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Glenn Close im Close Up

© SquareOne Entertainment / Graeme Hunter

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Die brillante Glenn Close

In „Die Frau des Nobelpreisträgers", original „The Wife“, brilliert Glenn Close als ebendiese und ist dafür zum mittlerweile siebenten Mal Oscar-nominiert. Gewonnen hat sie die Statuette bislang nie.

Von Martina Bauer

Es ist eine ganze Welt, die sich da in ihrem Gesicht, ihrem Blick auftut. Glenn Close besticht in und als „Die Frau des Nobelpreisträgers“ mit einem fulminanten Spiel der kleinen Gesten. Und ruft damit, zumindest bei mir, die berühmte Theater-End-Szene aus „Gefährliche Liebschaften“ wach. Wenn ein Straucheln mehr sagt als tausend Filmworte.

„The Wife“ - wie das englische Original simpel und exakt wie die Buchvorlage von Meg Wolitzer tituliert ist - ist also ihr Film. Close ist das, was ihn sehenswert macht. Ansonsten kommt die Produktion eher konventionell, inklusive einiger recht pathetischer Stellen, daher, und hält bereits ganz zu Beginn einen ungut nachhallenden, ja armseligen Moment bereit (Filmkonnex), der aus den Untiefen eines anderen Jahrhundert hochgeschwappt zu sein scheint.

Frauenrolle

Im Connecticut des Jahres 1992 durchleben Joan und ihr Ehemann, der gefeierte amerikanischen Autor Joe Castleman (mind the Names!) eine unruhige Nacht. Erwartet wird DER Anruf aus Stockholm - nämlich jener des Nobelpreis-Komitees. Als gewissermaßen Zeitvertreib will Joe Joan zum Sex überreden und lässt Worte fallen in der Fasson von ruhig liegen, nichts machen. Eine Szene, die es derart im Buch nicht gibt - warum also hier? - und deren Kurve, die sie in der Verfilmung gerade noch und irgendwie kratzt, wirkt, als hätte Close gesagt: Lasst uns doch mal lieber so machen.

Glenn Close und Jonathan Pryce als Joan und Joe Castleman im Bett liegend, einen Anruf erhaltend

© SquareOne Entertainment / Graeme Hunter

Die Handlung konzentriert sich auf die Reise nach sowie jene Tage rund um die Preisverleihung in Schweden. Als noch in jeder Lobby geraucht und mit Samsonite-Beauty-Cases geflogen wurde. Dabei treten, unterbrochen und unterstützt von Flashbacks des Kennenlernens sowie der frühen Jahren von Joan und Joe die Bruchlinien dieser Ehe klarer und klarer hervor.

Joe ist ein Mann der Marke bockiges Kind, gewissermaßen angewiesen auf seine Frau. Allein die außerehelichen Eskapaden, die er stets mit den gleichen Aufriss-Schmähs beginnt, bekommt er gebacken. Sie ist es leid und auch satt, für alles verantwortlich zu sein.

Ein Schreiber, der sich seit Jahren vergeblich um eine von Castleman genehmigte Biografie bemüht, beurteilt Joans Rolle sogar noch stärker. Er spekuliert, dass ihr Einfluss auf das schriftstellerische Oeuvre wesentlich größer sein könnte als allgemein angenommen wird. Joan selbst war nämlich eine ziemlich begabte Literaturstudentin und Jungautorin. Eine mit besonderem Stil - bis sie das Schreiben seinließ. Joe war seinerzeit im übrigen ihr Professor, verheiratet mit Ehefrau Eins.

Zeitgeist

Der Film transportiert auch eine Art Anti-Männerwirtschaft-Message mit. Da wird die Plattitüde vom Wer-steht-hinter-Wem hochgenommen, dort eine konsternierte junge Joan darauf hingewiesen, dass ein Autorinnen-Überleben in der männlich dominierten Kritiker- und Verlegerwelt von 1960 schier unmöglich ist. Und es lässt sich etwas wie ein Anklagen einer Männergeneration herauslesen, die sich jahrelang selbst in den Sack gelogen hat. Nur allzu oft unterstützt von den Ehefrauen. Bis zum bitteren Ende. Apropos Ende: Ein etwas emanzipatorischeres hätte eins sich für den Film gewünscht.

Glenn Close und Jonathan Pryce als Joan und Joe Castleman im Flugzeug. Im Gespräch mit einem Journalisten.

© SquareOne Entertainment / Graeme Hunter

Ausgezeichnet

Der schwedische Regisseur Björn Runge meinte über seinen Film, „Er hat ein großes Herz." Das stimmt, es heißt Glenn Close.

Ihre sozusagen Koronargefäße sind dabei ebenfalls schillernde Namen: Jonathan Pryce spielt Ehemann Joe Castleman, Max Irons den gemeinsamen Sohn mit ebenfalls Schriftsteller-Ambition. Christian Slater darf den ungeliebten Biografen geben und Close´ Tochter Annie Starke ist als die junge Joan Castleman zu sehen.

Den Golden Globe als Beste Hauptdarstellerin/Drama für „Die Frau des Nobelpreisträgers“ hat Glenn Close bereits. Bleibt das Abwarten, Hoffen, Daumendrücken, dass die siebente Oscarnominierung endlich zum Gewinn führt. Wie heißt es so schön in „Gefährliche Liebschaften“: „It’s Beyond My Control!“

Das junge Ehepaar Castleman.

© SquareOne Entertainment / Graeme Hunter

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