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Kevin Spacey

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We need to talk about Kevin

Ein bizarres Video von Kevin Spacey macht derzeit die Runde, in dem er wie Frank Underwood zu den ZuschauerInnen spricht und sie gleichzeitig zu KomplizInnen macht.

Von Jenny Blochberger

Im Duktus seiner „House of Cards“-Figur Frank Underwood, dem genial-manipulativen US-Politiker, adressiert Kevin Spacey, angetan mit Weihnachtsmannschürze, in verschwörerischem Tonfall die Kamera, um - ja, was eigentlich? Sich selbst mittels einer Riesenwolke an heißer Luft Absolution zu erteilen?

Das „Let me be Frank“ betitelte Video ist ein fabelhaft geschriebener (und gespielter) Film-Monolog, der einem aber nicht aufgrund seiner Kunstfertigkeit Schauer über den Rücken treibt: Das schockierend Groteske daran ist nämlich, dass es eben nicht Fiktion, sondern Realität ist, über die Kevin Spacey da im unheilvoll-bedrohlichen Tonfall spricht, als wären seine tatsächlichen sexuellen Übergriffe lediglich Plot Points in einer besonders spannenden Staffel von „House of Cards“ gewesen.

Man kann nicht sagen, dass Spacey die ZuseherInnen auf seine Seite zu ziehen versucht - vielmehr zerrt er sie dorthin, hält sie in Geiselhaft und behauptet eine Komplizenschaft, die es überhaupt nicht gibt, ein gemeinsames Einstehen gegen die nebulösen „they“, die ihn trotz Abwesenheit von Fakten verurteilt hätten. Am Ende bleibt Verwirrung ob des Jekyll & Hyde-Spielchens: Kevin hat einen sexuellen Übergriff auf einen Minderjährigen zugegeben, aber Frank tut so, als wäre das alles eine riesige Verschwörung?

Wer immer diese Absurdität für eine gute Idee gehalten hat, hat sich möglicherweise ein bisschen verschätzt. Die Reaktionen im Internet tendieren jedenfalls mehrheitlich zu einem ungläubigen Dafuq did I just watch?!

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