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The Innocent Man

Netflix

The Innocent Man

Basierend auf John Grishams „The Innocent Man“ widmet sich Netflix in der neuesten gleichnamigen True-Crime-Doku zwei brutalen Morden im Oklahoma der 80er und der Korruption im US-Justizsystem.

Von Dalia Ahmed

Vor 12 Jahren veröffentlicht der in Kritiker/innenkreisen eher unbeachtete, aber höchst erfolgreiche Autor und Anwalt John Grisham sein erstes non-fiction Buch „The Innocent Man: Murder and Injustice in a Small Town“. Bis dahin führte er die Bestsellerlisten mit Justizthrillern wie „The Firm“ oder „ A Time To Kill“ an, Romane, in denen sich Grisham auf packende Weise dem amerikanische Justizsystem in all seinen Facetten widmet.

Grishams Vorstoß in die non-fiction Welt behandelt die Geschichte zweier Morde und falscher Verurteilungen im ruralen Städtchen Ada in Oklahoma. Nun blickt auf ebendiese Stadt, deren EinwohnerInnen, Exekutive und Gerichtssystem die 6-teilige True-Crime-Serie „The Innocent Man“.

Eine Geschichte, von der Grisham selbst meint, dass sie ihm niemand abkaufen würde, wenn er sie als Fiktion erzählt hätte.

An einem frühen Morgen im Dezember 1982 wird die misshandelte und strangulierte Leiche der jungen Kellnerin Debra Sue Carter in ihrem Schlafzimmer vorgefunden. An den Wänden und auf ihrem Leichnam stehen mit Blut geschriebene Botschaften wie „Die“. Zwei Jahre später - im selben kleinen Städtchen - verschwindet die Verkäuferin Denice Haraway während ihrer Nachtschicht. Über das kleine, ländliche Städtchen bricht eine Panik herein. Die Bewohner/innen erwarten sich von der Polizei und vor allem vom Bezirksstaatsanwalt eine rasche Aufklärung der Fälle - und Verurteilungen. Und an dieser Stelle setzt „The Innocent Man“ an. Denn was folgt, ist eine grausame Aneinanderkettung von Fehlern, Polizeikorruption und Klassendiskriminierung.

In beiden Fällen werden rasch jeweils zwei vermeintliche Täter verhaftet, deren einzige Gemeinsamkeit ihr niedriger sozialer Status ist. Die mutmaßlichen Mörder werden von der Polizei verhört, zur Falschaussage gezwungen, zügig zu lebenslangen Haftstrafen oder sogar zur Todesstrafe verurteilt und ins Gefängnis geworfen.

The Innocent Man

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Doch ihre Familien glauben aufgrund der unschlüssigen und teils absurden Beweislage nicht an die Schuld der Männer. Und auch die Verurteilten selbst kämpfen um ihre Freiheit. In den sechs Episoden der True-Crime-Doku werden die zwei Mordfälle mit Interviews, Nachinszenierungen und Archivmaterial wieder aufgerollt. Dabei kommt es beim Abstieg in die verdorbene Unterwelt Adas zu unzähligen Windungen und Überraschungen. Wie schon „Making a Murderer“ oder der „Serial“-Podcast behandelt „The Innocent Man“ nicht nur die vorliegenden Fälle, sondern zeigt eine allgemeine Korruption der Exekutive und der Rechtssprechung in den ländlichen Gebieten der USA auf.

Stilistisch glänzt „The Innocent Man“ mit an „True Detective“ erinnernde Sequenzen, in denen Tathergänge schaurig rekonstruiert werden, schwächelt aber bei der repetitiven Wiedergabe der Message, die uns die Dokuserie vermitteln will. Immer wieder sagen unterschiedliche Interviewpartner/innen genau das gleiche. John Grisham, involvierte Anwälte, Expert/innen, Journalist/innen, zwei der verurteilten Männer, ihre Angehörigen und sogar die Verwandten der Mordopfer erzählen eindringlich vom korrupten System. Eine wichtige Botschaft, die „The Innocent Man“ aber doch etwas knapper hätte verkünden können.

Dennoch ist die Serie - vor allem für True-Crime-Interessierte - ein spannender und erschreckender Blick auf die Willkür eines Justizsystems, bei dem die Ärmsten stets den Kürzeren ziehen.

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