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MMETA Eurosonic Winners

Jorn Baars

festivalradio

Europas musikalische Newcomer

Am Eurosonic Noorderslag Festival in Groningen sind heuer erstmals die „Music Moves Europe Talent Awards“ verliehen worden. Es ist der neue Musikpreis der Europäischen Union - auch einige österreichische Acts sind unter den Gewinnern. Außerdem: viele musikalische Highlights an diesem Musikwochenende im Norden.

von Lisa Schneider

Das Eurosonic hat heuer zum schon 33. Mal stattgefunden - und was vor bald dreieinhalb Jahrzehnten als lokales Event begonnen hat, ist mittlerweile zum größten Showcase Festival Europas herangewachsen. 300 Bands sind heuer aufgetreten - die Festivalapp hat es anhand eines personalisierten schedule etwas leichter gemacht, den Überblick zu behalten.

Der Spirit ist hier anders als vor einigen Jahren, als noch mehr Bands ohne Labelvertrag, quasi frisch aus dem Proberaum dort aufgetreten sind. Das Showcase-Prinzip, am Eurosonic brandneue, unbekannte Bands zu entdecken, und sie womöglich gleich dort unter Vertrag zu nehmen oder zu buchen, hat sich verschoben. Die Vorbereitungsphasen der Bands auf solche Events sind länger geworden - steht man auf einer Eurosonic-Bühne, hat man schon eine gewisse Professionalisierung erreicht.

Dementsprechend kriegt man schon im Vorfeld zum Eurosonic, ist man erst einmal in der Delegates-Database gelandet, unzählige Emails von Promotoren, die mit ihren Bands nach Groningen reisen. Hier auszuwählen, fällt schwer - eine Hilfeleistung, was man wirklich nicht verpassen sollte, haben heuer die „Music Moves Europe Awards“ geboten.

Von 2004 bis 2018 ist am Eurosonic jährlich der „European Border Breakers Award“ (EBBA) verliehen worden - der Musikpreis der Europäischen Union. An jeweils zehn aufstrebende Künstler, Künstlerinnen oder Bands und ihr erstes, international erfolgreiches Album. Prämiert worden sind da etwa Tokio Hotel, Adele, Milow oder Aura Dione.

Neuer Musikpreis der Europäischen Union

Heuer hat erstmals - in Ablöse des EBBA - die Verleihung der „Music Moves Europe Talent Awards“ stattgefunden. Sie lockern das Konzept: Zwar geht es nach wie vor darum, die spannendsten neuen Talente aus Europa zu fördern; einige der Nominierten haben aber etwa bis dato nur einige Singles veröffentlicht. Gewinnt man einen „MMETA“, erhält man dafür nicht nur eine schöne Trophäe für den Kamin. In der Auszeichnung inbegriffen sind außerdem Tour- und Promotionsupport, Liveauftritte am Eurosonic Festival selbst - und ein jeweils auf das musikalische Projekt zugeschnittenes training programme.

Die Awardshow hat am ersten Festivalabend, Mittwoch, den 16. Jänner, stattgefunden. Im Oosterpoort, der Eurosonicfestivalzentrale, die sich für den Abend in einen Open Space mit nicht nur einer, sondern mehreren Bühnen verwandelt hat. Das hatte den Vorteil, sich einfach nur umdrehen zu müssen, um die nächsten zwei Songs zu hören (jeder Gewinnner-Act hat am Galaabend eine Kurzperformance hingelegt, später im Rahmen des Festivals aber auch noch eine ausführliche Clubshow gespielt). Ganz aufgegangen ist das Konzept des Abends leider nicht - es war ja aber auch das erste Jahr und der quasi Probelauf der „MMETA"s und ihrer Gala.

Die Gewinner und Gewinnerinnen des Abends!

Spannend an den MMETAs ist vor allem das Potential, hier seine aufregendste Festival-Entdeckung zu machen; die Jury hat anhand des Impacts der einzelnen Nominierten - sprich an Streamingzahlen und Airplayeinsätzen außerhalb des jeweiligen Heimatlandes - entschieden, wer in die nähere Auswahl kommt. Es gibt sechs Kategorien: Pop, Rock, Electronic, RnB/Urban, Hiphop/Rap und Singer/Songwriter. Außerdem wurden am Ende des Abends an die jeweiligen Genre-Gewinner und Gewinnerinnen Public Choice Awards vergeben.

Pop: Bishop Briggs (UK) and Lxandra (FI)

Was Streaming angeht, ist vor allem eine Musikerin ganz weit vorne: schon mit einer ihrer ersten Singles "River“ hat Bishop Briggs - die in London, Tokyo und L.A. aufgewachsen ist - kurz nach Release die Zwei-Millionen-Marke geknackt. Sie holt sich gemeinsam mit Lxandra aus Finnland die Auszeichnung im Genre Pop - und tritt live ähnlich wie Mavi Phoenix auf: mit Drummer und Bassist/Keyboarder. Die Jury schreibt: “Big sound and interesting songs. Her presence on stage is real and you believe in every word she sings.

Bishop Briggs @ MMETA Review

Jorn Baars

Rock: Pale Waves (UK) and Pip Blom (NL)

Dass in der Kategorie „Rock“ (in der unter anderem auch Naked Cameo aus Österreich nominiert war) die Noisepopband Pale Waves sowie die neue Slacker-Königin des Nordens, Pip Blom, gewonnen haben, ist ein schöner Zufall: die beiden Bands waren schon einige Male gemeinsam auf Tour unterwegs. Die Jury schreibt über Pip Blom: “A real energy and a real breakthrough sound.”

Pip Blom @ MMETA Eurosonic

Jorn Baars

Electronic: Smerz (NO) Stelartronic (AT)

Auch in der Kategorie „Electronic“ war ein österreichischer Act nominiert: Stelartronic, das neue Projekt von Parov Stelar. In der Entscheidung der letzten Runde holt er sich vor Smerz auch noch die Auszeichnung Public Choice. Die Jury schreibt: “Stelartronic is different and original at the same time. Production complexity hidden behind an easy-to-consume formula.”

RnB/Urban: Rosalía (ES) and Aya Nakamura (FR)

Die Konkurrenz war in allen Kategorien groß, hört man aber auf die Rufe von allen Seiten (Der! Shootingstar 2018!), hat sich bestätigt, wer gemeinsam mit Aya Nakamura aus Frankreich die Kategorie RnB/Urban gewinnen muss: Rosalía aus Spanien, die ihren Siegeszug mit einem Paukenschlag gestartet - und wenige Monate danach nicht nur am neuen Album von James Blake, sondern auch gleich im Primavera-Lineup neben Solange & Co Platz genommen hat. Die Jury schreibt: “Rosalía is a phenomenom. Bringing old traditions to a new audience.”

Hip Hop/Rap: blackwave. (BE) and Reykjavíkurdætur (IS)

Acht Frauen und eine rauschartige Rapperformances am Eurosonic haben Reykjavíkurdætur hingelegt. Die Meute tobt. Die Jury schreibt: “Reykjavíkurdætur are incredible on stage and on record. A very exciting act that represents so much.”
Weniger Cloud, mehr Oldschool, und auch sehr gut: blackwave aus Belgien.

Reykjavíkurdætur @ MMETA Eurosonic

Jorn Baars

Singer-songwriter: Avec (AT) and Albin Lee Meldau (SE)

Gemeinsam mit Albin Lee Meldau aus Schweden - dem König der Bühnenansagen, dazu später mehr - holt sich Avec Auszeichnung in der Kategorie „Singer/Songwriter“. Die Jury schreibt: “Her songwriting is stylish and intriguing, never obvious.”

Avec @ MMETA Eurosonic

Jessie Kamp

Was sonst noch gut, groß und denkwürdig war

Avec im Club: Wie schon zu einigen Stationen ihrer „Heaven/Hell“-Tour hat Avec jetzt auch nach Groningen ihr erweitertes Live-Set-Up mitgebracht. Inklusive Bläsern und Backgroundgesang.

Mavi Phoenix Premiere: Das erste Mal live in den Niederlanden, und das NACH ihrer ersten großen Headlinetour: Wer sein Set mit den Worten „Is there anyone you love like me, bitch?“ beginnt, hat gewonnen.

Albin Lee Meldau: „My name is Albin Lee Meldau, I’m from Sweden, and I’m gonna bore you all to death now“. Es war dann gar nicht langweilig.

Boy Azooga: Irgendwo zwischen Foals und Django Django spielt diese Band aus Wales - und hat sich auch schon den Welsh Music Prize dafür geholt. Alles gut, wenn der Bass die Melodie zupft - und das Set einfach mal mit einem Instrumental-Intro beginnt.

Any Other: Große Instrumentalkunst, inklusive Klavier und Bläsersatz. Singer-Songwriter-Märchenstundenfeeling. Aus Italien.

Naked Cameo: Kristallklare Popmusik. Wärmt gut im Open Air Zelt bei Minusgraden.

MOLLY: Der beste Tiroler Shoegaze gleich zweimal: einmal im vollen Club Vera - kuratorisch wunderbar platziert vor Genrekollegen Manon Meurt aus Tschechien - und tags darauf bei einer nachmittäglichen Akustiksession.

EUT: Persönliches Festivalhighlight: Besteigung des Kirchturms der Martinikerk. Klaustrophobie und Schneesturm überwunden, oben hat herzlich lachend die niederländische Band EUT gewartet. Drei Akustik-Songs sind sich vorm Abfrieren der Finger ausgegangen. Die waren’s wert.

EUT @ Eurosonic

Lisa Schneider

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