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Sunless Skies

Failbetter

Unterwegs mit der Weltraumlokomotive

Das Game „Sunless Skies“, der Nachfolger des großartigen „Sunless Sea“, entführt uns in einen bizarren Kosmos voller Schrecken und Wunder.

Von Rainer Sigl

In der schnöden Realität wurstelt sich Großbritannien einem grausigen Brexit entgegen - in der mythisch-surrealen Vergangenheit hat das Zeitalter der legendären Königin Viktoria niemals geendet. Nicht nur das: Das britische Empire umfasst nicht nur den halben Erdball und die gesamte Unterwelt, sondern auch den Kosmos.

Und der sieht anders aus, als wir uns das vorgestellt haben: Im fantastischen Indie-Abenteuer „Sunless Skies“ ist das Vakuum des Weltraums voll mit bizarren, schwebenden Inseln, exotischen Kolonien und endlosen Abenteuern und Schrecken. Als Kapitän einer dampfgetriebenen Weltraumlokomotive stürzen wir uns mutig in eine gnadenlose Welt voller faszinierender Ideen - und kämpfen um unser Leben.

Mehr vom tollen Selben

„Sunless Skies“ ist der Nachfolger eines Indie-Klassikers: In „Sunless Sea“ waren wir vor vier Jahren als Kapitän auf einem riesigen unterirdischen Ozean unterwegs. Nun geht es also ins All - doch abgesehen vom Schauplatz hat sich gar nicht so viel verändert. Auch „Sunless Skies“ ist eine Art „Pirates!“ mit Rollenspiel-, Adventure- und Actionelementen, und wieder erforschen wir eine surreale Umgebung, treiben Handel mit exotischen Gütern und liefern uns actionreiche Gefechte mit Piraten und Monstern - nur eben im Weltraum.

Anderen Spielen müsste man das als Mangel an Originalität ankreiden, doch „Sunless Skies“ kommt mit so viel Fantasie, großartigen Texten und bizarrer Atmosphäre daher, dass man sich vor lauter Staunen über diese Welt wirklich nicht beschweren mag. Statt großer Neuerungen an einer immer noch einzigartigen Formel bietet uns der Nachfolger Detailverbesserungen - beim regulierbaren Schwierigkeitsgrad, kleineren grafischen Änderungen und vor allem einer besseren Lesbarkeit der vielen - wirklich vielen - Texte.

Dass die zweidimensionale Vogelperspektive für ein Spiel, das den Weltraum als Setting hat, eigentlich etwas seltsam ist, verzeiht man dann übrigens ebenso. Es ist nämlich auch in zwei Dimensionen schon schwer genug, in den wirklich haarigen Kämpfen gegen Piraten und kosmische Monster nicht allzu oft das Zeitliche zu segnen.

Sunless Skies

Failbetter

Ein Fest für Freunde der Phantastik

„Sunless Skies“ ist ein Spiel für Menschen, die gerne lesen - und da besonders für Freunde der phantastischen Literatur. Wer die Klassiker Jules Verne, H.P. Lovecraft und H.G. Wells verehrt, kommt ebenso auf seine Kosten wie Freunde des New Weird und natürlich des Steampunk - jener SF-Nische, in der Dampfmaschinen abenteuerliche technische Wunderwerke betreiben. Filmfreunden ist das Genre spätestens seit Peter Jacksons „Mortal Engines“ ein Begriff.

„Sunless Skies“, erschienen für WIndows, Mac und Linux.

Der größte Reiz von „Sunless Skies“ liegt im schrittweisen Aufdecken der gefühlt tausenden kleinen und großen Geschichten, die man auf seinen Expeditionen nachverfolgt. Es geht - unter anderem - um kosmische Uhrwerke, melancholische Teufel, uralte Pilz-Kolonisten und ein im luftleeren Nichts schwebendes London - und in diesem Bild, so könnte man bösartig sagen, ist „Sunless Skies“ dann irgendwie doch wieder nah dran an der tristen Brexit-Realität. Ein großartiges Abenteuer, fernab aller Klischees - gute Englischkenntnisse vorausgesetzt.

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