FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Swery65

White Owls Inc.

game

Buddhistischer Mönch und Spieledesigner

Der japanische Spieleentwickler Hidetaka Suehiro, besser bekannt als Swery65, macht Spiele zwischen surrealen Traumwelten und gruseligen Seltsamkeiten.

Von Christoph Sepin

„Strange games“, seltsame Spiele, so kann der Output von Hidetaka Suehiro in zwei Wörtern bezeichnet werden. Die längere Beschreibung? Der meistens als Swery oder Swery65 in seinen Credits zu findende Entwickler bewegt sich mit seinen Spielen zwischen Horror und Comedy, Absurditäten und tristen Traurigkeiten. Seine Games sind einzigartig und eigensinnig, unperfekt, aber mit Vision. Sie demonstrieren ungewöhnliche Aspekte im Videospieldesign und gehen dabei an die Grenzen von einfachem Entertainment.

Ein Beispiel ist Swerys jüngstes Spiel „The Missing: J.J. Macfield and the Island of Memories“. Das Spiel startet mit einem schwarzen Bildschirm und weißen Lettern: „This game was made with the belief that nobody is wrong for being what they are“, steht dort geschrieben. Was das bedeutet, lernt man erst Stunden später.

Bis dahin steuert man die College-Studentin J.J. Macfield durch eine surreale Albtraumwelt. Fallen wird nicht ausgewichen, sondern sie werden absichtlich ausgelöst, um im Spiel weiterzukommen: Rotierende Sägeblätter katapultieren J.J. Macfield nach vorne, Dornen, Feuer und elektrische Schocks ebenso. Was klingt wie ein bizarrer Horrortrip in billigem Exploitationstil, ist in Wirklichkeit eine tiefst emotionale und komplexe Geschichte einer Außenseiterin, die auf diese Art noch selten mit dem Medium Videospiel erzählt wurde. Und das ist eindeutig als das Spieldesign von Swery zu erkennen.

Hidetaka Suehiro wurde in den 70er Jahren in einem buddhistischen Tempel in Osaka geboren, studierte Film- und Video-Advertising und begann, in der Videospielindustrie zu arbeiten. Sein Durchbruch als einzigartiger Designer und Autor kam mit dem Survival-Horror-Game „Deadly Premonition“ im Jahr 2010. Der FBI-Agent Francis Morgan kommt darin in die US-Stadt Greenvale und muss ein düsteres Geheimnis lösen. Beeinflusst von „Twin Peaks“ und David Lynch allgemein bekam „Deadly Premonition“ einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde als das „Most Critically Polarizing Survival Horror Game“ und gilt heutzutage nicht als kommerzieller Erfolg, dafür aber als Kulttitel. Und Swery als Kultentwickler.

Technisch lassen sich Spiele von Swery kaum mit gigantischen Blockbustern wie der „Grand Theft Auto“-Serie oder „God of War“ vergleichen. Sie sind voll mit Imperfektionen und Bugs und teilweise seltsamen Dialogzeilen und eingesprochenem Voice-Over. Das sollen hier aber keine Spiele sein, die sich neben Industrieriesen stellen und damit in Konkurrenz gehen. Die Essenz der Geschichten, die Swery erzählt, liegt ganz woanders.

Der Output des Entwicklers ist nicht fehlerfrei, vermittelt aber immer eine ganz wichtige Komponente, die dazu einlädt, in seine kreativen Welten einzutauchen: Hier macht sich jemand wirklich Gedanken, welche Story mit welchem Gameplay erzählt werden soll. Er steckt Herzblut in jede Szene und lässt sich nicht von den Grenzen des Spieleentwickelns von der eigenen Vision abhalten. „Through games, I send messages to people and connect myself with them, and that’s what gives me a reason to live“, sagt Swery in einem Interview.

Dazu kommen die Einflüsse, deutlich aus westlichen Medien: „Twin Peaks“ und alles von David Lynch sowieso, Terry Gilliams „Brazil“ ist sein Lieblingsfilm, Shows wie „Lost“ und „X-Files“ seine Lieblingsserien. Kombiniert man das mit einer Vorliebe fürs Trinken, Kaffee und American Breakfast, dann hat man das Grundrezept der virtuellen Welten, die der Entwickler entwirft.

Mittlerweile ist auch Swery, wie seine Eltern, zum buddhistischen Mönch geworden. Und versucht weiterhin, neue Ideen und Konzepte in seinen Spielen zu erforschen. „Sweryism“ nennt er seinen Stil, den Ausdruck von Gut und Böse, Hell und Dunkel in seinen Spielen, so Swery. Und die Grauzonen dazwischen.

Nach dem düsteren „The Missing“ demonstriert das auch das nächste Projekt, das der Entwickler über Kickstarter finanziert hat: „The Good Life“ nennt sich das Spiel, in dem man als Fotografin in einer kleinen Stadt lebt, Schulden abbezahlt und Geheimnisse löst. Der Twist: In der Nacht verwandeln sich alle Bewohner des Ortes in Katzen und Hunde. Ein Plot, wieder mal bizarr, komisch und letzten Endes höchstwahrscheinlich auch ganz schön düster. Ein Spiel von Swery65 eben.

mehr Game:

Aktuell: