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Zita Bereuter

Fernwehbücher

Ich packe meinen Koffer und nehme mit: Bücher. Nur Bücher. In die Berge. Nach New York. Nach Uganda. Drei Bücher zum leichten Verreisen mit Handgepäck bzw. Rucksack.

Von Zita Bereuter

„Ein Liebesbrief an New York“

Roz Chast: Ein Liebesbrief an New York. Aus dem Englischen übersetzt von Marcus Gärtner, deutsches Lettering von Tex Rubinowitz, Rowohlt 2018

(Originaltitel: Going into Town)

Leseprobe

Roz Chast in The New Yorker

Roz Chast ist New Yorkerin. Durch und durch New Yorkerin. Sie liebt ihre Heimatstadt mit allen Mucken und Ticks. Naheliegend, dass sie mit ihrem schwarzen Humor auch regelmäßig für den New Yorker zeichnet. Tatsächlich aber lebt Roz Chast auf dem Land. Dahin ist sie schweren Herzens mit ihrem Mann und den beiden damals kleinen Kindern gezogen.

Als die Tochter zum Studieren nach New York will und nicht mal weiß, was ein Block ist, geschweige denn, wie sie von Manhattan nach Brooklyn kommt, zeichnet Roz Chast ihr einen kleinen New York Führer. Die wichtigsten Dinge, Tipps und Hinweise. Das hat sie nun erweitert zu dem „Liebesbrief an New York“. Insiderwissen einer guten Beobachterin mit bösen Humor. Sie will, dass man Manhattan liebt. „Ich habe keine Angst, dass es ‚irgendwann am Arsch ist‘, wenn zuviele Leute es ‚entdecken‘. Manhattan ist seit 1626, als Peter Minuit es den Indiandern für 24 Dollar abkaufte, am Arsch.“

Da grinst man häufig und lacht oft laut und lernt doch was dazu.
Das Lettering der deutschen Ausgabe ist von Tex Rubinowitz. Mag sein, dass es auch an seiner bekannten krakeligen Schrift liegt, umgehend glaubt man, die New York-Erkenntnisse und -Tipps einer vertrauten Person zu lesen. Deswegen ist es auch ziemlich egal, ob man „Ein Liebesbrief an New York“ im Vorarlberger Landbus oder in einem Wiener Kaffeehaus liest. Da oder dort ist man schnell mitten im Trubel und irgendwie auch froh, nicht dort zu sein. Wenn New York – dann unbedingt mit Roz Chast!

Robert Klanten/Anja Kouznetsova/Cam Honan: Fernweh.
Wanderlust auf verborgenen Pfaden erkundet von Cam Honan.
Aus dem Englischen übersetzt von Johannes Schmid, Gestalten Verlag 2018

(Originaltitel: The Hidden Tracks)

The Hiking Life - Reiseblog von Cam Honan

Fernweh

Forschungen haben ergeben, dass schon das Anschauen eines Waldbildes die gleichen beruhigenden Folgen hat, wie ein echter Waldspaziergang. Waldbaden macht umgehend glücklich. Mit Bergfotos ist es möglicherweise ähnlich. Das ist zwar nicht wissenschaftlich bewiesen, aber wenn man dieses Buch durchblättert, atmet man langsamer, wird der Puls ruhiger und das Fernweh größer. Und damit hält der Titel auch genau das, was er verspricht.
Man möchte den Rucksack packen und raus!

Das ist es, was Cam Honan hauptsächlich macht - über 90.000 km ist er in den letzten 25 Jahren gewandert. Theoretisch ist das gut sechs mal die Strecke zwischen seinen beiden Wohnorten Australien und Mexiko. Praktisch aber ist Cam Honan weltweit durch 50 Länder gewandert. „Wanderlust“ ist für ihn kein Fremdwort (Doppelter Wortwitz) - „Wanderlust: A Hiker’s Companion“ heißt sein erstes Buch.

„The Hidden Tracks“ nennt er seinen aktuellen Band. Darin beschreibt er versteckte und teilweise wenig bekannte Wanderwege durch wunderbare Gegenden. Berge, Küsten, Flüsse, Seen, Meere, Wälder, Wüsten werden in prächtigen Fotos gezeigt.
Auf manchen Trails ist man vier bis sechs Monate unterwegs, andere dauern ein Wochenende. Cam Honan beschreibt die Wanderung, nennt den höchsten und tiefsten Punkt, gibt einige Tipps, Wissenswertes und Hintergrundwissen.
Vor allem aber weckt er das Fernweh und die Lust, raus zu gehen. Und dem kann man auch bestens in Österreich nachkommen.

Henrike Brandstötter und Michael Hafner: The Big Boda Boda Book: The motorcycles that keep Uganda moving, Indiekator Verlag 2018

bodaboda.org

„The Big Boda Boda Book“

Wanna take a ride on the wild side? Motorräder sind der heiße Scheiß in Uganda. Wer dort ein Motorrad hat, hat es geschafft. Der fährt aber nicht privat, sondern beruflich und transportiert dabei eigentlich alles: Menschen (selbst Tote und Särge), Tiere, Möbel. Das Motorrad übernimmt die Fracht eines kleinen LKWs.
„From border to border“ waren die Transporte ursprünglich - deswegen nennt man die Motorradtaxis auch „Boda Boda“.

Rund 200.000 Boda Boda Fahrer schätzt man - sie bestimmen nicht nur den Ostafrikanischen Alltag, sie bilden eine der wenigen Zukunftsperspektiven für junge Menschen in Uganda. „Wenn man junge Ugander fragt, was sie mal machen wollen, dann wollen sie Motorradfahren - das ist praktisch der einzige greifbare und konkret vorstellbare Job, wenn man nicht genügend Land hat, um Bauer zu sein. Und es ist ein Job: Die Fahrer wirken manchmal ärmlich oder wie Gangs am Straßenrand, sie verdienen aber mehr als etwa ein Lehrer - und genug, um eine Familie zu ernähren und Schulgeld für die Kinder zu bezahlen.“, erklärt Michael Hafner. Boda Boda Fahrer brauchen kein Studium und meist auch keinen Führerschein. Dass Uganda den höchsten Pro-Kopf-Alkoholkonsum der Welt hat, sei nur am Rande erwähnt.
Die Politik will die Motorräder aus der Stadt verbannen, aber ohne Boda Bodas würde der Verkehr zum Erliegen kommen.

Warum sich die Fahrer zusammenschließen, welche Bedeutung und welchen Status die Motorräder haben und warum sie wie gepimpt werden, erzählen Henrike Brandstötter und Michael Hafner. Die beiden haben hunderte Boda Bodas fotografiert, über 50 Interviews mit Boda Boda Fahrern geführt und zeigen so eine beeindruckende Facette des Afrikanischen Alltags. Man glaubt, die trockene Luft zu spüren, das Benzin zu riechen, den Lärm zu hören und die Angst in der Rushhour zu fühlen ...

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