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Golden Globes 2019

„Bohemian Rhapsody“ ist der große Gewinner des Abends, die Favoriten „A Star Is Born“ und „Vice“ müssen sich mit wenig zufrieden geben.

Von Christoph Sepin

Zum 76. Mal fanden in der Nacht von Sonntag auf Montag die Golden Globes statt, mittlerweile in Beverly Hills. Die Hollywood Foreign Press, die Vereinigung ausländischer Journalisten und Journalistinnen in Hollywood, teilte Awards für Film und Fernsehen aus, eine Auswahl vergangener und aktueller Stars der Hollywood-Bubble tauchte auf. Gehostet wurde das Ganze von Comedian, Bootfan und Brooklyn 99-Cop Andy Samberg und Grey’s Anatomy-Schauspielerin Sandra Oh, die nebenbei auch für einen Golden Globe als beste Hauptdarstellerin in der Dramaserie „Killing Eve“ nominiert war. Und den sollte sie auch gewinnen.

Die Favoriten des Abends waren das Dick Cheney-Biopic „Vice“ mit den meisten, nämlich sechs Nominierungen und das Bradley Cooper-Lady Gaga-Vehikel „A Star Is Born“. Schlussendlich sollten sich aber beide Filme mit jeweils einem Award zufrieden geben müssen.

Diesmal keine Hashtag-Globes

Während im letzten Jahr noch stärker Bezug vor allem auf die #metoo-Bewegung innerhalb Hollywoods genommen wurde, war es diesmal das allgemeine sozialpolitische Klima, das angesprochen wurde - wenn auch bei weitem nicht so deutlich wie im Vorjahr. Eine sichere, altbackene Veranstaltung sollte das dann größtenteils werden, eine Industrie, die sich wieder vermehrt selbstüberzeugt auf die Schulter klopft. Und Präsident Trump wurde so gut wie gar nicht erwähnt.

Sandra Oh bei den Golden Globes

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Gleich zu Beginn gab’s dann auch schon den ersten Seitenhieb in Richtung Academy Awards und den davon zurückgetretenen Host Kevin Hart. „One lucky audience member tonight will host the Oscars“, so Andy Samberg und Sandra Oh unisono. Es gibt nämlich immer noch niemanden, der Harts Job übernehmen wird. Der Eröffnungsdialog der beiden Hosts spielte sich dann ziemlich sicher ab, kurze Kommentare in Richtung Hollywood-Whitewashing und die starke Mehrheit männlicher Regisseure in der Industrie kamen vor.

Die ersten Awards wurden anschließend relativ unüberraschend vergeben: Michael Douglas gewann für die doch sehr gute Serie „The Kominsky Method“, Richard Madden für die BBC-Serie „Bodyguard“ und der empfehlenswerte Animationsfilm „Spiderman: Into the Spiderverse“ bekam auch einen Preis.

Zum ersten Mal wurde bei den Globes das TV-Pendant zum Award für besondere Leistungen im Film, dem Cecil B. DeMille Award vergeben. Der Name der neuen Auszeichnung: Carol Burnett Award. Die erste Preisträgerin: Comedy-Legende Carol Burnett selbst. Sie sie so nett, „that she makes Tom Hanks look like an asshole“, so Laudator Steve Carell über Burnett. Die zeigte sich sichtlich gerührt und widmete den Award allen, die Fernsehen genauso sehr lieben wie sie.

Mahershala Ali bei den Golden Globes

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Und dann Lady Gaga: Dass die Musikerin für den Song „Shallow“ aus „A Star Is Born“ den Award mit nach Hause nehmen würde, schien schon im Vorfeld klar. Zumindest Gaga selbst war über ihre Auszeichnung scheinbar überrascht, Co-Gewinner Mark Ronson dann schon weniger. Immerhin war das aber eine Kategorie, in der sich auch Leute wie Kendrick Lamar, Dolly Parton, Annie Lennox und Troye Sivan finden ließen.

Christian Bale schien daraufhin eine neue Ebene von Selfawareness erreicht zu haben und akzeptierte seinen Award für „Vice“ mit wenigen Worten und vielen Danksagungen. Seine Frau habe ihm ausgerichtet, dass weniger manchmal auch mehr sein kann, so Bale.

Jeff Bridges, als Empfänger des Cecil B. DeMille Awards, hielt sich, wie der Großteil der Preisträger und Preisträgerinnen, vage und bedeckt zu allzu politischen Themen. In seiner Rede fokussierte er sich auf seinen Charakter als der Dude in „The Big Lebowski“ und verließ sich eher auf Anekdoten aus dem Schiffsbau. Dass alle Menschen sowas wie kleine Ruder seien und einen Unterschied machen können, wohin sich das (gesellschaftliche) Schiff steuert, das wollte Bridges mitteilen. Der beste Satz des Abends sollte aber direkt danach folgen, gesprochen von Harrison Ford: „Nobody told me I have to follow Jeff Bridges“.

Jeff Bridges bei den Golden Globes

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Überraschungen bei den großen Awards

Die großen Awards, Schauspieler und Schauspielerinnen in Comedy und Drama und beste Filme in den jeweiligen Kategorien, kamen dann doch auch etwas überraschend: Glenn Close hielt eine tolle Rede als Gewinnerin für „The Wife“, Peter Farrellys „Green Book“ gewann statt „Vice“ als beste Comedy und Lady Gaga und Bradley Cooper gingen als Schauspieler leer aus.

Dafür durfte Brian May zufrieden applaudieren, als zuerst Rami Malek für seinen Freddie Mercury den Award als bester Schauspieler überreicht bekam und dann „Bohemian Rhapsody“ als bestes Drama ausgezeichnet wurde. Der Pfad zu den Academy Awards scheint damit gelegt.

Alle Gewinner auf der offiziellen Website der Golden Globes.

Sonstige Highlights: Das Outfit von Janelle Monáe, wie immer Olivia Colman, zwei Awards für Alfonso Cuaróns „Roma“ und Bill Murrays Referenz auf das berühmte Trinkverhalten des anwesenden Globe-Publikums. Abgesehen davon waren das sichere Globes, vor allem im Vergleich zur starken, emotionalen Show des letzten Jahres. Die Aufbruchstimmung aus 2018 ist vielleicht nicht mehr so stark vorhanden, ein neuer Grundoptimismus zog sich aber quer durch die Awards und vermutlich auch durch ganz Hollywood.

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