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Lex Audrey

Lex Audrey

Offline ist das neue Online

Lex Audrey nennen ihr erstes Album „No Intention Of Changing The World“: Elektropop zum Thema Social Media und (gestörter) Kommunikation. Am Puls der Zeit und deshalb unser FM4 Soundpark Act im Februar.

Von Lisa Schneider

„Smombie“ ist das Wort der Stunde - eine Zusammenführung der Wörter „Smartphone“ und „Zombie“. Ein Begriff für diejenigen Menschen, die ihren Blick vorzugsweise stoisch auf ihr Mobiltelefon gerichtet haben. Das klingt amüsant, aber wer würde sich ausnehmen?

Einmal lächeln, bitte

Am Cover des ersten Albums von Lex Audrey ist ein Pärchen zu sehen, das am Strand liegt. Und obwohl das eine scheinbar herrlich entspannende Atmosphäre ist, versuchen sie im abgelichteten Moment - natürlich mit Selfie-Stick - ein Social Media-taugliches Foto zu schießen.

Cover "No Intention Of Changing The World" von Lex Audrey

Las Vegas Records

„No Intention Of Changing The World“ heißt das erste Album von Lex Audrey. Es erscheint via Las Vegas Records.

Wer die beiden sind, weiß auch die Band nicht. Das Foto haben sie aus dem endlosen Internet gefischt und so anonym das hier aussieht, bildet es gleichzeitig eine ganze Generation und ihren Realitätssinn ab.

Lex Audrey ist ein Trio aus Oberösterreich: Niklas Pichler, Patrick Pillichshammer und Lukas Staudinger sind gemeinsam ins Musikgymnasium in Linz gegangen und haben auch zuvor schon in gemeinsamen Bands gespielt (u.a. Loving.The.Alien").

Vor gut eineinhalb Jahren ist die neue Formation, Lex Audrey, beim Wiener Label Las Vegas untergekommen und hat dort auch die erste EP „Godgiven“ veröffentlicht. Elektronische Popexperimente, Soundschnipsel-Spielereien, Vocoder-Spielplatz. Die gleichnamige Single „Godgiven“ ist als das beste Stück schön und schmerzvoll, eine dunkle Ballade übers loslassen Wollen, aber nicht können - die verlorene Liebe eben.

Schritt für Schritt zum Klangbild

Auch, wenn es nicht danach klingt, schreibt Niklas Pichler seine Songs am liebsten an der akustischen Gitarre oder am Klavier. So auch jetzt fürs Debütalbum, es heißt „No Intention Of Changing The World“.

Was man später dann zu hören bekommt, ist mehrfach durch diverse Musikproduktionsprogramme gelaufen, ist anhand von Samples verfremdet, verdichtet, oder gar fast aufgelöst worden. Nicht nur Chöre im Hintergrund oder durch Synthesizer ins Geisterhaft-Unkenntliche verzogene Stimmen definieren die breite Soundpalette („Metaphor“), auch aus der Umwelt gegriffene Fieldrecordings, etwa Zugsignale, geben die Richtung vor („All About The Inside“, noch von der Debüt-EP).

Dass Musik jetzt, zumindest in ihrer Endform, am Computer entsteht, hat sein Songwriting maßgeblich beeinflusst, erzählt Niklas Pichler. Er erinnert sich im Interview an die ersten Songs, die er geschrieben hat, er war elf Jahre alt und an der Wand hing ein Plakat von Green Day. Die Tage der frühen Punk-Jugend sind vorbei, er scrollt durchs Handy, da finden sich Bon Iver oder aktueller gerade James Blake.

Call me on my cellphone

Die Playlist am Handy, der Selfiestick am Albumcover, ein Smartphone als Facebook-Profilbild. Das Artwork, die Pressefotos und alles, was um dieses erste Album von Lex Audrey online passiert, spielt direkt hinein in die Inhalte, um die das Album kreist - die Frage wie sich unsere Kommunikation, das Zwischenmenschliche, in Zeiten von Internet, oder genauer gesagt, von Social Media verändert. Das alles sei aber kein Fingerzeig, schmunzelt Niklas Pichler, der sich selbst ohne Scheu ebenfalls als „Smombie“ bezeichnet.

LIVE

Lex Audrey spielen am 29.4. im Wiener Chelsea eine Albumreleaseshow. Alle weiteren Tourdates findet ihr hier.

Vielmehr sind Songs wie „From Beginning“, auf dem es heißt „All she’s loving is a picture“ ein dezenter Denkanstoß. „Ah, unser Instagram-Song“, kommentiert Niklas. Ein Song über Wahrheit und Fake, über Filter, über die soziale Bubble, in der man schwimmt. Über das Ärgernis, auf Bildern verlinkt zu werden, auf denen man nicht on point super in die Kamera lächelt. Und gleichzeitig über die Macht, die die Selbstdarstellung und -inszenierung anderer über uns hat. Die Selbstzweifel, die aufkommen, während man den scheinbar perfekten Menschen auf Capri beim Mojito-Schlürfen zusieht. Die „Freunde“ und „Freundinnen“, denen man im echten Leben noch kein einziges Mal begegnet ist.

Klingt verkopft, und doch wieder nicht. Der Album-Opener „Lost To You“ etwa beweist die Tanzfähigkeit dieser subtilen Gesellschaftskritik, dieser gekonnt in Szene gesetzten Selbstironie, wo man doch selbst Teil dieses ganzen großen, digitalen Millenial-Wahnsinns ist.

Dass eine Band außerdem ihr erstes Album „No Intention Of Changing The World“ nennt, ist schon eine gute Sache. Keine Überheblichkeit, sondern Reflexion. Like.

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