Ein Matriarchat aus Acryl

Der FM4 Hip Hop Lesekreis analysiert die Nummer „Iron Mike“ von Leikeli47 und findet sich in einem Nagestudio in Brooklyn wieder.

Von Natalie Brunner

“When you smell the acrylic, you know just where you are. You know you’re in the hood”, sagt die niemals ohne Sturmhaube in der Öffentlichkeit auftretende Rapperin Leikeli47 in einem Interview. Niemand hat sie jemals unmaskiert gesehen, wobei die Maskierung erstaunlich variantenreich und aufs jeweilige Outfit abgestimmt ist. MF Doom, die erste der maskiert rappenden HeldInnen, ist dabei auch eine Referenz von Leikeli47 auf Pussy Riot, mit denen sie schon zusammengearbeitet hat.

Ihr aktuelles, zweites Album heißt „Acrylic“ und bezieht sich damit auf das Material aus dem künstliche Nagelverlängerungen gemacht werden. Eine Kunstform von Frauen für Frauen und eine Waffe, die frau immer bei sich trägt.

Musikalisch ist das Album erstaunlich divers. Hip Hop Beats aus dem Hier und Jetzt treffen auf Electronic-Nummern die nach 2014 klingen, Dancehall-Zitate treffen auf R’n’b.

Ort des Empowerments

Der Ort, das Nagelstudio in der Hood, in das uns die Rapperin auf ihrem Album mitnimmt, ist ein Ort des Austauschs und des Empowerments, ein Matriarchat auf Säulen aus Acryl. Das Nagelstudio liegt in Brownsville - einem Teil von Brooklyn, aus dem sowohl Leikeli47 kommt, als auch der Boxchampion Mike Tyson. Die Nummer, die sich der Hip Hop Lesekreis von Acrylic ausgesucht hat, „Iron Mike“, ist eine Reminiszenz an ihn.

Die Terminologie, die Leikeli47 auf „Iron Mike“ verwendet, ist dem Boxring entnommen. Es geht um Hits und Misses, ein Punch folgt auf den anderen. Leider gibt es zu „Iron Mike“ kein Video, aber die visuelle Seite des Werks von Leikeli47 soll niemandem vorenthalten werden. Deshalb hier der Song „Girl Blunts“ - auch eine Nummer von Acrylic:

Und hier kann man nachhören, was dem Lesekreis bestehend aus Daila Ahmed, Mahdi Rahimi , Stefan Trischler und mir zu „Iron Mike“ eingefallen ist.