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You’ll never work alone

Crowdworker arbeiten zusammen, doch wenn es um ihre Rechte geht, sind sie oft auf sich selbst gestellt. Die Gewerkschaft der Privatangestellten will das ändern. Seit Anfang dieses Jahres bietet sie digitalen Tagelöhnern eine Mitgliedschaft an.

Von Ali Cem Deniz

In den letzten Jahren ist im Internet eine Armee an ArbeiterInnen entstanden, die mit Mikro-Jobs wortwörtlich ein paar Cent verdienen. Angefangen von komplexer Designarbeit bis zum Abtippen von Kassabons ist alles dabei. Nicht nur die Tätigkeiten, die Crowdworker ausführen sind untypisch. Auch ihre Beschäftigungsverhältnisse sind eine Herausforderung für das herkömmliche Arbeitsrecht.

„Das wichtigste Angebot, das wir Crowdworkern bieten können ist ihnen Information über diese Arbeitsverhältnisse und Rechte zu bieten“ sagt Agnes Streissler-Führer. Sie ist in der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp) für Digitalisierung zuständig. Ab einem Beitrag von 10 Euro im Monat können Crowdworker Mitglied werden. „Wir müssen durchaus zugeben, dass wir diese Gruppe zu wenig kennen. Eine Motivation für uns ist deshalb die Bedürfnisse dieser Gruppe besser kennenzulernen“, sagt Streissler-Führer.

Anonym in der Crowd

Auf den unterschiedlichen Crowdworking-Plattformen wie etwa Amazon Mechanical Turk sind tausende Menschen registriert. Doch nur ein Bruchteil arbeitet hauptberuflich als Crowdworker. Viele sind kurzfristig dabei und steigen nach ein paar Monaten wieder aus. Das macht ihre Vertretung kompliziert.

Und die Plattformen, die täglich unzählige Mikro-Jobs vergeben, sehen sich nicht als klassische Arbeitgeber, sondern als Vermittler. So wollen sich viele aus der Verantwortung entziehen. Doch wer sich wie ein Arbeitgeber benehme, müsse sie auch an entsprechende Regeln halten, so Streissler-Führer. „In dem Moment, wo ich als Crowdworker sehr stark an eine einzige Plattform gebunden bin und meine Arbeit überprüft und kontrolliert wird, greifen die Regeln des Arbeits- und Sozialrechts.“

Gewerkschaft der Zukunft

Bisher haben sich Crowdworker im Kampf um ihre Rechte selbst organisiert. In Facebook-Gruppen wie etwa „Turkers United“ tauschen sie sich aus und informieren KollegInnen über Arbeitsbedingungen und Auftraggeber.

Ob die Vertretung durch Gewerkschaften ihre Arbeitsbedingungen bessern kann, wird sich zeigen. Da Crowdworker überall auf der Welt arbeiten, kooperiert die GPA-djp mit europäischen Gewerkschaften. Sie haben im Dialog mit Crowdworking-Plattformen einen „Code of Conduct“ eingeführt, bei dem sich Plattformen verpflichten faire Arbeitsbedingungen zu schaffen. Große Anbieter wie Testbirds, Clickworker und Content.de haben bereits unterzeichnet. Amazon Mechanical Turk ist nicht dabei. Bei Verstößen können sich österreichische Crowdworker jetzt an die GPA wenden.

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