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Pet Shop Boys

Pet Shop Boys

song zum sonntag

Wikipedia reimt sich auf Social Media

Der Song zum Sonntag: Pet Shop Boys - „On social media“

Von Christoph Sepin

Protestlieder über Trump und das böse Internet sind nicht gerade die neueste Idee und zählen zu den offensichtlichsten Möglichkeiten für Musiker und Musikerinnen, ihren Unmut der modernen Welt gegenüber kundzutun.

Die Pet Shop Boys lassen sich davon aber nicht abhalten und veröffentlichen genau das: Ein Lied gegen Trump, ein Lied über soziale Netzwerke. Eines nennt sich „Give Stupidity a Chance“, ein anderes „On social media“.

„Agenda“ heißt die neue EP von Neil Tennant und Chris Lowe, die am 8. Februar veröffentlicht wurde. Vier Lieder sind darauf zu finden, „three satirical songs and one rather sad song“ so Tennant. Und fügt hinzu: „I think it’s because of the times we’re living through“. Zeiten, auf die oft nur mit Satire oder Trauer reagiert werden kann.

„On social media“ ist auf dieser EP in seiner Grundessenz genau das, was der Titel verspricht: Eine Auseinandersetzung mit sozialen Netzwerken, ein Aufzählen von Dingen, die Menschen dort so machen, um der Realität zu entfliehen und wie die Gesellschaft dadurch kaputt gemacht wird. Und eine Möglichkeit für die Pet Shop Boys, Reime zu basteln, die offensichtlich scheinen, wahrscheinlich aber so kaum noch in Liedern aufgetaucht sind. Zum Beispiel: „When you care about the issues of the day, check your facts on Wikipedia. You can get into an argument right away, if you’re on social media“.

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  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Das ist alles sehr plakativ und simpel gehalten. Da geht’s um Leute, die sich in Kommentaren streiten und die Demokratie, die verloren geht, um Gier und Selfies und Empowerement. Eine Anleitung zum digitalen Nichtleben quasi, wie sie oft von Menschen kommt, die sich in Kaffeehäusern darüber aufregen, wenn Leute ihre Handys in den Händen halten oder böse dreinblicken, wenn jemand in der U-Bahn telefoniert.

Bei den Pet Shop Boys geht sich dieser erhobene Zeigefinger gerade noch aus, liegt es doch in der Natur der Band, komplexere Sachverhalte zu nehmen, satirisch zu vereinfachen und daraus eingängige Tanzmusik zu machen. Standards des Duos lassen sich jede Menge in „On social media“ finden, ein simpler Kick-Clap-Beat, Neil Tennants typisch optimistischer Gesangsstil, dann ein bisschen „Go West“-Chor.

Den vollen Effekt davon bemerkt man erst Stunden später, wenn man pfeifend und Lyrics murmelnd durch die Straßen spaziert: „When you’re on social media“. Ohrwurmmusik, ob man es will oder nicht, von der auch noch die kleinsten Textfragmente ewig im Kopf hängenbleiben. Vielleicht ist auch gerade das die EP-namensgebende Agenda der Pet Shop Boys: Langsames social-consciousness-Brainwashing durch Ohrwurmlieder. „I feel so empowered“.

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