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Pauls Jets

Patrick Wally

Das war das FM4 Geburtstagsfest!

Wenn ein Austernfisch die Kickdrum gibt und eine Brassbandmannschaft antritt, eine junge Band sich mit der Inkonsequenz verschworen hat und ein routinierter Trettmann aufdreht: Dann bist du am FM4 Geburstagsfest in der Wiener Ottakringer Brauerei!

Von Maria Motter

Höchst charmante Ständchen haben HörerInnen uns bereits im Vorfeld geschenkt. Gestern Abend und Nacht haben wir dann noch mehr und unsere Gäste gefeiert! „Ich möcht mich mit dir durch die Ottakringer Brauerei drehen, drehen, drehen!“, wünschten sich Pauls Jets gleich zu Beginn der Party und Bassistin Romy Park setzt das gleich beim Spielen um – so beachtlich!

Cosmo Sheldrake

Franz Reiterer

Cosmo Sheldrake

Die Livesendung vom FM4 Geburtstagsfest in der Ottakringer Brauerei gibt es für 7 Tage im FM4 Player.

Und: Über die kommende Woche verteilt gibt es online auch die besten Konzerte vom Fest als Video auf fm4.ORF.at!

Mit Trettman in der Geburtstagsfest-Nacht werden Tanzende Kreise ziehen und bei der Urban-Brass-Mannschaft von Moop Mama geht alle Bewegung in die Höhe. Wie es MusikerInnen gelingt, binnen kürzester Zeit ganze Türen zu eigenen, gern auch eigenwilligen Welten zu öffnen, ist doch immer wieder betörend. Der Brite Cosmo Sheldrake nimmt vor dem Konzert seine Wollmütze ab, wiegt den Lockenkopf, während er die Knöpfe bedient und lässt Fische den Part der Kickdrum übernehmen.

Ganz konkret ist der Austernfisch (lat. opsanus tau) im Song „Pliocene“ am Werk. Alles klar, denkt man sich, wenn man dem jungen Mann mit der Liebe zu Field Recordings aufmerksam zugehört hat bei seinen Bühnenansagen. Alles ist beseelt in seiner Songwelt, die er im Vorjahr auf dem Debütalbum „The Much Much How How And I“ - gemischt von Matthew Herbert - versammelt hat und die sich gestern live auftat. So, wie Cosmo Sheldrake den Austernfisch mit einer Ballonfahrt in die Lüfte hob, führt er im Konzert in Landschaften, die meinen Kollegen Michael an J. R. Tolkien und Fantasiewelten erinnern, die sich, während er sie singt, vor dem inneren Auge wie auf einer Karte ausbreiten, die gerade gezeichnet wird. „Hic sunt dracones“ – wieder Latein! – steht auf frühen Weltkarten an jenen Stellen, wo Drachen im Meer vermutet wurden. Kurzgefasst: Ein großartiges, fabelhaftes Konzert! Wie Konfetti purzeln die Beats beim ersten Song.

Von Pauls Jets wissen wir, dass man vielleicht einen Leichtkraftflugzeugschein in nur vierzehn Tagen bekommen kann. Bis das Debütalbum der heimischen Band erscheint, muss man sich noch bis März gedulden. Gerade einen Tag vor dem FM4 Geburtstagsfest wurde es im steirischen Fehring mit dem sehr konsequenten Titel „Alle Songs bisher“ auf Vinyl gepresst. Doch in den vorderen Reihen singen viele schon weit mehr Lieder mit, als veröffentlicht sind. Romy, Xavier, Paul „und der Computer“ beschreiben sich als Freunde der Inkonsequenz, das schenkt ihren Texten Spielraum für eigene Assoziationen. Die heimische Band stellt ein neues Lieder vor, eins wird als „ein trauriges“ angekündigt, dabei ist die Traurigkeit aufs Erste nicht auszumachen. „Gestern Nacht hab ich dich besucht in einem anderen Land“, singt Paul Buschnegg und zum Schluss tut sich ein Gitarrengewitter auf.

Das wäre der Moment für einen perfekten Übergang zu Wargirl, könnte man sich losreißen. Pauls Jets hat sich vorgenommen, zu berühren und rauszureißen. Das klappt schon ziemlich gut. Die kalifornische Band Wargirl hat zeitgleich „gefetzt“ und die fünf MusikerInnen grooven sich in eigene Sphären. Kein Kopfkino, alles Sound und schöne Percussions. Fancy.

Gurr beim Crowd-Surfen

Franz Reiterer

Gurr

Das FM4 Geburtstagsfest 2019

Die Berlinerinnen von Gurr stellen fest, dass sie öfter in Wien spielen müssten. Am Freitag spielten sie drei Konzerte beim Showcasefestival Eurosonic im niederländischen Groningen, der nächste Auftrittsort wird das SXSW-Festival in Austin, Texas, USA sein. Andreya Casablanca und Laura Lee haben viel vor und in ihren Garage-Indie-Pop schmiegen sie Würdigungen an die 80er Jahre, the Cure blitzen auf, dann wieder beginnt ein Song im Geiste Nirvanas, die einfachste Zeile Falco wird gerappt und das große Lächeln von Laura Lee ist im Nu ansteckend, ihre Frisur erinnert an Whigfield und Partnerin in crime Andreya Casablanca wird vom Publikum auf Händen getragen. „Manchmal geht das Testosteron mit einem durch, das kenne ich!“, kommt gleich in die Top 3 der Bühnenansagen des Abends. Auf Instagram betreiben Gurr ein „Band Tinder“ mit dem Account „weformedaband“, ein digitales schwarzes Brett für Mitmusikerinnen und Bandgründungen.

Moop Mama

Franz Reiterer

Moop Mama

Bei den schönsten Partys kann man dem eigenen Plan nicht gerecht werden. Wird vom Weg abgebracht, weil man ganz beglückt in einem Konzert hängenbleibt und nicht über den Discokugelgang zum nächsten Saal eilt. Weil man am Glücksrad drehen will, wo doch schon die Millionenshow Geschichte ist! Die FM4-DJs Eva Umbauer, Alex Augustin und Dalia Ahmed sowie Phekt legen auf. Man wollte soviel sehen und dann bewegt sich da auch schon eine ganze Mannschaft an Musikern auf der großen Bühne im „Wohnzimmer“ der Ottakringer Brauerei: Ab der ersten Spielminute sind Moop Mama auf einhundert Prozent.

Brassbands sind Party pur, das bewiesen schon die „Steirerbuam“ von Erwin & Erdwin wenige Stunden zuvor. Über „Kapuze“ und „Elefant“ bis zum „Drahtesel“ und „Kinder“ - wieviel Luft passt in manches Manns Lunge und wie schnell kann man bitte mitrappen und zugleich auf und ab springen?!

Trettmann

Patrick Wally

Trettmann

Einen Stock tiefer, zu ebener Erde ist keine weitere Erklärung notwendig, um klarzumachen, wer Trettmann ist. „Nur damit du weißt, wo ich herkomm“, gibt es zu jedem Song eigene Visuals. Der Name Billie Holiday blinkt auf, Trettmann ist der erfahrenste Live-Performer des Abends und würdigt zum Abschluss noch Adriano Celentano. Credits, wem Credits gebühren. „Dankeschön Wiiiiehin!“ Ein Besucher ruft seinen Freunden „Weiter geht’s! Weiter geht’s!“ zu.

Und es wird noch getanzt werden in dieser Nacht, bis die Beine in den morgendlichen U-Bahnen ausgestreckt werden und man in Gedanken wieder bei Cosmo Sheldrake ist. Der sagte doch glatt, dass ihn das Sampeln der Geräusche, die eine Fledermaus beim Kauen macht, zu einer eigenen Melodie geführt hätte. Während das Badewannenwasser plätschert, spielt der Kopf nochmal die Lieblingssongs des FM4 Geburtstagsfests. „Stay happy, humbled and hydrated!“

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