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Das Ermittlungsduo Jullia Jentsch - Nicholas Ofczarek im Schnee am Pass

© Sky / Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG

Serie

„Der Pass“: Alpen-Noir mit Krampus-Killer

Inspiriert von der dänisch-schwedischen Serie „Die Brücke“ spielen Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek in „Der Pass“ ein ungleiches wie unvergleichliches Ermittlungsduo. Statt Nordic also Alpen-Noir.

Von Martina Bauer

Exakt an einem deutsch-österreichischen Grenzstein, nämlich zwischen Bayern und Salzburg, liegt eine Leiche, drapiert in einer Art knieender Bittstellung und mit einem Schweif Pferdehaar in Händen. Dieser Tote (mit der Backstory Schlepperwesen und tote Geflüchtete in einem LKW an der Autobahn) wird nicht der letzte seiner Art bleiben und schon bald wird eine SOKO folgen. Da es sich um einen Grenzfall (sic!) handelt, bleiben Beamte beider Länder zuständig.

Ellie Stocker, gespielt von Julia Jentsch, wird die leitende Ermittlerin. Sie ist sozusagen eine Ausgeburt an Freundlichkeit, guter Laune, Kooperation und großem Wortschatz. Ihr österreichischer Mitstreiter Gedeon Winter, großartigst gegeben von Nicholas Ofczarek, bildet das genaue Gegenteil dieser Polizei-Münze. Zumindest vorerst.

Julia Jentsch als Kommissarin Ellie Stocker an einem Tatort

© Sky / Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG

Der medial bald als Krampus-Killer titulierte Serienmörder wird für beide gewissermaßen Wegscheide werden. Seine Opfer und Ziele sind ebenso akribisch ausgewählt wie die Taten perfekt vorbereitet und ausgeführt. Er inszeniert ein sich grausam steigerndes, todbringendes „Werk“ samt bestrafender Message: Der Mensch ist von Weg und Natur abgekommen, eine bessere Welt und die rote Jahreszeit werden kommen.

Sagen, Mythen, Bräuche

Die durch und durch gelungene Serie spielt nicht nur in, sondern auch mit der Region Salzburg-Bayern. Neben dem Bezug auf Krampusbrauch (dessen Auftreten zusammen mit Nikolo und anderen ja ebenfalls als Pass bezeichnet wird) und Wildem-Mann-Mythos gibt es etwa auch lokale, volksverbundene Politiker samt Tracht und passender Sprech. Als solcher verleiht Christopher Schärf der Serie brillant beinahe Nachrichten-Touch.

Ermittlungsduo Jullia Jentsch - Nicholas Ofczarek

© Sky / Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG

Und natürlich spielt die Umgebung selbst eine große Rolle. Die Landschaftsbilder und -fahrten des meterhohen Schneewinters von „Der Pass“ sind gewaltig und beeindruckend, nahezu einschüchternd.

Eine Naturgewalt ist auch Nicholas Ofczarek in seiner Kommissar-Rolle, ein Strizzi, dessen Unterweltskontakte (Deckname: Falke) ebenso eng sind wie seine interne Akte dick. Meist in einen typgerechten Pelzkragenmantel gehüllt, fährt er in seinem alten Volvo rauschmittelabhängig immer den Serien-Abgrund entlang. Dabei ist er ein persönlich involvierter Top-Ermittler.

„Der Pass“ ist insgesamt düster. Mit mehreren verwobenen Handlungssträngen, feinen Charakterzeichnungen sowie Szenarien und Räumen, die oft unheilvoll, manchmal angesifft sind.

Nicholas Ofczarek als Kommissar Gedeon Winter

© Sky / Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG

Ein finsteres Tal

Irgendwann wird folgerichtig auch Kollegin Ellie Stocker in ihren Abgrund hinunterschauen, nachdem der Erfolgsdruck enorm geworden und sie unlauteren Methoden nicht mehr abgeneigt ist. Hinzu kommen ein mehrfach folgenreiches Verhältnis mit dem verheirateten Chef sowie ein Unfall des Vaters. Julia Jentsch zuzusehen, wie zuletzt in Hans-Christian Schmids Serie „Das Verschwinden“, lohnt meist.

Die achtteilige Serie „Der Pass“ ist ab 25.1. in Doppelfolgen um 20.15 Uhr auf Sky 1 zu sehen. Die gesamte erste Staffel ist zudem über Sky Ticket, Sky Go und auf Abruf verfügbar.

Zur perfekten Passform von „Der Pass“ gehört auch der sinistere Score, produziert übrigens von Hans Zimmer. Dazu sind nicht nur alte Austrohits (Ambros´ „De Kinettn wo i schlof"/"Finsternis“) in die Serie eingewoben, sondern auch Aktuelles wie von etwa Kreiml & Samurai.

Die Montage arbeitet mitunter mit Flashbacks und kleinen Zeitsprüngen, wie einem Hin- und Herspulen in den Szenen. Und die Farbe Rot zieht sich wie ein ebensolcher Faden durch die Bilder. Sehenswert. Vor allem aber: Die Serie ist konsequent und stellt ihre Dramaturgie vor eine Koketterie mit einer nächsten Staffel.

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