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Monitoringausschuss

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licht ins dunkel

„Wir wollen selbst entscheiden!“

Menschen mit Behinderung können sich bei Problemen im Alltag an den sogenannten Monitoringausschuss wenden. Heuer standen bei dessen jährlicher öffentlicher Sitzung Jugendliche und Kinder mit Behinderung im Mittelpunkt. Und die Jugendlichen dort machten klar: Sie wollen selbst über ihr Leben entscheiden.

Von Viktoria Waldegger

„Wir werden nicht immer ernst genommen“, das war die vorherrschende Meinung vieler Jugendlicher bei der öffentlichen Sitzung des Monitoringausschusses in Innsbruck. „Oft reden Ärzte nicht direkt mit uns, sondern nur mit unseren Begleitpersonen oder Betreuern“, berichtete etwa Anna. Dabei gehe es aber um sie. Das klar anzusprechen traue sie sich aber nicht immer, erklärte die 18-Jährige.

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Das Interesse am Monitoringausschuss in Innsbruck war groß.

Zwar gilt in Österreich seit 2008 die UN-Behindertenrechtskonvention, die Menschen mit Behinderung gleiche Rechte und Möglichkeiten garantieren soll. Gesetze allein reichen aber nicht immer aus, beklagte Rollstuhlfahrerin Laura. Eigentlich müssten alle öffentliche Gebäude seit Jahren barrierefrei zugänglich sein. Sie erlebe das im Alltag aber immer wieder anders. In viele Gebäude oder Lokale komme sie wegen ihres Rollstuhles nicht hin. So fühlt sich Laura in ihren Möglichkeiten eingeschränkt, sie könne etwa am Abend nicht mit Freunden eine neue Bar testen, sondern müsse immer die gleichen Lokale besuchen.

Eine Sitzung für alle

Auf die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Österreich zu achten ist die Hauptaufgabe des Monitoringausschusses. Jedes Jahr finden deshalb öffentliche Sitzungen statt, bei denen Menschen mit Behinderung, oder auch Betreuer, mitreden und mitdiskutieren können. Damit wirklich alle mitreden können, werden die Reden bei der öffentlichen Sitzung in Gebärdensprache, einfache Sprache und auch in zusammenfassende Bilder übersetzt.

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„Graphic Recorder“ zeichnen treffende Bilder zu den Reden

Über 150 Menschen sind zu dieser neunten öffentlichen Sitzung nach Innsbruck gekommen. Ein wichtiges Thema das dort aufgezeigt wurde war auch das Wohnen, berichtet Isolde Kafka, die Vorsitzende des Tiroler Monitoringausschusses. Alle Jugendlichen mit Behinderung hätten bei der Sitzung erklärt, sie wollten selbstständig und selbstbestimmt leben. Für die Politik und die Gesellschaft müsse es deshalb Ziel sein, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, so Kafka. Es brauche etwa mehr Betreuungspersonal und mehr Unterstützung bei diesen ersten Schritten ins Alleine-Leben.

Monitoringausschuss

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An kleineren Thementischen konnten die Teilnehmer dann noch über die Themen diskutieren, die sie besonders interessieren. Die Themen reichten dabei von Schule und Ausbildung bis hin zu Liebe und Sex. Also Themen, die alle Jugendlichen interessieren, die für Jugendliche mit Behinderung aber oft besonders schwierig sind. Im kleinen Rahmen können sie besser diskutieren, so kommen mehr Gedanken, sagte Kafka.

Rüge der UN an Österreich erwartet

Die Anregungen und Ideen aus diesen Arbeitsgruppen werden vom Monitoringausschuss zusammengefasst und an Bundes- und Landesregierung weitergereicht. Für das Jahr 2019 wird auch eine Überprüfung durch die UN erwartet.

Hier rechnet der Monitoringausschuss mit einer Rüge: „Vieles wurde nicht oder nur so halb angepackt“. Kritikpunkt werden sicher auch wieder die österreichischen Sonderschulen sein, die nicht der UN-Konvention entsprechen und eigentlich abgeschafft werden sollten. Fortschritte wiederum gebe es beim Teilhabegesetz, das zumindest teilweise unter Mitsprache von Betroffenen erstellt wurde, erklärte Tobias Buchner vom österreichischen Monitoringausschuss. Es soll behinderten Menschen die Möglichkeit geben, Teil der Gesellschaft zu sein. Das Gesetz beinhaltet etwa finanzielle Unterstützung, aber auch neue Arbeitsstellen und Jobmöglichkeiten.

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