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szenenbild aus "Mary Poppins"

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Superkalifragilistikexpialigetisch indeed. Das Kindermädchen, das für ihre Schützlinge stets kulleraugenmachende Abenteuer aus dem Ärmel schüttelt ist wieder da: Emily Blunt ist im herausragenden Musical „Mary Poppins Returns“ in die getupften Blusen der Nanny geschlüpft.

Von Pia Reiser

Mehr als 50 Jahre nachdem Julie Andrews sich 1964 durch „Mary Poppins“ tiriliert hat, bringt Disney, der Profi für Sentimentalitäten und Nostalgieerhaltung, eine Fortsetzung in die Kinos. Und so fliegt Emily Blunt in „Mary Poppins Returns“ in den getupften und hochgeschlossenen Blusen des Kindermädchens mit den gefühlt konstant hochgezogenen Augenbrauen wieder im Haus der Familie Banks in London ein. Immer wieder wirft „Mary Poppins Returns“ in Songs, Cameos oder variierten Dialogzeilen dem Film aus dem Jahr 1964 Kusshände zu.

In Filmjahren gerechnet sind zwischen den beiden Mary Poppins Filmen wohl mindestens 25 Jahre vergangen. Janet und Michael Banks, die Kinder, auf die Mary Poppins damals aufgepasst hat, sind nun erwachsen, Michael (Ben Whishaw) hat drei eigene Kinder. Und eines der drei Kinder zieht eines Tages das stets wie aus dem Ei gepellte Kindermädchen beim Drachensteigeen aus den Wolken.

szenenbild aus "Mary Poppins"

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Wie in den „Mary Poppins“-Büchern von Pamela L Travers setzt auch die neue Inkarnation des wohl berühmtesten Kindermädchens auf zahlreiche Regeln, an die man sich als Kind zu halten hat. Regeln, die im Original in herrlich verschrobenem, schnell gesprochenem, nasalem Upper Class Englisch aus ihr heraussprudeln, am Ende gern mit einer schönen Unfugsfloskel wie „flippedy-flap“ versehen. Mary Poppins hat einerseits eine no-nonsense-Attitüde - vor allem in Gegenwart von Erwachsenen - andererseits wird mit ihr ein Schaumbad zu einem Ausflug auf den Meeresgrund, man kann mit ihr Welten bereisen, die sich eigentlich nur auf Vasen befinden und durch die Lüfte fliegen.

szenenbild aus "Mary Poppins"

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Mary Poppins ist die Lichtgestalt, die die drei Banks-Kinder dringend nötig haben, denn nicht nur herrscht im London der 1930er Jahre die Große Depression, es wäre auch kein richtiger Disney-Film, hätten die Kinder nicht ihre Mutter verloren. Der Plot allerdings ist nur eine glitzernde, dünne Schnur, an der der Film seine fantastischen, exzellent choreografierten Musical-Nummern aufhängt. Laternenanzünder tanzen auf den Straßen, angeführt vom momentanen Musical-Herzog Lin-Manuel Miranda, Mary Poppins tanzt mit Zeichentrick-Pinguinen und irgendwann schweben alle an pastellfarbenen Ballons durch die Lüfte.

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Nebenbei erzählt der Film von gierigen Banken und lässt Jane Banks als politische Aktivistin auftreten (wofür oder wogegen genau bleibt im Dunklen). Das London in „Mary Poppins Returns“ ist natürlich eine Parade an Klischees, es ist ein von Tourismusbüros erträumtes London in einer Schneekugel: Nebel, ein omnipräsenter Big Ben, Männer in Nadelstreifanzügen (einer von ihnen ist Colin Firth, eigentlich fehlt nur Hugh Grant in diesem Film).

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Die Kostüme von Sandy Powell allein erzählen ganze Bände über die Figuren und sind alleine schon Grund genug, sich „Mary Poppins Returns“ anzuschauen, Ben Whishaw mit Schnurrbart, Emily Mortimer mit Baskenmütze und eine kopfstehende Meryl Streep sind nur ein Paar der herausragenden Attraktionen bei dieser euphorischen Karussellfahrt in Filmform, ein Eskapismus-Trip, der mit Charme, technischer Perfektion und jeder Menge spoonful of sugars einhertanzt.

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