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Blood Red Shoes

Nedda Asfari

Blood Red Shoes - Get Tragic

Das englische Duo Blood Red Shoes nennt sein neues Album „Get Tragic“. Ihre Rock-Wurzeln haben Laura-Mary Carter und Steven Ansell nicht verloren, trotzdem gehen sie in eine elektronischere Richtung.

Von Eva Umbauer

Der Song „Mexican Dress“ war einer der Vorboten zum neuen Blood Red Shoes Album, und er beruhigte alle von uns, die auf „Eye To Eye“ läuten gehört hatten, dass die Blood Red Shoes ein Electronic- Album in Angriff nehmen würden. „Mexican Dress“ hat sie noch, diese verzerrten Gitarren, aber auch etwa spacige Synthies.

Inhaltlich geht es im Queens Of The Stone Age-igen „Mexican Dress“ um Los Angeles und die Eigenheiten, ja, Absurditäten des dortigen Showbusiness. Warum das Thema L.A.? Nun ja, nach dem letzten Album der Blood Red Shoes ist Laura-Mary Carter dort hin gezogen.

Dieses selbstbetitelte letzte Album von Blood Red Shoes liegt ganze fünf Jahre zurück. Es war zum Teil in Berlin entstanden und von Steven Ansell selbst produziert worden. Dass ein Ortswechsel einer Band gut tun könnte, wussten Blood Red Shoes aus Brighton an der englischen Südküste schon damals.

Diesmal wollte aber nur ein Bandmitglied den Ort bzw. das Land wechseln: Laura-Mary. Und sie wollte auch nicht, dass Steven ebenfalls dort hin geht. Laura-Mary und Steven konnten sich nicht mehr ausstehen.

„We suddenly questioned everything - our entire foundation. We talked about breaking up and got ourselves in a real spin.“

Get Tragic

Die eher Introvertierte und der stark Extrovertierte waren nahe daran, auseinanderzugehen und fortan überhaupt nicht mehr zu kommunizieren. Zum Glück ist das letztlich doch nicht passiert.

Blood Red Shoes

Rough Trade

Nach den vier Alben „Box Of Secrets“, „Fire Like This“, „In Time To Voices“ und „Blood Red Shoes“ war alles in eine tragische Richtung abgedriftet, was die Bandbeziehung aber auch die Freundschaft zwischen Laura-Mary Carter und Steven Ansell insgesamt betraf.

Und dann brach sich Laura-Mary auch noch den Arm. Sie konnte nicht wirklich Gitarre spielen und widmete sich verstärkt dem Keyboard - und auch ihrem Gesang. Laura-Mary hat ihre Stimme nun viel stärker entdeckt als bisher.

„My voice is now stronger in every sense. It wasn´t Steven’s fault, but I felt like everyone only wanted to listen to what he had to say. I didn´t really know my own voice, even down to my singing voice because I´d sung with him for so long. I got used to just fitting my voice in to complement the song, whereas now I realise that I can actually sing in a different way.“

Laura-Mary Carter musste den Blood Red Shoes erst entfliehen, um sich schließlich wieder nach ihnen zu sehnen. In Los Angeles wollte sie sich als Songschreiberin für andere KünstlerInnen versuchen, und ein Alternative-Country-Album nahm sie in L.A. auch in Angriff.

Steven Ansell war währenddessen ziemlich verzweifelt in Brighton zurückgeblieben. Sein Leben fühlte sich wie ein Scherbenhaufen an.

„It was really weird. I found it really hard, so I did what somebody would do in a romantic breakup. There were a good six months where I didn´t know what I was doing - I was just jumping around in clubs, out of it. I felt like I´d blown things with my best friend and that my band - that I´d put my heart and soul into - was collapsing.“

Langsam näherten sich Steven Ansell und Laura-Mary Carter einander schließlich wieder an und Laura-Mary lud Steven ein, doch nach Los Angeles zu kommen, um an neuen Songs für Blood Red Shoes zu basteln. Steven flog also nach Kalifornien.

Er blieb zwar nicht lange, weil er sich in der Stadt nicht wohlfühlte, der kreative Funke war aber wieder übergesprungen. Darum ging Laura-Mary Carter wieder zurück nach England, um diesen neugefundenen Funken für Blood Red Shoes nicht gleich wieder auszulöschen.

„We needed to make this record. It was the only way to move forward - to accept ourselves and kind of laugh at it.“

Back On Track

Das Album „Get Tragic“ wurde schließlich in Los Angeles fertiggestellt, mit einem gewissen Steve Launay als Producer; er war schon im Aufnahmestudio mit Bands wie Arcade Fire, Nick Cave oder den Yeah Yeah Yeahs.

Steven Ansell verwendete bei den Sessions für die neuen Songs nun neben seinem Schlagzeug auch eine Drum-Machine, und Produzent Nick Launey „befahl“ dann: „Don´t play drums on the album! Just take that out!“, erzählt Steven Ansell in den Interviews zum neuen Album der Blood Red Shoes: „He was kind of pushing it to be a weirder sound to what we would normally do.“

Der Song „Eye To Eye“ war einer der ersten, der entstanden ist, und er bildete eine Art Basis für alle weiteren, die noch folgen sollten. Im Text dieses atmosphärischen Electro-Stücks mit dem einnehmenden Pop-Refrain - samt toller Gitarre - geht es um den Konflikt von Laura-Mary und Steve: „You lose your place when I wouldn’t play your games“ heißt es da etwa, und dann drehen die Streicher, die es hier gibt, fast durch.

Comeback

Blood Red Shoes hatten erst Angst, niemand würde sich mehr an sie erinnern, fünf Jahre nach dem letzten Album. Dem ist aber nicht so, und wer die Band noch gar nicht kennt, „Get Tragic“ ist ein neuer Start für Laura-Mary Carter und Steven Ansell und kann auch gehört werden, ohne dass man die bisherigen Songs der Band kennt.

Der klassische Riff-Rock der Blood Red Shoes ist noch da am neuen Album, etwa bei den Stücken „Vertigo“, „Anxiety“ oder „Howl“, aber er kann schon mal zu Electro-Rave vom Feinsten mutieren, etwa bei „Bangsar“, aber auch mit Folk und Psychedelic flirten Laura-Mary Carter und Steven Ansell nun - beim Song „Find My Own Remorse“ - und „Beverly“ ist ein wunderbarer Synth-Pop-Song. Welcome back, Blood Red Shoes!

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