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Resident Evil 2

Capcom

Das Remake von „Resident Evil 2“ ist Hochglanz-Oldschool

Mit dem wohl aufwändigsten Remake der Spielegeschichte sorgt die auf Hochglanz polierte Neuauflage von „Resident Evil 2“ für Gänsehaut und jede Menge Splatter.

Von Rainer Sigl

Eigentlich gemein: Einen Film aus den 1940er-Jahren kann man sich problemlos auch heute noch ansehen, Musik aus den Swinging SIxties findet sich in Sekundenschnelle auf Spotify & Co und selbstverständlich stehen die Klassiker der Weltliteratur bis in die Antike griffbereit im Regal. Bei Videospielen ist das anders, denn da hat man oft schon technische Probleme, ein kaum zehn Jahre altes Spiel legal zum Laufen zu bringen, wenn zum Beispiel die alte Konsole oder die Original-CD nicht mehr mitmacht.

Eine Lösung für dieses Dilemma ist die Emulation, richtig legal ist das aber nicht. Und außerdem zeigt sich beim Ausgraben alter Schätze, dass oft nicht nur die Grafik, sondern auch die Bedienbarkeit heutigen Geschmäckern absolut nicht mehr entspricht. Aus diesem Grund gibt es im Bestfall große Kultspiele als Remakes: von Grund auf neu programmiert, zeitgemäß auf Hochglanz gebracht und auch ohne Nostalgiebrille genießbar. Das Remake des 21 Jahre alten „Resident Evil 2“ geht diesen Weg - und stellt das wohl bisher aufwändigste und gelungenste Remake der Games-Geschichte dar.

I was a Zombie Cop Killer

Leichenberge, mutierte Monster und natürlich jede Menge Zombies, die dumpf stöhnend auf einen zuschlurfen: „Resident Evil 2“ ist wieder da - und überraschenderweise kann der auf Hochglanz polierte Oldie mit seinen spielerischen Oldschool-Tugenden auch 2019 noch mit der Konkurrenz mithalten.

Fans kennen die Story vom Zombie-Ausbruch in einer nächtlichen Kleinstadt, die sich zum Großteil in einer riesigen, verwüsteten Polizeistation abspielt, aber auch Neulinge finden sich schnell zurecht. In der Gestalt des Polizisten Leon oder der Studentin Claire versuchen wir, die Nacht zu überleben und nicht von den unzähligen aggressiven Untoten und anderen Ekelmonstern gefressen zu werden.

2019 sieht das wie gesagt um einiges spektakulärer aus als im Original: Blut, Beuschl, Sabber und Eingeweide glänzen so hochgestochen fotorealistisch, dass einem vor lauter Splatter fast ein wenig flau wird. Natürlich auch wegen der Spannung, denn im klassischen Survival-Horror sind wir kein souveräner Actionheld, sondern müssen ständig ums Überleben kämpfen. Hier zählt jeder einzelne Schuss Munition und manchmal bleibt uns nur panisches Wegrennen übrig.

Resident Evil 2

Capcom

Zeitlose Spannung, angejahrte Rätsel und Story

Der Kern des Gameplays wurde bei der Rundumrenovierung übrigens kaum angetastet - moderne Kinkerlitzchen wie eine offene Spielewelt oder aufgepfropfte Rollenspielanteile sucht man hier zum Glück vergebens. Stattdessen darf man sich wirklich nostalgisch an schnörkellosem, - no na - klassischem Survival-Horror und brillanter Atmosphäre erfreuen, und an einer zeitgemäßen Third-Person-Steuerung.

Seine Herkunft aus einer, sagen wir mal, simpleren Zeit zeigt das Remake lediglich im gar konservativen Puzzle-Design, immer noch wahnsinnig umständlichem Inventar-Gefummel und in Handlung, Figuren und Dialogen, die man bei aller Ehrfurcht vor den damaligen Konventionen heutzutage getrost als hanebüchenen C-Movie-Trash bezeichnen kann. In Zeiten, in denen sich sogar der olle Kratos aus „God of War“ zu so etwas wie DIfferenzierung aufrafft, sieht „Resident Evil 2“ in dieser Hinsicht haarscharf so alt aus, wie es ist.

„Resident Evil 2“ ist für Windows, Xbox One und PS4 erschienen.

Trotzdem ist das Remake gelungen, immerhin zeigen die erwähnten, heute antiquiert anmutenden Mechaniken und Narrationsversuche, dass sich in dieser Hinsicht im Medium einiges getan hat.

Ein 21 Jahre altes Spiel neu aufzulegen und in Sachen Grafik und Steuerung an die Gegenwart anzupassen, ist die wohl aufwendigste Art von Fanservice, doch „Resident Evil 2“ schafft es, beileibe nicht nur seine alten Fans zufriedenzustellen. Auch alle anderen werden hier mit klassischem, aber immer noch erstaunlich frischem Horror blendend unterhalten.

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