarish/Netflix
Apropos: Zeitweise gewinnen die Pinkel-Prostata-Witze doch etwas zu sehr die Oberhand. Ausgesöhnt wird das aber mehr als durch die beiden letzten, wirklich großartigen Episoden. Wenn Sandy mit der Steuerbehörde zu kämpfen hat und Norman ihm ein sozusagen unmoralisches Angebot macht.
Apropos2: Auch „The Kominsky Method“ bietet natürlich die berühmten Chuck Lorre Vanity Cards. Das Streaming Portal überspringt tendenziell ja Credit und damit End-Message. Auf Lorres „The Official Vanity Card Archives“ sind aber ohnehin sämtliche gesammelt.
Publiziert am 01.12.2018