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Meek Mill

Meek Mill

FM4 hip hop lesekreis

Das Justizsystem kann ihn nicht unten halten

Meek Mill aus Philadelphia kämpft sich mit dem großartigen „Championships“ Album zurück ins Rap-Rampenlicht. Der FM4 HipHop-Lesekreis diskutiert unter anderem über verschiedene Freiheitsbegriffe, wie er sie mit Jay-Z und Rick Ross entworfen hat.

Von Stefan Trischler

Letztes Jahr um diese Zeit ging es Meek Mill ziemlich schlecht: Der Rapper aus Philly war als Spätfolge eines zehn Jahre alten Falles und damit verbundenen Bewährungsauflagen unter anderem wegen eines Motorrad-Wheelies im Gefängnis. Seine prominente Beziehung mit Kollegin Nicki Minaj war kürzlich in die Brüche gegangen, und einer breiteren Öffentlichkeit war er vor allem als der Typ bekannt, der Drake wegen seiner Ghostwriter gedisst und den Beef trotzdem verloren hatte.

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Das Gefängnis durfte er im April verlassen - standesgemäß in einem Hubschrauber. Dem war eine #FreeMeekMill Kampagne vorausgegangen, in dem nicht zuletzt prominente Fürsprecher wie Jay-Z seinen Fall als Paradebeispiel für das amerikanische Unrechtssystem sahen. Dort landen afroamerikanische Männer noch immer fünfmal so häufig im Gefängnis als ihre weißen Gegenüber - zur unfassbaren Geschichte des prison industrial complex in direkter Fortsetzung der Sklaverei sei hier die Dokumentation The 13th empfohlen!

In Meeks Fall hatte er außerdem mit einer Richterin zu tun, die ihn angeblich darum gebeten hatte, einen Boyz II Men Song neu aufzunehmen und ihr zu widmen. Als er das nicht tat, spielte sie ihre Macht aus - was jetzt aber auch ihr rechtliche Schwierigkeiten einbringen könnte. Sonst: Über Nicki dürfte er hinweg sein und mit Drake hat er sich versöhnt. Darüber hinaus waren die Philadelphia Eagles mit seinem Song bei der Super Bowl aufs Feld gelaufen und haben diese dann gewonnen - ultimative Hometown Hero Ehre!

Jetzt ist also Championships Saison, und schon wie Meek sie einläutet ist bemerkenswert: Das Intro samplet ausführlich Phil Collins’ Hymne In The Air Tonight, inklusive dem Schlagzeugsolo, dass ein Jahrzehnt prägte. Was sich von hier an durchzieht ist die Dringlichkeit in den Flows und Texten - hier spricht jemand, der sich gefühlt Monate bis Jahres seines Lebens zurückholen will. Das bemerkenswerte Oodles O’Noodles Babies ist etwa nach den Instant Ramen Suppen benannt, die in bitterarmen Familien oft das einzig leistbare Essen waren. Darin erzählt Meek Mill anhand von persönlichen Erlebnisse von der himmelsschreienden gesellschaftlichen Schräglage, die es unterprivilegierten Afroamerikaner_innen so schwer macht, nach oben zu kommen.

Viel diskutiert wurde auch What’s Free, wo Mill an der Seite seines Labelbosses Rick Ross und von Jay-Z in klarer Anlehnung an den Großen über ein Richard Evans Sample verschiedene Zugänge zur Freiheit abhandelt:

Während Meek Mill aus seiner unmittelbaren Erfahrung das unfaire Justizsystem anprangert (wie übrigens kürzlich auch in einem New York Times Artikel), lässt sich Rick Ross von so Kleinigkeiten wie einem Thema nicht davon abhalten, sich selbst zu zelebrieren und dafür die Mona Lisa zu beschimpfen. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass er vor seiner auf kriminellen Gschichtln aufgebauten Rap-Karriere das Gefängnis eher von der anderen Seite kannte.

Jay-Z wiederum erzählt von seiner Community, die historisch immer wieder aus Wenig sehr Viel gemacht hat. Sein Weg zur Freiheit führt im späten Kapitalismus über den Reichtum und wirtschaftliche Unabhängigkeit, was in Kombination mit dem zwischen Rap und Spoken Word pendelnden Vortrag sehr an Jays letzte Platte erinnert.

Der HipHop-Lesekreis mit Dalia Ahmed, Natalie Brunner, Mahdi Rahimi und meiner Wenigkeit hat über das großartige Championships Album und auch über What#s Free unterhalten:

FM4 HipHop-Lesekreis: Meek Mill ft. Rick Ross & Jay-Z - What's Free

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