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Aquaman

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Der mit den Fischen spricht

Nach Gastauftritten an der Seite von Superman und Batman bekommt Aquaman sein erstes Solo-Abenteuer. Und ertrinkt dabei leider in Nonstop-Action und schlechtem Kitsch.

Von Christian Fuchs

Es gibt Augenblicke, da wirkt das moderne Superhelden-Kino anstrengender als spröde Avantgarde-Experimente auf einem Kunstfilm-Festival. „Aquaman“, der neueste Blockbuster aus dem DC Extended Universe, hat leider viele solcher Momente. Ohne Sinn für hitzige Emotionen oder gar Spannungserzeugung kollidiert auf der Leinwand computergenerierte Action mit zuckerlbuntem Kitsch. Und zwar Nonstop, denn dramaturgische Pausen kennt dieser Film kaum. Die Ermüdung stellt sich bald ein, aber ein Blick auf die Uhr sagt: Gerade mal die Hälfte der zweieinhalb Stunden Laufzeit ist erst vorbei.

Dabei wäre bei „Aquaman“ einiges möglich gewesen. Wir wissen durch die fantastischen Abenteuer der Amazonenprinzessin Wonder Woman, dass ein poppiges Superhelden-Spektakel durchaus knallbunte Fantasy-Einflüsse verträgt. Auch der Donnergott Thor von der Marvel-Konkurrenz fällt einem sofort ein. Aber DC hat derzeit kein gutes Händchen für seine übermenschlichen Helden. Während Marvel-Verfilmungen längst ein Garant für klingelnde Kinokassen sind, mischen sich beim großen Comickino-Konkurrenten mit jedem Film die Karten neu. Das Solo-Leinwandabenteuer von Wonder Woman euphorisierte beispielsweise Zuseher und Kritiker. Aber Blockbuster wie „Suicide Squad“ oder „Justice League“ riefen kontroverse Reaktionen hervor.

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Postkarten-Romantik und Selbstironie

Der Backlash bei DC geht intern soweit, dass der legendärsten Figur Superman, durchaus charismatisch von Henry Cavill verkörpert, ab jetzt eine unbestimmte Leinwandpause verordnet wurde. Auch die filmische Zukunft von Batman scheint nach dem Rückzugsgerüchten rund um Ben Affleck unklar. Dafür setzt der Comic-Konzern jetzt sämtliche Hoffnungen in Aquaman alias Arthur Curry. Der muskelbepackte Halbmensch aus den Tiefen der Ozeane hatte bereits im „Justice League“ Epos einen längeren Auftritt.

Auch in seinem eigenen Film präsentiert sich der Sohn eines Leuchtturmwächters und der Unterwasser-Königin von Atlantis konträr zum einstigen Comic-Image. Einst als blasser Blondschopf im eher peinlichen orangegrünen Spandexdress durch die Fluten schwimmend, mutierte Aquaman zu einer Mischung aus Wrestler und Bikergang-Mitglied. „Game of Thrones“-Star Jason Momoa spielt die oft parodierte Figur bewusst mit einem Augenzwinkern.

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Mit dieser auffälligen Selbstironie fangen aber die Probleme des „Aquaman“ Films schon an. Regisseur James Wan, ein Genrekinoprofi zwischen Horror („Saw“, „The Conjuring“) und Brachial-Action („Furious 7“), inszeniert das Tiefsee-Spektakel als High-Budget-Trash, der nicht ernst genommen werden will. Damit steht er nicht nur in maximalen Kontrast zu seinen Regie-Vorgänger Zack Snyder, der den DC-Kosmos düster und pathetisch anlegte.

Auch für sich betrachtet funktioniert der unentschlossene Tonfall des Films nicht. Die schmachtende Postkarten-Romantik der Liebesszenen zwischen Queen Atlanna (Nicole Kidman) und Tom Curry (Temuera Morrison) und die missglückte Screwball-Komik zwischen Aquaman und Prinzessin Mera (Amber Heard) gehen nicht zusammen. Dass dann inmitten all der Unterwasser-Schlachtsequenzen Dolph Lundren mit pink gefärbten Haaren auf einem riesigen Seepferd reitet und dazu ein Oktopus-Monster Bongos spielt, macht die Sache auch nicht besser. Auch wenn sich das natürlich in der Theorie toll anhört.

Musicaltänzer in digitalen Fluten

James Wan übertreibt auch visuell bis zu einem Punkt, wo die Augen schmerzen. Neben dem treuherzigen Jason Momoa als Wirtshaus-Rocker steckt er Stars wie Willem Dafoe oder Patrick Wilson in Kostüme, die an Musicaltänzer im Lifeball-Outfit erinnern. Neonfarbene Laserstrahlen zerschneiden das Meer. Millionen animierter Fisch-Schwärme rasen durchs Bild. Gigantische Monster zischen durch digitale Fluten.

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Es ist, als ob die bombastischen CGI-Höhepunkte aus „Star Wars“, „Herr der Ringe“, „Avatar“ und „Finding Nemo“ gleichzeitig abgespielt werden, gemischt mit „Masters of The Universe“ und „Black Panther“, zumindest hat sich das Wan so vorgestellt. Spaß macht der ganze grelle Aquariums-Zirkus aber wenig. Am Ende schnappt man ein wenig nach Luft und freut sich, aus dem Multiplex wieder aufzutauchen. Und denkt sich: Manchmal ist zuviel eben doch viel zu wenig.

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