FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

The Flame - Die Flamme

Kiepenheuer & Witsch

Drei Gedichtbände, drei große Musikerinnen.

Eine Empfehlung für Fans, die nicht nur gerne Musik hören sondern diese auch gerne lesen.

Von Susi Ondrušová

Drei sehr unterschiedliche Gedichtbücher sind heuer von drei sehr unterschiedlichen MusikerInnen veröffentlicht worden. Sie alle geben einen wunderbaren Einblick in die inspirierende Songwriter-Arbeit. Große Empfehlung.

The Flame - Die Flamme

Kiepenheuer & Witsch

Leonard Cohen - „Die Flamme / The Flame“ ist mit deutschen Übersetzungen von Nora Bossong, Nicolai Kobus, Simone Kornappel, Nadja Küchenmeister, Léonce W. Lupette, Christian Lux, Kerstin Preiwuß, Klaus Modick, Matthias Kniep, Marcus Roloff, Katharina Winter und Ron Winkler bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.

Leonard Cohen - „The Flame“

11 Jahre bevor Leonard Cohen sein Debütalbum „Songs Of Leonard Cohen“ veröffentlicht hat, hat er schon 1956 seinen ersten Gedichtband veröffentlicht. Posthum ist heuer sein letztes Buch „The Flame – Die Flamme“ erschienen.

Die zweisprachige Ausgabe enthält neben Songtexten zu seinen Alben auch seine letzten Gedichte und Zeichnungen.

Im Vorwort schreibt sein Sohn, dass das Schreiben Cohens wahre Berufung war: „Writing was his only solace, his truest purpose. Writing was his reason for being. It was the fire he was tending to, the most significant flame he fueled.”

Cohen hat hunderte Notizbücher hinterlassen, teilweise über Jahre hinweg an einzelnen Gedichten gearbeitet und sich bis an sein Lebensende der Gedichtsammlung gewidmet.

Viel Beachtung fand heuer das im Buch enthaltene Gedicht „Kanye West ist nicht Picasso“ Hier vorgelesen vom Nino Aus Wien:

Für Cohen-Fans ist das Buch natürlich nicht zuletzt wegen der Vollständigkeit ein Muss. Zum Eintauchen für alle, die vielleicht noch gar nicht wissen, ob sie Gedichte überhaupt mögen, könnte man auch auf Cohens (kleinere) Gedichtesammlung „Book Of Longing“ ausweichen.

Der Nino Aus Wien liest "Kanye West ist nicht Picasso" von Leonard Cohen

Wenn es um Singer/Songwriter geht, wird Cohen wegen seiner lyrischen Gabe als die große Inspirationsquelle zitiert. Nicht zuletzt von Nick Cave der über Cohen geschrieben hat: „Utterly unique and impossible to imitate no matter how hard we tried.“

Useless Magic

Fig Tree

Florence Welch - „Useless Magic“ ist bei Fig Tree erschienen.

Florence Welch - „Useless Magic“

Nick Cave taucht nun in der Danksagung beim Gedichtband von Florence & The Machine auf. Florence Welch hat mit „Useless Magic: Lyrics & Poetry“ ihre gesammelten Lyrics nun in Buchform veröffentlicht.

Sie bedankt sich also unter anderem bei Nick Cave für die Inspiration „and a little bit of editing“. Neben Songtexten gibt es im Buch auch Fotos aus ihren Notizbüchern zu sehen. Und kleine Zeichnungen mit Anmerkungen, kurze Sätze, die den Anschein erwecken von „unterwegs“ also aus dem Tourbus z.B. zu stammen. Sätze wie zum Beispiel:

I guess I won’t write poetry
I’ll just stare at my phone for fucking eternity

Im Vorwort schreibt Florence Welch, dass sie großen Respekt vor dem gedruckten Wort hat. Als Sängerin meint sie, dass jedes noch so banale Wort gesungen sehr prachtvoll klingt. Eine eigene Persönlichkeit hat und größer als sie selbst ist.

Aber auf Papier, so meint Florence Welch ist das Wort “verwundbar”: „To just write something down and let it stay there on the page seems to me an enormously vulnerable thing. And that’s why poetry has in many ways turned out more exposing. I don’t know what makes a song a song and a poem a poem: They have started to bleed into each other at this stage. You can have everything.”

Ihr Gedicht “Monarch Butterflies” behandelt diesen verständlichen Gedankengang, wenn sie schreibt:

I am afraid of things being written down
confined to the page so permanent
There is impermanence to song
It is fleeting and of the moment
Words grow wings
Flying and out of the mouths of singers and crowds
but never caught fully
never pinned down
celebrated for their imperfections
because they are a disappearing creation.

„Useless Magic“ ist eine leicht verdauliche Textsammlung und das ist auch gut so. Nicht immer muss Lyrik bedeutungsschwanger und schwer sein. Poesie kann so wie gute Popmusik sein: einfache Sätze, einfache Ideen, einfache Bilder und am Ende hoffentlich große Emotionen.

Songs Of Love And Horror

Norton & Company

„Songs Of Love And Horror - Collected Lyrics by Will Oldham“ ist bei Norton&Company erschienen.

Will Oldham - „Songs Of Love And Horror“

Während Florence Welch also mit ihrem ersten Gedichtband sagt, sie weiß gar nicht wann ein Song ein Song ist und ein Gedicht ein Gedicht, weil diese beiden ineinander übergehen, bezeichnet sich Will Oldham nur als Sänger. Der amerikanische Singer/Songwriter veröffentlicht nun auch schon seit 25 Jahren unter den Bandnamen Bonnie Prince Billy oder Palace Brothers Musik. Er hat der Welt (und also Johnny Cash) so Jahrhundertsongs wie „I See A Darkness“ geschenkt.

Heuer hat Oldham ein neues Album mit Neubearbeitungen einiger seiner schon auf diversen anderen Alben veröffentlichten Songs herausgebracht. Zusätzlich ist auch sein Gedichtband „Songs of Love and Terror: Collected Lyrics“ erschienen.

Auch Oldham erklärt seinen Zugang zur Dichtung im Vorwort: Er sieht sich nämlich als Sänger und nicht als Dichter. Sein Ziel war es immer ein besserer Sänger zu werden. Der beste. Und so meint er: „These song words here collected are some of what I thought would aid me in this venture.” Seine Lyrics - so schreibt er - sind an mancher Stelle die Knochen eines Songs, an anderer sind sie das Fleisch des Songs.

Die gesammelten Songtexte in Oldhams Buch sind alphabetisch sortiert. Jedes Gedicht, pardon jeder Songtext hat am Schluss noch eine Ergänzung. Seine eigenen Erklärungen sind – im Vergleich zum Lesen der Lyrics im Netz der eigentliche Gewinn und Bonuspunkt an diesem Buch. Sie sind oft sehr, sehr unterhaltsam.

Wenn er sein Songtext zu “Intentional Injury” mit einem Reim erklärt:

Spent all this energy
purchasing tickets for a high-flying,
knuckle-whitening ride only to find,
at the head of the line, a “back in 10 minutes” sign.

Oder unter den Text zum Song „Bed Is For Sleeping“ schreibt:

„Try to keep things out of the bed that don’t belong there. Things like insecurity, anger and big heavy books.”

Für alle, die das Werk von Will Oldham aka Bonnie Prince Billy aka Palace Brothers aka Superwolf bislang nur als Referenz oder „Achja sollt ich kennen“ abgespeichert haben, ist das Buch ein sehr guter Anfang in die Welt des Musikers einzutauchen. Schließlich erklärt er darin nämlich auch Seinen Song „Jolly One“ in dem er besingt, warum er das was er macht überhaupt macht!

„I know you take pleasure in my singing
I know that only when I sing do you hear me
cuz then I touch things I can’t touch, I touch parts of you I can’t really touch
And drunk with the joy of singing I forget myself and call you my friend.“

mehr Buch:

Aktuell: