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FM4 Extraleben: Games und Religion

Kann denn Respawn Sünde sein? Im vorweihnachtlichen Gameskränzchen plaudern Conny Lee, Robert Glashüttner und Rainer Sigl über die mannigfaltigen Berührungspunkte zwischen Religion und Videospielen.

Von Rainer Sigl

Irgendwie sind Videospiele das weltlichste aller Medien: Sie dienen vorrangig dem Eskapismus und haben oft wenig gottesgefällige Themen. Gewichtige moralische Entscheidungen und sogar Leben und Tod sind in ihnen meist nur temporärer Natur. Und trotzdem: In der einen oder anderen Form kommen Religion und Spiritualität in Games trotzdem oft vor.

FM4 Extraleben: Games und Religion

Conny Lee, Robert Glashüttner und Rainer Sigl sprechen über Games und Religion. Am Montag, 17. Dezember 2018, von 21 bis 22 Uhr auf Radio FM4 und danach 7 Tage im FM4 Player sowie als Podcast.

Das hat zum einen sicher damit zu tun, dass organisierte Religionen seit Jahrtausenden das eine oder andere über beeindruckende Inszenierung gelernt haben: Von den Pyramiden über Angkor Wat bis hin zum Petersdom zielen sakrale Bauten ebenso auf den Wow-Effekt wie virtuelle Architekturen, die oft Schauplatz dramatisch inszenierter Games-Geschichten sind. Ob dabei reale Gebäude digital nachgebaut werden oder aber nur so ungefähr aus dem reichen Fundus religiöser Architektur geklaut wird, ist den meisten Spielentwicklern egal: Hauptsache, das Gefühl von Erhabenheit und Besonderheit überträgt sich auf den Spieler. Religion, so könnte man ätzen, gibt eben eine tolle Tapete ab.

Religion als Tapete: In „Bloodborne“ kämpfen wir uns durch ein Best-of europäischer Kathedralenbaukunst.

Um Himmels willen!

Riesige Tempel, liturgische Gegenstände, beeindruckende Rituale: In vielen Spielen werden Versatzstücke echter Religionen ohne weiteren Wert verwendet. Die Darstellungen bleiben dabei meist recht vage, hier geht es vor allem um Unerklärbares, um Mystery quasi, und mit der ungefähren New-Age-Esoterik, wie sie traditionell im hippiesken Techsektor grassiert, tritt man auch niemandem auf die Zehen.

Hin und wieder passiert es aber doch: Wenn Spiele gar zu offensiv im Religiösen wildern, regt sich schnell einmal Protest, der wegen der fehlenden Akzeptanz des Mediums in weiten Kreisen der Gesellschaft oft besonders entrüstet ausfällt. Dass 2007 im Shooter „Resistance: Fall of Man“ etwa die Manchester Cathedral als Schauplatz abgebildet war, gefiel den Kirchenoberen überhaupt nicht, die bitterböse Kindesmissbrauchssatire in „The Binding of Isaac“ erregte wegen „Blasphemie“ das Missfallen der deutschen USK, und das absichtlich provokante Prügelspiel „Faith Fighter“ des Games-Intellektuellen Paolo Pedercini musste nach Protesten muslimischer Kleriker gar aus dem Netz genommen werden.

Dass sich zugleich Provokation als ultimativer Elternschreck auch gut als Lockmittel und PR eignet, können von Black Sabbath bis zu „Doom“ namhafte Pop-Satanisten bestätigen. Denkt denn niemand an die Kinder?

Follow JC Go

Fundación Ramón Pané

Den von der katholischen Kirche abgesegneten Pokemon-Go-Klon „Follow JC Go“ gibt’s derzeit nur auf Spanisch.

Sacrogames

Manche Videospiele lassen uns - auch das nicht ganz unblasphemisch - gleich ein wenig Gott spielen, doch die interessanteren Varianten versuchen sich gleich direkt darin, als quasi-religiöse Experimente die Entstehung von Glaubenssystemen zu simulieren. Mit interessanten Nebeneffekten: Das vom Indie-Enfant-terrible Jason Rohrer extra zu diesem Zweck gestaltete Spiel „Chain World“ existiert nur auf einem einzigen USB-Stick, der, so die Idee Rohrers, von Hand zu Hand gereicht und so mit Tradition und „Religionsgeschichte“ aufgeladen werden sollte. Aus der von Rohrer intendierten friedlichen virtuellen Religion wurde aber quasi sofort ein verbissen geführter Religionskrieg inklusive Ausverkauf und wüsten Anschuldigungen - eine Erfahrung, wie sie den meisten Religionsgründern zumindest zu Lebzeiten erspart bleibt.

Sprechen wir über Computerspiele!

Zu allen Themen und Sendungen von FM4 Extraleben gibt es Online-Artikel (bis März 2017 und ab April 2017).

Dann schon lieber handfest: Zunehmend wenden sich auch etablierte Religionen vermehrt dem neuen Medium Games zu - und das nicht nur in fundamentalen Kreisen, aus denen etwa die berüchtigte „Left Behind“-Games-Serie stammt. Nein, auch die katholische Kirche selbst geht mit der Zeit - und veröffentlicht mit „Follow JC Go“ einen „Pokemon Go“-Klon mit Heiligen.

Ein FM4 Extraleben über Religion und Games

Conny Lee, Robert Glashüttner und Rainer Sigl sprechen in der aktuellen Ausgabe des FM4 Extraleben über Religion und Games: am Montag, 17. Dezember 2018, von 21 bis 22 Uhr auf Radio FM4 und danach im FM4 Player und als Podcast.

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